Ausstellung abgesagt: Künstler ohne Grenzen

Der Schwede Lars Vilks polarisierte einst mit Mohammed-Zeichnungen. Nun begibt er sich in seltsame Gesellschaft und muss sich Muslimhass vorwerfen lassen.

Selbst schuld? Künstler Lars Vilks. Bild: dapd

Lars Vilks provoziert. So sehr, dass Menschen ihn wegen seiner Kunst töten wollen. Gerade stehen wieder mal drei Männer unter diesem Verdacht in Göteborg vor Gericht. Mit seinem „Nimis“ an der südwestschwedischen Küste wohl einer der bedeutendsten europäischen Land-Art-Künstler, ist Vilks international bekannt und zum Hasssubjekt geworden für einige Zeichnungen aus dem Jahre 2007: Menschenköpfe, von ihm deklariert als die Mohammeds, auf Hundekörpern.

Vor einigen Wochen hat der 66-jährige eine Einladung angenommen, am 11. September in New York eine Rede auf einer Konferenz der antiislamischen SION (Stop Islamization Of Nations) zu halten. Eine Organisation, die den Westen in einem Krieg mit der islamischen Welt sieht. Natürlich wurde Vilks gefragt, ob es ihn nicht störe, wenn SION seinen Auftritt propagandistisch ausnutze. „Ich kann sie nicht daran hindern“, war seine Antwort.

Und Grenzen dafür, welchen Einladungen er nicht nachkommen würde, gibt es offenbar wenige. Vom „Ku Klux Klan“ etwa? Doch, würde er annehmen. Und letzte Woche konnte er sich in einer TV-Debatte auch einen Auftritt bei Holocaustleugnern vorstellen, „wenn das interessant wäre“.

Mit seinem SION-Auftritt verwandle sich sein „Mohammed-Hund“ von einem kritischen Werk zum Thema Meinungsfreiheit zu einem Pamphlet à la Der Stürmer kommentierte Sydsvenska Dagbladet. Und ein Museum in Östersund lud ihn von einer lange geplanten Ausstellung wieder aus. Begründung: Einen Künstler, der sich für eine solche „rein anti-muslimische Richtung einspannen“ lasse, wolle man nicht zeigen. „Exakt der gleiche machtvollkommene Reflex wie in Putins Russland“, konstatierte daraufhin Dagens Nyheter: „Zensur dort, Zensur hier.“

Lars Vilks also Schwedens Pussy Riot? Unsinn, konterte Aftonbladet: Das Museum habe alle Veranlassung gehabt, nicht mit einem wachsenden Muslimhass assoziiert zu werden. Anders als Pussy Riot richte Vilks seine Kunst nicht gegen eine Kirche, die mit der Staatsmacht liiert sei. Und anders als Pussy Riot habe er volle Meinungsfreiheit – nur eben kein Recht, in einer bestimmten Ausstellung präsent zu sein.

Nach Vilks Rauswurf solidarisierte sich die Mehrzahl der 16 weiteren eingeladenen KünstlerInnen und zog ihre Teilnahme zurück. Daraufhin cancelte das Museum die gesamte Ausstellung. „Was mich fasziniert, ist, dass es keinen der mit ihm solidarischen Künstler zu stören scheint, was Vilks da eigentlich so macht“, kommentierte Mårten Arndtzén, Kunstkritiker beim öffentlich-rechtlichen schwedischen Rundfunk: Schließlich entspreche die Rhetorik von SION zum Verwechseln der, „die die Nazis zur Vorbereitung des Holocaust anwandten“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.