Aufstockung des Feldstraßenbunkers: Weniger Sport als versprochen

Bald entscheidet die Bürgerschaft über die Aufstockung des Feldstraßenbunkers. Die Linke kritisiert: Der Investor ziehe Hamburg über den Tisch.

Dombesucher vor dem Feldstraßenbunker

Grauer Riesenklotz: Der Feldstraßenbunker soll höher werden. Foto: dpa

HAMBURG taz | Doppelt so hoch und doppelt so grau: Eine grüne Oase sollte er werden, mit Garten, Ausblick und Turnhalle. Der ehemalige Kriegsbunker auf dem Heiligengeistfeld soll aufgestockt werden und einen Mehrwert für den Stadtteil bieten. Aber, so die Kritik von Linken und Stadtteil-Initiativen, nur der Investor profitiere. Der Senat und das Bezirksamt Mitte haben dem fünfstöckigen Aufbau aber bereits zugestimmt, nur der Beschluss der Bürgerschaft steht noch aus.

„Hier wird ein Vertrag zu Lasten der Stadt abgeschlossen“, sagt Heike Sudmann (Linke). Sie fürchtet, dass der Investor die Stadt über den Tisch zieht. Zum einen erlässt die Stadt dem Investor Thomas Matzen die Erbpacht, zum anderen werde nicht geliefert, was versprochen wurde.

In der letzten Bürgerschaftssitzung hatte der Haushaltsausschuss eine Summe von 5,8 Millionen Euro genannt, die die Stadt Matzen erlassen will. Im Gegenzug seien „erhebliche, auch der Allgemeinheit zugute kommende Investitionen“ geplant. Das geht zumindest aus der Vereinbarung der Stadt mit dem Investor hervor.

Sudmann zufolge handelt es sich jedoch um 23,4 Millionen Euro. „Bei den 5,8 Millionen Euro handelt es sich um eine fiktive Hochrechnung“, räumt auch Daniel Stricker von der Finanzbehörde ein. In den nächsten Tagen werde eine Erklärung über die Berechnung an die Bürgerschaft übermittelt, sagt er. Stricker zufolge sind Sudmanns Berechnungen jedoch „frei erfunden“ und „nicht relevant“ für die Finanzbehörde.

Es drückt aber auch noch an einer anderen Stelle. Die geplante Sporthalle gleicht mittlerweile eher einer Mehrzweckhalle. Und das, obwohl der Investor einem Stadtteil mit zu wenigen Sporthallen eine Sporthalle angeboten hatte, sagt Martin Stoll-Hafkus von der Feldbunker-Initiative, die gegen eine Aufstockung ist. Nur aus diesem Grund habe es überhaupt eine Baugenehmigung gegeben, erklärt er. „Hätte sich der FC St. Pauli nicht für das Projekt eingesetzt, wäre es vermutlich nicht zustande gekommen.“

Der steht nun auch offiziell im Vertrag: Die Sport- und Freizeithalle soll „überwiegend vom Breitensport des FC St. Pauli genutzt werden“. Was das bedeutet, ist jedoch nicht klar. Zwischen Auf- und Abbau von Veranstaltungen bestehe kaum noch Platz für Sport, meint Stoll-Hafkus.

Die Teilnahme des FC St. Pauli an dem Projekt möchte Christoph Pieper, Pressesprecher des Vereins jedoch nicht bestätigen: „Der FC St. Pauli entscheidet unabhängig, ob er Mieter der Halle werden mag oder nicht.“ Derzeit werde über den Sachverhalt beraten, sagt Pieper.

Bereits im Zuge des Umbaus der Rindermarkthalle war eine Konzerthalle im Gespräch, die letztlich aber am Protest der Anwohner scheiterte. Damals ging es vor allem um zunehmende Lärmbelästigung und eine weitere Kommerzialisierung des Viertels. Im aufgestockten Bunker sollten in der geplanten Halle deswegen lediglich 38 Großveranstaltungen im Jahr erlaubt sein.

Nun werden Veranstaltungen von bis zu 1.300 Menschen von dieser Begrenzung ausgenommen. Und: Diese Regel gilt jedoch nicht für „Kongresse, Ausstellungen, Theatervorstellungen oder nicht störende Musikveranstaltungen, alle mit maximal 1.300 Besuchern“. Bei dieser Begrenzung der Veranstaltungen ging es aber nicht primär um Lautstärke, sondern um Verkehrsaufkommen und die ungünstige Parkplatzposition.

„Der Sport ist nur der Pausenfüller zwischen den Veranstaltungen“, sagt Stoll-Hafkus. Bei einer Sitzung der Stadtteil-Initiative „St. Pauli selber machen“ am vergangenen Samstag wurde der Verein sogar dazu aufgefordert, sich komplett aus dem Projekt zurückzuziehen. „Vielen Fans ist es unangenehm, dass der St. Pauli da mitmischt“, sagt Stoll-Hafkus.

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