Autor Maurice Sendak ist tot: Groteske Kreaturen für Kinder

Maurice Sendak, einer der wichtigsten Kinderbuchautoren der Welt, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. „Wo die Wilden Kerle wohnen“ ist sein bekanntestes Werk.

Bei den Wilden Kerlen kann Max alles tun und lassen was er zu Hause nicht darf. Bild: Diogenes

Maurice Sendak, der Vater der „Wilden Kerle“, wagte es, die Kinderbuchliteratur der fünfziger und sechziger Jahre aus der Plüschecke und schräge Gestalten in die Kinderbuchregale zu holen. Nun ist er im Alter von 83 Jahren in Connecticut an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

Der Bilderbuch-Klassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“ aus dem Jahre 1963 ist sein bekanntestes Werk. Die Geschichte ist bezeichnend für Sendaks Schaffen, da er darin monströse, wilde, hässliche und gewalttätige Wesenszüge thematisiert, ohne Furcht zu erregen.

Seit Erscheinen dieses Buchs wachsen Millionen von Kindern mit der Geschichte von Max heran, der eines Abends seine Mutter ärgert und dafür von ihr ohne Essen ins Bett geschickt wird. Die Sprache ist einfach, kurz und knapp, die Illustration einer Insel mit wilden Bewohnern erinnert an Abenteuerromane wie Robinson Crusoe. So macht sich auch Max aus dem Staub und setzt die Segel seiner Fantasie: „Und er segelte davon // Nacht und Tag // Und viele Wochen lang // Und fast ein ganzes Jahr// Bis zu dem Ort, wo die Wilden Kerle wohnen.“

Dort lässt er rauschhaft und gemeinsam mit den grotesken Kreaturen all seinen Zorn heraus und tobt sich aus – bis er schließlich Heimweh bekommt. Er lässt die wilden Kerle zurück und segelt nach Hause. Dort wartet das Essen auf ihn: „Und es war noch warm“.

Eigenschaften, die Kinder fürchten und auch die, die Eltern an ihnen fortwährend kritisieren, sind in den Wilden Kerlen vereint: Spitze Zähne, lange Krallen, unvorhersehbare Wutausbrüche, glühende Augen und Trotz. Diese grotesken Charaktere, Mischwesen aus Ängsten, Zwängen und Seelennöten sind so individuell, dass Kinder häufig die einzelnen Monster Familienmitgliedern zuordnen, sich selbst aber stets mit dem kleinen Max identifizieren.

Kindliche Ängste und seelische Abgründe

In seiner Traumreise lernt das Kind Herr über diese Kreaturen zu werden und gestärkt aus einer Krise hervorzugehen. Hinter den wenigen Sätzen des Buchs verbirgt sich eine große weitere Geschichte – sogar Welt – der kindlichen Ängste und seelischen Abgründe, die Sedak liebevoll einfängt.

Bis in die fünfziger Jahre hinein waren Kinderbuchhelden über Zweifel erhaben und die Geschichten zumeist mit Zuckerguss überzogen, sodass es eine Weile dauerte, bis die Zeichen- und Erzählkunst von Maurice Sendak sich durchsetzen konnte.

Sendak gewann für „Wo die Wilden Kerle wohnen“ die Caldecott Medal, den bedeutendsten Kinderbuchpreis der USA. Das Buch wurde 2009 von Spike Jonze verfilmt. Der Autodidakt Sedak wurde 1928 in New York geboren und wuchs als Sohn jüdischer Immigranten in Brooklyn auf.

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