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Auswirkungen der US-HandelspolitikTrumps Zölle treffen besonders Deutschlands Süden

Eigentlich sind die USA Deutschlands wichtigster Handelspartner. Doch die neuen Zölle wirken bereits – und das regional ganz unterschiedlich.

Vor allem Deutschlands Süden ist von Trumps Zöllen betroffen: hier das BMW-Werk in Dingolfing Foto: imago

Die von Donald Trump eingeführten US-Importzölle haben vor allem Auswirkungen auf Landkreise im Süden Deutschlands. Das geht aus einer Studie hervor, die das Ifo-Institut am Montag in Dresden veröffentlichte. „Das Nord-Süd-Gefälle ist deutlich: Während Potsdam sogar einen leichten Zugewinn verzeichnet, drohen Industriestandorten wie Salzgitter, Dingolfing-Landau, Wolfsburg und Ingolstadt empfindliche Einbußen“, erklärt der Leiter der Dresdner Niederlassung des Münchner Forschungsinstituts Marcel Thum.

Eigentlich sind die USA der wichtigste Abnehmer von Produkten Made in Germany im Außenland. Vergangenes exportierten heimische Betriebe Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro in die Staaten und damit so viel wie in kein anderes Land. Doch Donald Trumps Handelspolitik hat schon massive Auswirkungen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sanken die Exporte in die USA um 5,3 Prozent auf 89,9 Milliarden Euro. Weil gleichzeitig die Importe aus den USA zulegten, rutschte der deutsche Außenhandelsüberschuss mit dem Land auf den niedrigsten Stand seit 2021 ab.

Nachdem US-Präsident Donald Trump die EU mit etlichen neuen Zöllen überhäufte, gilt seit September ein ausgehandelter Satz von 15 Prozent auf fast alle EU-Produkte. Dabei haben die Zölle vor allem auf industriell geprägte Gegenden in Deutschland Auswirkungen, die stark vom Export abhängen. „Während Dienstleister vielerorts tendenziell profitieren und Marktanteile gewinnen können, sind die Verluste im Verarbeitenden Gewerbe in einzelnen Kreisen gravierend“, sagt ifo-Experte Robert Lehmann.

So geht das Institut von besonders schweren Folgen der Zölle für die Wertschöpfung in Salzgitter, Dingolfing-Landau und die VW-Stadt Wolfsburg aus. Potsdam, der Main-Taunus-Kreis oder Cottbus hingegen könnten sogar leicht profitieren. „Insgesamt könnten die Zölle mittelfristig zu einer Verschiebung der Wirtschaftsaktivität von Industrie zu Dienstleistungen führen“, schätzt deshalb Ifo-Experte Lehmann.

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11 Kommentare

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  • Bezogen auf die Binnenwirtschaften sind Exportüberschüsse, wie wir sie gegenüber den USA trotz der IT-Einnahmen der Kommunikationsgiganten verzeichnen konnten Ausdruck von technologischer Überlegenheit, in der insbesondere unser kreativer Mittelstand als Input für die global aktiven Unternehmen Punkten konnte. China beweist, dass sich die Bedingungen auch umkehren können, insbesondere, wenn neue Technologien nicht mehr hierzulande angewandt, sondern von den Investoren exportiert und dort weiterentwickelt werden können bei gleichzeitig immer geringerem Personaleinsatz. So trocknen ganze Wirtschaftszweige in den vormals führenden Industrieländern aus und Zölle können dabei nur und gerade noch einen Binnenmarkt aufrecht erhalten. ES ist doch kein Zufall, dass Trump Geschäfte auf Gegenseitigkeit anbietet, wenn er gleichzeitig zur Bedingung macht, Gas und Öl und Whisky als Gegenleistung zu importieren. Wir müssen uns lösen von einer Wachstumswirtschaft, die sich nur über Exporte entwickeln konnte und jetzt mangels Profitchancen zum Erliegen kommt hin zu einer an den in der Regel kleinteiligeren Bedürfnissen unserer Bevölkerung und am Gemeinwohl ausgerichteten Ökonomie.

  • Der Wirtschaft geht es schlecht, sie muss sich mal ausruhen.

  • das heißt also das Leistungsbilanzdefizit der USA wird verringert. Die Zölle funktionieren? bis auf die Kosten die die Konsumenten in den USA tragen...

  • Wir müssen doch um unseren CO2 Ausstoß zu reduzieren sowieso industrielle Fertigungen ins Ausland verlegen, damit die Emissionen zukünftig dort erfolgen und nicht hier bei uns. Da passt uns doch so eine Entwicklung perfekt rein. Ich sehe schon die blühenden Landschaften.

  • Seltsame Geografie: Die negativ betroffenen Kreise Salzgitter und die VW-Stadt Wolfsburg liegen im Norden, der positive betroffene Main-Taunus-Kreis im Süden.



    Es hat offensichtlich nicht mit der geografischen Lage zu tun. Es trifft die Autoindustrie - und die gibt es im Norden und im Süden Deutschlands. Kreise mit besonders starker Konzentration auf diesen Bereich der Wirtschaft trifft es demgemäß am härtesten.



    Die US-Verbraucher haben ja durch die Zölle nicht mehr, sondern weniger Kaufkraft.

  • „Während Dienstleister vielerorts tendenziell profitieren und Marktanteile gewinnen können, sind die Verluste im Verarbeitenden Gewerbe in einzelnen Kreisen gravierend“



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    Ja, ist mMn. auch schlüssig!

    Wir exportieren in weiten Teilen "veraltete Technologie"! Siehe VW, BMW usw.

    Dienstleistungen, Ideen & Service, DAS ist der Bereich, auf den sich ein ressourcenarmes Land wie DE hin entwickeln muss!

    Gibt genug Geschäftsfelder die wir in den letzten Jahrzehnten "verpennte" bzw. duch Lobbyarbeit "zum Teufel gingen"! :-(

    Das bekann nicht erst bei FAX, IT, Solar-& Windindustrie,...! :-((

    Wenn wir weiter an o.a. alten Struckturen kleben, vergl. da Kohle&Stahl in den 60ger im Pott, geht es füt DE den Bach runter!

    Und mit dem o.a. sind nicht "Irrlichter" wie "Flugtaxis" gemeint, sondern "breite, massive Investitionen" in Umwelttechnick, Klimawandel & -schutz!"

    Das sind mMn. die Geschäftsfelder der Zukunft von deren "Export" bei Ideen & auch Hartware in der Zukunft leben könnten!

    Doch nur, wenn wir uns aus den jetzigen Macht- & Lobbyverbindungen lösen können! :-(

    Ps. Innenpolitsche Baustellen, Rente, Demokratie, usw. scheint "Sauerlandfritz & FANs" ja gerade zu regeln! :-((

  • BMW fehlt seit vielen Jahren die Fähigkeit zu effizientem vorausschauendem Produkt-Management - stattdessen suhlte man sich gerne in eigener Nabelschau. Inzwischen wird gerne gejammert.

  • Hm. Weiß nicht genau, was mir der Aufhänger des Artikels jetzt vermitteln will. Dass da vom Export abghängige Standorte von Zöllen mehr betroffen sind, liegt ja logisch in der Sache. Und ohne die Karte zu bemühen würde ich Salzgitter und Wolfsburg mal nördlicher verorten als den Main-Taunus Kreis oder Cottbus. Selbst potsdam liegt südlicher als Wolfsburg.

  • Wer seine extreme Disbalance bei Export-Import nicht mal balanciert bekommt, wer statt Innovationen auch eher beim Staat um Hilfe für absehbar obsolete Verbrenner anklopft, bekommt dann halt solche Schocks. Vielleicht dämpft das auch gewisse Sprüche aus hoher Nase, die aus Dingolfing und Sindelfingen ja zwischenzeitlich auch zu vernehmen waren.



    Gleichzeitig schade, dass da einige die Kurve offenbar verpassten.

  • Schade, dass eine solche Ära ein Ende nimmt!

  • Schade, dass eine solche Ära ein Ende nimmt.