Bahnhofsvorplatz: Busfahren bleibt gefährlich

Der Bahnhofsvorplatz birgt Stolperfallen, die jetzt durch ein neues Leitsystem abgebaut werden - allerdings nicht im Bereich der Bus- und S-Bahn-Haltestellen.

Nicht barrierefrei: Vorplatz des Bremer Hauptbahnhofs. Bild: dapd

Joachim Steinbrück weiß, wovon er redet, wenn er sagt: „Das Blindenleitsystem am Bahnhof ist völlig unzureichend.“ Er ist selber blind und demonstriert mit seinem weißen Stock eindrucksvoll, wie schwierig es für ihn ist, unfallfrei den Weg über den Vorplatz zu beschreiten. Das wird nun geändert: Am Montag beginnen die Bauarbeiten und Ende August soll das neue Leitsystem fertiggestellt sein.

Bereits 2005 ging aus dem von der Sozialsenatorin in Auftrag gegebenen Bericht „Bremen baut Barrieren ab“ hervor, dass neben vielen kleinen Schwachstellen vor allem der Bereich Domsheide und der Bahnhofsvorplatz stark verbesserungsbedürftig waren. 2011 sind die Barrieren an der Domsheide abgebaut worden und nun wird mit 240.000 Euro aus der Bau- und Verkehrsdeputation den Mängeln am Bahnhof zu Leibe gerückt.

Das dort bestehende System umfasst sogenannte „Leitstreifen“, deren Struktur gut mit dem Blindenstock ertastbar ist: „Allerdings fehlen rechts und links glatt gepflasterte Begleitstreifen, damit man den Leitstreifen von der Kopfsteinpflaster-Umgebung unterscheiden kann“, sagt Steinbrück. Damit Blinde nicht vom Weg abkommen und in den gefährlichen Bereich der Bus- und S-Bahn-Kreuzungen geraten, wird ein solcher „Begleitsstreifen“ nun ergänzt.

Unfallträchtig ist auch die Mauer, die die Rasenfläche am Überseemuseum umgibt: „Eine Kante wie dort signalisiert eigentlich: Hier ist ein Gehweg. Wenn man diesen vermeintlichen Gehweg überqueren will, fällt man aber nach zwei Schritten die Mauer hinunter“, sagt Steinbrück. Durch eine spezielle „Klopfkante“ wird in Zukunft signalisiert, dass es hier nicht auf den Bürgersteig geht. Außerdem wird die Treppe, über die man die Rasenfläche erreicht, um eine Rampe erweitert. Nicht nur davon profitieren neben den Sehbehinderten auch Rollschuhfahrer und Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen: „Auch die neuen Begleitstreifen haben den Nebeneffekt, dass man über sie leichter die S-Bahn-Gleise überqueren kann.“

Das Leitsystem wird von der Bahnhofstraße über den Vorplatz durch die Bahnhofshalle bis hin zu den Gleisen führen, im Außenbereich wird es an die Taxistände und Haltestellen angeschlossen. Damit es sehbehinderte Menschen wahrnehmen können, wird es farblich abgesetzt.

Auch der Teil des Bahnhofsplatzes, der im Herbst bebaut wird, wurde laut Steinbrück in die Planungen einbezogen: „Das Bauressort hat mit dem Investor vereinbart, dass die Passage, die dort zwischen den beiden Neubauten entstehen soll, an das Leitsystem angeschlossen wird.“

Komplettiert werden könnte das Ganze durch die Anbindung der Bus- und S-Bahn-Haltestellen, aber dafür ist die BSAG zuständig, und hier bleibt vorerst alles beim Alten.

„Die Arbeiten, die jetzt ausgeführt werden, betreffen ja nicht den Gleiskörper“, sagt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer. „Das wäre aber bei den Haltestellen der Fall, und das würde zu starken Beeinträchtigungen des Nahverkehrs führen.“ Im Rahmen der nächsten Baumaßnahmen würden die Nachbesserungen aber auf jeden Fall vorgenommen. Das Gleiche gelte auch für den Haltstellenbereich an der Domsheide, denn trotz der Baumaßnahmen im vergangenen Herbst wurde auch das dortige Leitsystem noch nicht auf den neuesten Stand gebracht.

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