Aufstand in Ägypten: Blogger und Journalisten bedroht

Journalisten werden entführt, ihre Arbeit wird zensiert und behindert. Der bekannte Blogger Sandmonkey berichtet, die Polizei habe ihn überfallen und geschlagen.

Der Fotograf Nasser Gamil von der Nachrichtenagentur AP wurde von einem Polizisten mit einem Stein geschlagen. Bild: dapd

BERLIN taz | Sandmonkey ist einer der berühmtesten Blogger Ägyptens, sein letzter Tweet am Donnerstag vormittag lautete: "Gehe jetzt zum Tahrir-Platz und bringe medizinische Hilfe". Sein letzter Blogeintrag an diesem Vormittag, in dem er seine Erlebnisse in den letzten Tagen auf Kairos Straßen beschrieb, endete mit den Worten: "Das Ende ist nah. Ich habe keine Illusionen über dieses Regime oder seine Führer und dass sie uns rupfen und jagen werden, jeden einzelnen."

Um 13.30 Uhr twitterten seine Freunde und Follower, dass er verhaftet worden sei. Sein Blog "Rantings of a Sandmonkey war am Donnerstag ab 14 Uhr nicht mehr zu erreichen. Noch Mittwoch Nacht hatte er dem mit amerikanischen Journalisten Roger L. Simon per Skype gesprochen.

Bis vor kurzem war in Sandmonkeys Blog als Vorspann zu lesen: "Sei vorgewarnt: Der Schreiber dieses Blogs ist ein extrem zynischer, sarkastischer, pro-amerikanischer, säkularer, libertärer, übellauniger Sandaffe." Sandmonkey nennt sich der Blogger, weil Sandaffe eine rassistische Bezeichnung für Araber ist und auch alle anderen Bezeichnungen, mit denen er sich hier vorstellt, sind Vorurteile, gegen die er kämpft. Es geht ihm um eine offene Diskussion über Freiheit, Demokratie, Islamismus.

Um 17 Uhr am Donnerstag twittert Sandmonkey, dass er wieder frei sei. Er sei von der Polizei überfallen und geschlagen worden. Sein Handy sei konfisziert, ebenso sein Auto samt der Medikamente.

Er ist nicht der einzige Unbequeme, der heute verprügelt und verhaftet wurde. Journalisten und Blogger sind in Ägypten nicht mehr sicher. Sie sind gezielter Gewalt ausgesetzt und werden verhaftet, ihre Kameras werden zerstört, Filmmaterial wird beschlagnahmt.

Es sei zunehmend schwierig, die Sicherheit der Korrespondenten in Ägypten zu gewährleisten, sagte gestern der ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Seine bereits am Mittwoch verhaftete Mitarbeiterin sei gestern freigelassen worden, nachdem sie vom ägyptischen Geheimdienst in einem Hochsicherheitsgefängnis 20 Stunden lang festgehalten worden war.

Reuters teilte gestern mit, ein Mitglied ihres Kamerateams sei am Donnerstag in der Nähe des Tahrir-Platzes zusammengeschlagen worden. Das Team sei gerade dabei gewesen, Geschäfte und Banken zu filmen, die wegen der Krawalle schließen mussten. Rajesh Bhardway, indischer Videojournalist von CNN-IBN, gab an, er sei am Donnerstag auf dem Tahrir-Platz kurzzeitig in Sicherheitsverwahrung genommen, sein Personalausweis und seine Bänder seien verbrannt worden.

Swedish TV hat keinen Kontakt mehr zu seinem Korrespondenten Bert Sundström und vermutet, er sei entführt worden. Shahira Amin, Chefreporterin von Nile TV, hat ihren Job mit sofortiger Wirkung gekündigt. Sie wolle nicht mehr Teil der Propagandamaschine sein und sei mehrfach von der Staatssicherheit angerufen und mit dem Tod bedroht worden.

Bereits am Mittwoch wurden nach Angaben von Reporter ohne Grenzen mindestens vier Journalisten unter anderem von den TV-Sendern al-Dschasira, BBC und CNN und der Nachrichtenagenur AP festgenommen. Der belgische Journalist Serge Dumont soll am Mittwoch verprügelt und einem Militärposten übergeben worden sein. Er wird der Spionage beschuldigt und soll dem Geheimdienst übergeben werden.

Dass es eine konzertierte Kampagne gebe, um Journalisten in Kairo einzuschüchtern und sie an ihrer Berichterstattung zu hindern, twitterte PJ Crowley, Sprecher des US-Außenministeriums. Nachdem der Mobilfunkkonzern Vodafone von der Regierung am Wochenende gezwungen wurde, sein Netz abzuschalten, erklärte das Unternehmen nun, ägyptische Behörden hätten verfügt, regierungsfreundliche SMS zu verschicken.

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