BBI-Flugrouten: Um Potsdam drum herum

Die Fluglärmkommission hat sich auf eine Abflugroute geeinigt, die einen weiten Bogen um Potsdam vorsieht. Dass sie damit Erfolg hat, ist sehr unwahrscheinlich.

Noch ist der Kampf um die Flugrouten nicht vorbei Bild: DPA

Flugzeuge, die von der Nordbahn des geplanten Großflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) in Richtung Westen starten, sollen bis kurz vor das Autobahndreieck Potsdam geradeaus fliegen und anschließend einen weiten Bogen um die Stadt machen. Das hat die Fluglärmkommission (FLK) am Montag beschlossen und wird es der Deutschen Flugsicherung (DFS) vorschlagen, die die Flugrouten letztendlich festlegt (siehe Grafik). Gleichzeitig mit dem Antrag über die weiträumige Umfliegung Potsdams hat die FLK beschlossen, dass die Flugfreigabe, also die Höhe, ab der sich Piloten nicht mehr an die vorgegebenen Routen halten müssen, von den üblichen 5.000 Fuß (etwa 1.500 Meter) auf 10.000 Fuß (etwa 3.000 Meter) angehoben wird.

Hans Niebergall, Leiter der DFS, deutete im Anschluss an die Sitzung der FLK allerdings an, dass die Flugsicherung keine Verdopplung der Freigabehöhe in ihre Pläne einfließen lassen wird: "Wir halten die 10.000 Fuß für eine flüssige Abwicklung nicht für haltbar." Auch ob die von der FLK beschlossene weiträumige Umfliegung Potsdams von der DFS angenommen wird, ist zweifelhaft. "Ich kann unserer Abwägung in dem Fall nicht vorweggreifen. Aber lesen Sie nach, was auf unserer Homepage über Kerosin-Verbrauch und CO2-Ausstoß steht, dann können sie meine Meinung abschätzen", sagte Niebergall und meinte damit wohl: Nein! Denn die von der FLK am Montag beschlossene Route um Potsdam würde einen Umweg von bis zu 52 Kilometern im Vergleich zur kürzesten möglichen Route bedeuten.

Die FLK hat nur beratende Funktion für die DFS. Die Sitzungen der FLK wurden deshalb öfter als Alibiveranstaltung bezeichnet. Aber zumindest hatte sie es am Montag geschafft, sich auf die Umfliegung Potsdams und die Erhöhung der Freigabe zu einigen. Detlef Gärtner (SPD), der bei der FLK die Gemeinden Zossen, Treblin sowie Am Mellensee vertritt, hatte am Montag in einem Interview mit der Märkischen Allgemeinen Zeitung gefordert, die FLK zu verkleinern, weil sie in ihrer jetzigen Zusammensetzung arbeitsunfähig sei. Er beklagte, dass die betroffenen BBI-Umlandgemeinden ihre gegenseitige Solidarität bei den FLK-Sitzungen verloren hätten: "Vielmehr bekriegen sich die kommunalen Vertreter nun gegenseitig."

Die FLK wurde jedoch am Montag sogar noch um Vertreter der Gemeinden Wildau und Zossen erweitert. Jetzt müssen 21 Gemeinden, 4 Berliner Bezirke und 4 Landkreise, die alle versuchen, für ihre Bürger den geringstmöglichen Fluglärm zu erreichen, Kompromisse finden.

Noch zweimal wird die FLK zusammentreten. Besonders bei den Anflugverfahren gibt es noch viel zu klären. Kurz vor der FLK-Sitzung am Montag hatten Fluglärmgegner gefordert, die Vorsitzende der Kommission Kathrin Schneider zu ersetzen. Martin Henkel vom Bürgerverein "Leben in Zeuthen" hatte es als untragbar bezeichnet, dass Schneider in ihrer Funktion als Abteilungsleiterin der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg für das "Gedeihen" des BBI mitverantwortlich sei, die Aufgabe der FLK aber darin bestehe, Vorschläge zu erarbeiten, die dem Flughafenprojekt nicht zuträglich wären. Schneider wurde im Dezember neue Vorsitzende der FLK. Ihr Vorgänger Bernd Habermann war zurückgetreten, nachdem Kritik an seiner Amtsführung laut geworden war.

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