Ausblick zur Euro-Krise: Es bleibt turbulent

Die Krise hat 2011 den Euro-Ländern ganz schön zugesetzt. Kommt im neuen Jahr die Rezession? Wie geht es 2012 mit der Eurokrise weiter?

In diesem Jahr könnte sich die Euro-Krise verschärfen. Es kann aber auch besser werden. Bild: Photocase / kallejipp

Die Eskalation der Eurokrise ist genau datierbar. Am 21. Juli 2011 fällten die EU-Regierungschefs eine historische Entscheidung: Die Banken sollten sich an den Krisenkosten beteiligen und auf 21 Prozent ihrer Kredite an Griechenland verzichten.

Seither ist die Eurokrise außer Kontrolle. Denn bei den Banken breitete sich Panik aus: Wenn ein Euroland in die Pleite geschickt wird - dann kann dies auch anderen Ländern passieren. Prompt stiegen die Risikoaufschläge für Italien und Spanien, aber auch für Frankreich, Belgien und Österreich.

Kein Eurogipfel hat diese Panik wieder stoppen können, obwohl umfangreiche Maßnahmen beschlossen wurden: Der europäische Rettungsschirm EFSF kann jetzt 440 Milliarden Euro auszahlen, und die Europäische Zentralbank (EZB) hat mittlerweile Staatsanleihen in Höhe von 211 Milliarden Euro aufgekauft.

Außerdem werden die EU-Notenbanken mindestens 175 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen, damit er dieses Geld dann an bedürftige Eurostaaten zurücklenken kann. Zudem ist der IWF schon seit Anfang der Eurokrise mit weiteren 250 Milliarden Euro dabei.

Trotzdem verharren die Zinsen für Italien und Spanien auf sehr hohem Niveau. Dies ist gefährlich. Denn die Eurostaaten müssen im nächsten Jahr rund 1.500 Milliarden Euro aufnehmen, um fällige Kredite zu bezahlen, ihre neuen Defizite zu decken und Zinsen zu finanzieren. Die Frage also ist: Wie geht es 2012 mit der Eurokrise weiter?

Rettungsschirme: Ab Mitte 2012 soll es einen permanenten Rettungsschirm geben, den "Europäischen Stabilitätsmechanismus" (ESM). Allerdings kann auch er nicht mehr als 500 Milliarden Euro auszahlen – inklusive der Mittel, die vom provisorischen Rettungsschirm EFSF ausgegeben wurden. Die Investoren werden sich also ausrechnen, dass dies nicht reicht, um Italien oder Spanien vor der Pleite zu bewahren. Sie werden also weiterhin hohe Risikoaufschläge verlangen. Hohe Zinsen treiben Länder jedoch in die Pleite, weswegen die EZB erneut einspringen dürfte.

EZB: Bisher hat es nichts genutzt, dass die Europäische Zentralbank 211 Milliarden Euro investiert hat, um in kleinen Tranchen Staatsanleihen aufzukaufen. Daher wird sich 2012 die Frage stellen, ob die EZB die "Bazooka" herausholt - und unbegrenzt Staatsanleihen erwirbt, um niedrige Zinsen durchzusetzen. Die US-Notenbank Fed oder die Bank of England betreiben genau diese Politik.

Banken: Sie müssen sich nächstes Jahr etwa 700 Milliarden Euro besorgen. Da die Investoren den Banken jedoch nicht trauen, hat die EZB ausgeholfen. Kurz vor Weihnachten durften die Banken dreijährige Kredite aufnehmen, für die sie nur den Leitzins zahlen müssen, der momentan bei 1 Prozent liegt.

Trotz dieser Liquiditätshilfe von 489 Milliarden Euro ist aber nicht auszuschließen, dass Banken pleitegehen, wenn sie so hohe Verluste machen, dass ihr Eigenkapital wegschmilzt. Ein europaweiter Stresstest hat kürzlich ergeben, dass 31 Großbanken insgesamt fast 115 Milliarden an Eigenkapital fehlen. Viele Banken werden 2012 also erneut Staatshilfe benötigen. Darunter dürfte auch die Commerzbank sein.

Bei diesen Szenarien ist ein Risiko nicht eingerechnet: 2012 droht in Europa eine Rezession. Dann aber würden Defizite explodieren – und die Eurokrise würde sich noch weiter verschärfen.

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