piwik no script img

Basketball-Referee in HaftJede Menge Bargeld

Schiedsrichter Uroš Nikolić wird erst mal keine Spiele mehr in der Euroleague leiten. Der Serbe soll Verbindungen zu einem Verbrecherkartell haben.

Nicht mehr am Ball: Die Euroleague reagiert auf die Festnahme von Schiedsrichter Uroš Nikolić Foto: imago

Von

Ferry Batzoglou aus Athen

Korruptionsverdacht in der Basketball-Euroleague: Uroš Nikolić, Top-Schiedsrichter in der Liga, ist in seinem Heimatland Serbien festgenommen worden. In seiner Wohnung wurden 250.000 Euro Bargeld sowie drei teure Armbanduhren gefunden. Dies bestätigten die serbischen Polizeibehörden am Donnerstag. Wie die Polizei klarstellte, laufen Ermittlungen zur Herkunft der großen Bargeldmenge.

Wie die Euroleague nach Bekanntwerden der Festnahme von Nikolić offiziell bekanntgab, werde der Schiedsrichter „angesichts der jüngsten Berichte in verschiedenen Medien über die Festnahme des Schiedsrichters Uroš Nikolić durch die serbischen Behörden bis zum Abschluss der Ermittlungen der lokalen Behörden und der internen Bewertung durch Euroleague Basketball von allen Euroleague Basketball-Wettbewerben ausgeschlossen.“

Der 40-jährige Nikolić galt als einer der profiliertesten Schiedsrichter der Basketball EuroLeague. Er pfiff zuletzt unter anderem die Partie zwischen Panathinaikos Athen und Bayern München in der Athener Olympiahalle zum Saisonauftakt in der Euroleague. Der Serbe war auch Schiedsrichter beim vergangenen Final-Four-Turnier der Eurolaegue in Abu Dhabi.

Aber nicht immer war unumstritten als Schiedsrichter. Nach der EuroLeague-Partie zwischen Olympiakos Piräus und Panathinaikos Athen am 14. März 2025, die der Gastgeber Piräus mit 76:74 knapp für sich entschied, wurde Nikolić nach heftigen Beschwerden seitens Panathinaikos von der Euroleague abgemahnt.

Verbindungen zu Verbrecherkartell

Auffälligkeiten um Nikolić gab es auch in der Adria-Liga, in der vor allem Vereine aus dem ehemaligen Jugoslawien spielen. Im Jahr 2021 hatte der serbische Spitzenverein Roter Stern Belgrad Nikolić angezeigt und die sofortige Intervention der Adrialiga gefordert. Laut der Erklärung des Vereins sei nach dem Spiel gegen den slovenischen Club Cedevita Olimpija die Schiedsrichterkabine vollständig zerstört vorgefunden worden. Roter Stern äußerte sich zudem verwundert darüber, dass der Vorfall im offiziellen Spielbericht keinerlei Erwähnung gefunden habe.

Nun steht Nikolić im Verdacht, Verbindungen zu der berüchtigten kriminellen Vereinigung „Vračarci“ zu haben, wie serbische Medien am Donnerstag übereinstimmend berichteten. Wie der serbische Polizeidirektor Dragan Vasiljevic erklärte, habe die Kriminalpolizei in Zusammenarbeit mit Europol und Eurojust zwei große, separate Festnahmeaktionen in der Causa „Vračarci“ durchgeführt. Dabei seien insgesamt 29 Personen in Serbien, Spanien und Dubai festgenommen worden – darunter Nikolić.

Die Organisation „Vračarci“ soll seit Jahren in Serbien aktiv und in Morde, Erpressungen, Brandstiftungen und andere Gewalttaten verwickelt sein. Laut den Ermittlungsbehörden habe „Vračarci“ enge Verbindungen zu anderen kriminellen Organisationen in Serbien und anderen Ländern Europas. Ihre Anführer Nikola Vusovic und Uros Piperski sind in Deutschland beziehungsweise Portugal inhaftiert.

Inwieweit die Vorwürfe gegen Nikolić mit seiner Tätigkeit als Referee für die Euroleague in Zusammenhang stehen, ist nicht bekannt. Die Euroleague ist in sportlicher und finanzieller Hinsicht der bedeutendste aller Klubwettbewerbe im europäischen Basketball. Der Ligaverband, zu dem sich die großen Klubs den Zugang erkaufen können, steht unterdessen vor einer ungewissen Zukunft. Die Pläne der nordamerikanischen NBA, ihr Geschäftsfeld nach Europa auszuweiten, könnten die Stellung der Euroleague als dominierende Kraft im europäischen Klubbasketball in Gefahr bringen. Ein möglicher Manipulationsfall käme da äußerst ungelegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare