Ausgezeichneter Journalismus: ProPublica erhält Pulitzer-Preis

Die Pulitzer-Preise sollen journalistische Leistungen für die Demokratie ehren. Die Online-Publikation ProPublica erhält den begehrten Preis zum zweiten Mal in Folge.

Die ProPublica-Mitarbeiter als sie erfahren, dass sie schon wieder gewonnen haben. Bild: dapd

NEW YORK dpa | Es gibt ihn noch, den investigativen Journalismus. Allen Unkenrufen zum Trotz über angeblich verflachende Reportagen und häppchenweise Nachrichten im Internet zeigen die großen Zeitungen, dass der nachforschende, aufdeckende, aufklärende Journalismus lebt, dass er da, wichtig und marktfähig ist. Der Jury der New Yorker Columbia-Universität war das am Montag wieder 14 Pulitzer-Preise wert. Auch für Literatur und Bühne wurden die Preisträger genannt, die bei einer festlichen Gala im Mai nebst der Auszeichnung 10.000 Dollar bekommen.

Von dem Städtchen Bell mit seinen nicht einmal 40.000 Einwohnern hätte man außerhalb Südkaliforniens vielleicht nie etwas erfahren, wenn sich die Stadtoberen nicht die Taschen mit Steuergeldern vollgestopft hätten. Und wenn es die Los Angeles Times nicht gäbe. Doch als alle in der Stadt wegsahen - und mitkassierten - deckte die Zeitung auf, dass sich in der Stadtverwaltung viele gegenseitig fürstliche Gehälter zugeschanzt hatten. Die LA Times darf keine Beamten entlassen, sie darf nicht festnehmen und keine Gesetze ändern. Aber all das geschah durch die zuständigen Stellen, nachdem die Zeitung den Skandal aufgedeckt hatte.

Für genau solche Fälle hatte Joseph Pulitzer seinen Preis gestiftet. Nachdem der Verleger der New York World, die es längst nicht mehr gibt, vor 100 Jahren gestorben war, dauerte es noch bis 1917, bis zum ersten Mal die goldene Medaille vergeben wurde. John F. Kennedy hat eine bekommen, Ernest Hemingway auch oder die beiden Watergate-Aufdecker Carl Bernstein und Bob Woodward. Und jetzt auch Paige St. John. Die kannten bislang nur die Leser der kleinen "Sarasota Herald-Tribune", doch die Journalistin deckte auf, dass die Hausversicherer in Florida sich oft absprechen und die Kunden nicht das für ihr Geld bekommen, was ihnen zusteht.

Für solche Recherchen gibt es in New York sogar ein unabhängiges Büro, das von Spenden finanziert wird und lange und teure Nachforschungen betreibt. "ProPublica" heißt es, und die Arbeit des Teams zu den Hintergründen der Finanzkrise war der Jury ebenfalls einen Pulitzer-Preis wert. Das gilt auch für zwei New York Times-Reporter, die die Zustände im russischen Justizsystem schilderten.

In 14 Kategorien werden die berühmtesten Journalistenpreise der Welt vergeben, auch für Kunstkritik, Kommentare und sogar die besten Karikaturen. Die erfolgsverwöhnte New York Times musste sich ebenso wie die Los Angeles Times mit zwei Auszeichnungen zufriedengeben, die Washington Post gar nur mit einer.

Auch Buchpreise vergeben

Aber die letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass auch kleine Blätter zu großem Journalismus in der Lage sind, so wie in diesem Jahr die Zeitung aus Sarasota, Florida. Oder der Milwaukee Journal Sentinel, der mit einer Reportage über die Heilung eines vier Jahre alten Jungen beeindruckte. Oder der The Star-Ledger aus New Jersey, der schilderte, wie ein Fischerboot unter mysteriösen Umständen sank und sechs Männer mit in den Tod riss.

Doch die Pulitzer- sind auch Buchpreise. Das meiste Aufsehen hat Jennifer Egan erregt. Mit "A Visit from the Goon Squad", das es auf deutsch noch nicht gibt, sei ihr eine "originelle Untersuchung des Erwachsen- und Altwerdens im digitalen Zeitalter" gelungen. Das Buch dreht sich um den Punkrocker Bennie Salazar, seine Freunde und die Musikszene, beschrieben über fünf Jahrzehnte.

Das beste Sachbuch war nach Ansicht der Jury "The Emperor of All Maladies: A Biography of Cancer" (etwa: "Der Kaiser aller Krankheiten: Eine Biografie des Krebses") von Siddhartha Mukherjee. Aber auch andere Kunstformen wurden berücksichtigt. So wurde Kay Ryan im Bereich Poesie ausgezeichnet. Der 1953 in Peking geborene Zhou Long wurde für seine Oper "Madame White Snake" geehrt. Der Preis für das beste Drama ging an Bruce Norris für "Clybourne Park".

Nur ein Preis wurde nicht vergeben, der für die schnelle und multimediale Berichterstattung lokaler Großereignisse. Es gab Nominierte. Keiner aber war in den Augen der Jury preiswürdig.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.