Auf der Luftwaffen-Show in Berlin: Unter Drohnen

Wer von der Waffen-Industrie die Wahrheit hören möchte, muss auf die Luftfahrtausstellung gehen. Da werden Dinge verraten, die sonst geheim sind.

Gestatten: Heron, Drohne. Auf der ILA in Berlin. Bild: dpa

BERLIN taz | „Fire and forget“ – Feuern und Vergessen – steht auf der Kurzstreckenrakete Iris-T. Das knapp drei Meter große Gerät, das vom Aussehen her einer Kugelschreibermine ähnelt, wird vor der Halle 3 präsentiert. Über deren Eingang steht „Sicherheit gemeinsam gestalten“. Ist das nicht irgendwie zynisch? Nicht für die voraussichtlich mehr als 200.000 Besucher, die bis Sonntag auf dem Schönefelder Gelände in der Nähe des BER über die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) flanieren.

Eine Fachmesse, auf der Industrie, Forschung und Staat zusammenkommen. Rund 300 Fluggeräte gibt es zu sehen, dazu Luftshows, eine Eröffnungsrede von Kanzlerin Angela Merkel persönlich. Wer an Weltraumerkundung und Raketen denkt, liegt falsch. Militär- und Rüstungsindustrie dominiert die Messe. Dieses Jahr mit dem Schwerpunkt Drohnen und dem Gastland Türkei.

Doch so viele Experten auf einem Haufen haben auch ihr Gutes: Statements, die sonst nur schwer aus den Sprechern der Hersteller und Forschungsinstitute herauszupressen sind, werden hier stolz in den Hallen verkündet. Einfach so. Etwa dieses: „Komplette Konstruktionszeichnungen dürfen wir nicht an ausländische Studierende geben“, sagt der Student am Stand der TU München. Das verbiete das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Der Grund: Spionagegefahr. Vor dem Mittzwanziger steht ein Modell der Sagitta-Drohne.

Neben der Halle ist eine in Echtgröße zu bewundern. Sie hat Ähnlichkeit mit einem übergroßen Papierflieger. Sagitta trifft selbstständig Entscheidungen, auch ohne menschliche Anweisungen, fliegt im Schwarm und wurde von der teilstaatlichen Rüstungsfirma EADS in Auftrag gegeben. Neben der TU München arbeiteten sowohl die TU Chemnitz, die Hochschule Ingolstadt, die Uni der Bundeswehr in München und das Zentrum für Luft- und Raumfahrt an der Drohne.

Fast alles Dual Use

Gibt es keine Zivilklausel an der Universität? „Nö, bei uns läuft fast alles unter Dual Use“, brüstet sich der Student. Also Forschung, die sowohl für die zivile Nutzung, als auch für Militär- und Rüstungsindustrie geeignet ist. „Den Begriff Drohnen benutzen wir nicht so gerne“, sagt der Mann am Stand des UAV Dach – dem deutschsprachigen Lobbyverein für die Drohnenbranche. Sie bevorzugen die Abkürzung UAV, Unmanned Aerial Vehicle – englisch für Unbemanntes Luftfahrzeug.

Der Begriff Drohne sei „so militärisch vorbelastet“. Doch macht er aus der Verbandelung von Industrie, Militär und Universitätenfoschung keinen Hehl: „Die Industrie übernimmt die Führung der Projekte, die haben Erfahrung“, sagt er. Die Universitüäten liefern das Wissen und „mit der Zulassung hat man beim Militär keine Probleme“, die dürften das ja, sagt er.

„Drohnen können nicht nur auf den Boden gucken“, sagt ein Soldat zu seiner Kollegin, die später einen Vortrag hält. „Drohnen schützen auch die Bevölkerung“, müsse sie sagen, rät er ihr. Um das Paar herum hat die Bundeswehr ihr Arsenal aufgefahren: Eurofighter, Tornados und vier verschiedene Drohnenmodelle. Sie werden eingesetzt in Afghanistan, Kosovo aber auch hier in Deutschland, sagt ein anderer Soldat.

Sie tragen hübsche Namen wie Luna und Aladin und dienten nur der Aufklärung, sagt er. „Wenn man zum Beispiel hinter einen Berg gucken möchte“. Auf dem Schild der Drohne Mikado steht, sie könne auch Menschen identifizieren. Beim Flugzeughersteller Airbus stehen dann „die anderen Modelle“, sagt er. Wie die Drohne Heron, „die man von unten gar nicht sieht“.

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