Bankenkrise greift um sich: Neue Sorgen bei Skandalbanken

Bei der Westdeutschen Landesbank klafft wieder ein Milliardenloch. Auch das Management der französischen Société Générale gerät weiter in Bedrängnis.

Weiterhin in Geldsorgen: die Westdeutschen Landesbank. Bild: ap

BERLIN taz/rtr/dpa Die befürchteten Verluste bei der Westdeutschen Landesbank (WestLB) sind weitaus höher als bisher angenommen. Am Dienstag berieten die Eigentümer über Risikogarantien von vier Milliarden Euro für die angeschlagene Bank, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Erst vor zehn Tagen hatten das Land Nordrhein Westfalen, die Sparkassenverbände Nordrhein und Westfalen sowie die kommunalen Landschaftsverbände ein Rettungspaket über zwei Milliarden Euro - also gerade mal die halbe Summe - geschnürt. Die WestLB ist durch eigene Fehlspekulationen und die Auswirkungen der Finanzmarktkrise in Schwierigkeiten geraten.

Schon am Sonntag hatten die Eigentümer der WestLB die Gründung einer Zweckgesellschaft beraten, in der alle Risiken gebündelt werden sollen. Nicht geeinigt haben sie sich aber bislang darüber, wer die dafür nötigen Bürgschaften über vier Milliarden Euro übernimmt.

Am Dienstag gab es erste Anzeichen, dass die Sparkassenverbände Nordrhein-Westfalens, die Mehrheitseigentümer der WestLB sind, nun die Notbremse ziehen: Sie prüfen, ob sie sich teilweise oder komplett aus der WestLB zurückziehen, berichtete das Handelsblatt am Dienstag. NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) würde als Gegenleistung für die Sparkassen-Anteile alle Risiken aus problematischen Finanzprodukten in einer Zweckgesellschaft abschirmen und mit einer Landesbürgschaft absichern. Der Sparkassenverband Rheinland dementierte den Bericht. "Von Aussteigen ist derzeit keine Rede", sagte Verbandspräsident Michael Breuer.

Unterdessen verlangten die Spitzenvertreter von SPD, Grünen und FDP in der Landschaftsversammlung Rheinland, dass das Land NRW mit einer Staatsbürgschaft einspringen solle, die über die bisher bekannten zwei Milliarden Euro hinausginge.

Am Dienstag geriet auch das Management der französischen Société Générale (SocGen) weiter in Bedrängnis. Nach einem Bericht des Wall Street Journal verdichten sich die Hinweise, wonach die größte europäische Geschäftsbank BNP Paribas über den Kauf des angeschlagenen Rivalen SocGen nachdenkt. Der französische Premierminister François Fillon kündigte dagegen Widerstand an. "Die Regierung wird nicht zulassen, dass die Bank zum Objekt für einen feindlichen Einstieg wird", sagte Fillon. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde spricht inzwischen offen von einer Krise bei der zweitgrößten französischen Geschäftsbank. Staatspräsident Nicolas Sarkozy legte Bankchef Daniel Bouton indirekt den Rücktritt nahe.

Dessen Krisenmanagement gerät immer mehr in die Kritik. Nach Aussagen der französischen Staatsanwaltschaft hatte die Terminbörse Eurex die Führung der Bank schon im November vor den fragwürdigen Geschäften ihres Börsenmakler Jérôme Kerviel gewarnt. Erst am 24. Januar aber machte die SocGen die unzulässigen Spekulationen des 31-jährigen Brokers öffentlich, die der Bank angeblich Verluste über 4,9 Milliarden Euro bescherten.

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