Autobauer Borgward lässt auf sich warten: Keine Unterschrift aus China

Die Wiederansiedlung des Autobauers Borgward in Bremen verzögert sich. Der chinesische Mutterkonzern kämpft mit Bürokratie und Absatzeinbrüchen.

Historische Borgward-Modelle stehen in Reihen nebeneinander.

So schön wie früher wird der neue Borgward nicht – wenn er überhaupt kommt Foto: dpa

BREMEN taz | Marco Dalan sprudelt nur so vor Beruhigungsformulierungen: „Kein Anlass zum Pessimismus, es gibt wirklich überhaupt keinen Grund, uns abzuschreiben, ja, die Angst, dass wir unser Engagement in Bremen nicht vollumfänglich realisieren, kann ich komplett nehmen.“ Er ist Pressesprecher der in Stuttgart beheimateten Borgward Group AG.

Zu erklären gilt es, warum die zum Jahresende per Absichtserklärung von April angekündigte Unterzeichnung des Kaufvertrags für ein 140.000-Quadratmeter-Gelände beim Güterverkehrszentrum nicht stattfinden wird. Dort will Borgward ein „Kompetenzzentrum für Elek­tromobilität“ etablieren samt Teststrecke und ein Auslieferungszentrum. Geplant war, aus China angelieferte Teile zu jährlich 50.000 E-PKW für den deutschen, europäischen und globalen Markt in Bremen zusammenzupuzzeln.

Die Gewerbefläche steht bereit

Das avisierte Firmengelände sei absprachegemäß Ende des Jahres komplett mit Sand aufgehöht, damit es bebaut werden könne, erklärt Juliane Scholz, Pressesprecherin der Wirtschaftsförderung Bremen (WfB). „Damit haben wir alle Voraussetzungen für die Vertragsunterzeichnung erfüllt.“ Dies sei allerdings bei jeder zu erschließenden Gewerbefläche üblich. Im Übrigen seien diese derzeit dermaßen gut nachgefragt, dass das für Borgward reservierte Gelände auch an andere Interessenten verkauft werden könne. Wie lange auf die Unterschrift des Autobauers gewartet werde? Dazu möchte die WfB keine Angaben machen.

Warum legt Borgward nicht los? Dalan: „Es gibt Verzögerungen.“ 2017 sei in China ein Gesetz in Kraft getreten, nach dem alle Auslandsinvestitionen über fünf Millionen zu genehmigen seien. Da Borgward eine 100-prozentige Tochter der chinesischen Foton Motor Co., Ltd. ist, müsse die ihren „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ für das Bremen-Engagement nun absegnen lassen. Das dafür zuständige Politgremium würde wohl im ersten Quartal 2018 zusammentreten.

Viel ernster klingen Meldungen, der Mutterkonzern wolle Borgward nach einem verlustreichem Jahr wieder verkaufen – das berichtete die China Daily. „Das ist falsch“, sagt Dalan. Und richtig: In einer Ad-hoc-Meldung des Unternehmens wird lediglich angekündigt, „global potential investors“ zu suchen, „to start Borgward Vehicles“. Grund könnten Absatzeinbrüche sein. Die Verkaufszahlen sind im August um 40 Prozent zurückgegangen. Erstaunlich, da gleichzeitig das SUV-Segment, in dem alle Borgward-Modelle angesiedelt sind, in China um 17,1 Prozent gewachsen ist – nachzulesen online auf dem „Bestsellingcarsblog“.

Traditionsmarke soll Start erleichtern
Marco Dalan, Borgward Group

„Die ersten BX7-Modelle sind bereits auf einem Schiff nach Bremerhaven“

„Borgward ist ein junges Unternehmen“, beruhigt Dalan. Im Mai 2015 gründete Firmengründer-Enkel Christian Borgward die Borgward Group AG als europäische Unternehmenszentrale für die Foton-Expansion unter dem Borgward-Label. Die Markenrechte des 1961 insolvent gegangenen Unternehmens waren im März 2014 gekauft worden, um den eigenen Fahrzeugen ein traditionelles Image zu verschaffen. Denn bisher sind Chinamarken im Autosektor schlecht beleumundet – auch weil Marken wie Dongfeng, BYD, oder Great Wall in Europa bereits scheiterten.

Erste Borgwards der neuen Generation werden seit Juli 2016 produziert. Bis November 2017 wurden laut Foton davon etwa 65.000 Stück verkauft. „Damit liegen wir voll im Plan“, behauptet Dalan – obwohl von Unternehmensseite der Absatz von 100.000 Wagen angekündigt worden war. „Aber jetzt geht es auch in Europa los, die ersten BX7-Modelle sind bereits auf einem Schiff nach Bremerhaven“. Allerdings sind es keine E-Mobile. Noch keines wurde bisher produziert. „Um die Marke Borgward überhaupt erst mal am Markt wieder zu etablieren, sind wir mit Benzinern gestartet“, erklärt der Pressesprecher.

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