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Ausländerfeindlichkeit in SüdafrikaMord an Geschäftsleuten empört Nigeria

Zwei nigerianische Geschäftsleute wurden bei einem bewaffneten Überfall auf ihr Büro in Durban erschossen. Afrikanische Migranten sind besorgt.

Trügerisch idyllische Kulisse: der Strand von Durban Foto: Rogan Ward/reuters

Johannesburg taz | Die Ermordung zweier Geschäftsleute aus Nigeria in der südafrikanischen Hafenstadt Durban hat Ängste vor einer Ausweitung ausländerfeindlicher Gewalt in Südafrika geweckt. Maskierte Bewaffnete erschossen die beiden lediglich als Austin und Ayo genannten Nigerianer bereits am 6. Juli, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde. Die Mörder überfielen das Autozubehörgeschäft der Nigerianer, drangen ins Büro ein und eröffneten gezielt das Feuer.

Die Spannungen zwischen Afrikas Großmächten Nigeria und Südafrika dürften damit wachsen, zumal Nigeria jetzt von den südafrikanischen Behörden verlangt, dem Doppelmord besser nachzugehen.

Abike Dabiri-Erewa, Vorsitzende der nigerianischen Diasporabehörde Nidcom (Nigerians in Diaspora Commission), sprach von einem „nicht hinnehmbaren“ Vorfall und warf Südafrika vor, den bestehenden Frühwarnmechanismus zwischen den beiden Regierungen zum Umgang mit solchen Gewalttaten nicht aktiviert zu haben. Seit 2017 arbeiten Regierungsbehörden von Süd­afrika und Nigeria zusammen, um Risiken ausländerfeindlicher Gewalt frühzeitig zu erkennen und ihnen gemeinsam entgegenzutreten.

Zwar sind nicht nur Nigeria­ner von Gewalt in Südafrika betroffen, sagt Kommentator Frank Ohagwam. „Die Gewaltkriminalität in Südafrika ist sehr hoch. Ich bezweifle, dass Nigerianer gezielt angriffen werden, außer in Einzelfällen“, sagt er. Doch Südafrika ist ein beliebtes Investitionsziel für Nigerianer, und viele Unternehmen aus Nigeria haben sich dort niedergelassen. „Volatile Beziehungen bedrohen nicht nur Menschenleben, sondern auch Wirtschaftsbeziehungen“, sagt Geschäftsmann Collen Makumbirofa aus Simbabwe.

Diskriminierung afrikanischer Migranten

Die Lage für afrikanische Migranten in Südafrika hat sich in jüngster Zeit verschlechtert. Ausländerfeindliche Aktivisten haben immer wieder Kranken und Schwangeren aus Malawi, Mosambik und Simbabwe den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen versperrt. „Es gibt keine Entschuldigung für so brutale Akte gegen bedürftige Menschen“, sagt der Simbabwer Makumbirofa. „Sie reflektieren eine allgemeine Feindseligkeit, die blühen kann, wenn niemand etwas dagegen unternimmt.“ Er ruft seine simbabwischen Landsleute jetzt dazu auf, Reisen nach Südafrika zu überdenken.

Ausländerfeindlichkeit in Südafrika ist ein altes Problem. 2008 starben mindestens 62 Menschen bei verbreiteten Ausschreitungen gegen afrikanische Migranten, zum ersten Mal seit Ende der Apartheid wurde die Armee zur Wiederherstellung der Ordnung eingesetzt.

Seit Südafrikas Demokratisierung 1994 sind nach Angaben von „Xenowatch“ in Südafrika bei 1.053 dokumentierten ausländerfeindlichen Gewaltakten 664 getötet worden. Südafrikas Menschenrechtskommission hat angesichts der Vorfälle vor Gesundheitseinrichtungen in den letzten Monaten davor gewarnt, niemand habe das Recht, eigenmächtig den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen zu kontrollieren oder Identitätskontrollen vorzunehmen.

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