Auswirkungen des Milch-Boykotts: Der Streik kommt an

Ein Produktionsausfall durch den Streik des Milchviehhalter-Verbandes soll sich ab der nächsten Woche zeigen. Die Agrarminister beraten über mögliche Konsequenzen.

Milch für 30 Cent? Dann lieber an die Kuh! Bild: dpa

BERLIN taz Auch am Freitag verfütterten tausende deutsche Bauern ihre Milch lieber an Kälber, statt sie an die Molkereien zu liefern. Denn den Preis, den sie derzeit für ihre Ware bekommen, ist den Landwirten zu niedrig. Von Region zu Region unterschiedlich, sind das 25 bis 35 Cent je Liter - zumindest 40 Cent müssten es aber sein, um kostendeckend wirtschaften zu können. Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) geht davon aus, dass den Molkereien mittlerweile 60 Prozent der Milchmenge fehlen. Wie der Verband auf diese Zahl kommt? "Wir greifen auf Meldungen unserer Mitglieder und von Tanklastwagenfahrern zurück", sagt Sprecherin Jutta Weiß der taz.

Im Süden Bayerns und Teilen Baden-Württembergs hat es laut dem Milchindustrieverband am Freitag schon nicht mehr genug Milch für die Verarbeitung gegeben. Bis der Boykott aber im Supermarkt und damit bei den Verbrauchern ankommt, wird es noch eine Weile dauern. Denn derzeit verkaufen die Läden noch die vergangene Woche angelieferte Milch. Außerdem stellen im Fall des Falles Molkereien ihre Produktion um: weniger Käse und Butter in der Produktion und dafür mehr Frischmilch. In manchen Betrieben ist das bereits passiert. "Und irgendwann wird es weniger Käse geben", sagt BDM-Sprecherin Weiß.

Noch merken die Verbraucher davon nichts. "Es gibt keine leeren Regale", sagt Einzelhandelsverbandssprecher Hubertus Pellengahr. Und wenn nötig, könnten die Molkereien immer noch auf Ware aus dem Ausland zurückgreifen, meint er. Grundsätzlich gebe es genügend Milch auf dem europäischen Markt, sagt Michael Brandl. Allerdings fügt der Geschäftsführer der Milchindustrie noch hinzu: "Es kommt aber auch darauf an, was im Ausland passiert." Und da sieht es teilweise ähnlich aus wie in Deutschland: Im Elsass haben hunderte Milchbauern für eine Anhebung der Milchpreise demonstriert, ebenso in der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Dänemark.

Wie es hierzulande weitergeht, darüber wollen am Montag auch die deutschen Agrarminister beraten. Am Freitag hatte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) erklärt, er halte "in solchen Angelegenheiten" nichts von "politischem Aktionismus". Im Einzelhandel zeigen sich bereits die ersten Konsequenzen: Nach Berichten der Lebensmittelzeitung planen Lidl und Edeka, ihre Milch künftig mit einem Preisaufschlag in Höhe von 5 Cent anzubieten. Der soll dann direkt an die Bauern gehen. CHRISTINE ZEINER

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