Basketball-Superstar A'ja Wilson: Allein auf dem Gipfel
In der WNBA war noch nie zuvor eine Spielerin so dominant wie A’ja Wilson. Nun hat sie ihre Aces mit dem dritten Titel als Dynastie etabliert.
Bei 0,3 Sekunden verbleibender Spielzeit brachte A’ja Wilson die Las Vegas Aces mit einem Wurf über zwei Gegenspielerinnen in Führung. Dreimal hüpfte der Ball noch auf dem Ring, bevor er durch das Netz fiel und damit drei Dinge klarmachte. Erstens: Dieser Wurf war die Vorentscheidung in den WNBA-Finals. Ein Comeback der Phoenix Mercury von dem 0-3 Rückstand in einer Best-of-7-Serie war quasi ausgeschlossen. Zweitens: Die Aces würden sich mit dem dritten Titel in vier Jahren als Basketball-Dynastie etablieren. Und drittens: A’ja Wilson hat gerade die vielleicht beste Basketballsaison aller Zeiten gespielt.
„Mit A’ja Wilson haben wir die beste Spielerin der Welt“, sagt Mitspielerin Chelsea Gray. Argumente dafür hat sie zuhauf. Wilson erzielte in der vergangenen Saison die meisten Punkte pro Spiel, wurde zur besten Spielerin, besten Verteidigerin der Saison und wertvollsten Spielerin der Finals gekürt. Das hat vor ihr noch niemand geschafft, weder in der WNBA noch in der NBA. In der besten Basketballliga der Welt war bisher niemand so dominant wie sie. Ob am Korb, treffsicher von der Dreierlinie, als Passgeberin oder als elitäre Verteidigerin, es gibt fast nichts, was Wilson nicht kann.
2018 betrat die 1,93 Meter große Linkshänderin das WNBA-Parkett. Im selben Jahr zog das erfolglose Team der San Antonio Stars nach Las Vegas, wurde zu den Aces und Wilson zur Hoffnung des Teams. Im darauffolgenden Jahr verstärkte sich die Mannschaft noch mit der jungen Flügelspielerin Jackie Young und kam erstmals in die Playoffs. 2020 erreichten sie dann die Finals, in denen das talentierte, aber unerfahrene Team klar gegen Seattle unterlag.
Mit der Aufbauspielerin Chelsea Gray holten sich die Aces 2021 die nötige Erfahrung ins Boot. Alles schien nun zu passen. Die Aces beendeten die reguläre Saison als zweitbeste Mannschaft und ernsthafte Titelkandidatinnen. Im entscheidenden Spiel des Halbfinals gegen die Phoenix Mercury lagen sie jedoch kurz vor Schluss mit zwei Punkten zurück. A’ja Wilson bekam den Ball und zog zum Korb, wurde dort aber von Mercury-Center Brittney Griner gnadenlos geblockt.
„Sie hat keine Grenzen“
Das Spiel war verloren, die Aces schieden aus und Wilson kollabierte auf dem Platz. Ihre Mitspielerinnen mussten ihr in die Kabine helfen. „Den Ball buchstäblich ins Gesicht geschmettert zu bekommen, tat weh“, sagt Wilson rückblickend. „Aber gleichzeitig hat es mich gestärkt.“ Und das stellt sie seit jeher unter Beweis.
Becky Hammon, WNBA-Legende und seit 2022 an der Seitenlinie der Aces, erinnert sich, wie sie in ihrer ersten Saison als Trainerin anderen mitteilte, dass Wilson, damals 25 Jahre alt, die beste Spielerin aller Zeiten werden würde. „Sie hat keine Grenzen“, sagte Hammon. „Sie ist die Größte, die Athletischste, sie hat die besten Fähigkeiten und außerdem die Bereitschaft, die richtigen Spielzüge zu machen.“ Hammon war das letzte fehlende Bauteil, welches das kongeniale Trio um Young, Gray und Wilson auf dem Platz komplettiert. Es folgten zwei WNBA-Titel in Serie.
Team ist gewachsen
Dass das Team gewachsen ist und auch in herausfordernden Situation die Ruhe bewahren kann, zeigte sie diese Saison. Die Aces starteten die Saison mit 12 Siegen und 13 Niederlagen, inklusive einer 53-Punkte-Niederlage, der höchsten der Ligageschichte. Doch angeführt von Wilson kämpfte sich das Team zurück. Und gewann 16 Spiele in Folge. Wilson erzielte in diesem Zeitraum im Schnitt 26 Punkte, 12 Rebounds, 2,3 Blocks und 1,6 Steals. In den Finals trafen sie nun auf die Phoenix Mercury und die deutsche Nationalspielerin Satou Sabally. Gegen die offensive Macht der Aces fanden diese jedoch keine Antwort. Wilsons Siegtreffer in Spiel 3 zementierte die Dominanz der Aces und ihren Status als beste Basketballerin der Welt. Im finalen vierten Spiel führte Wilson das Team mit 31 Punkten und neun Rebounds zu einem 97-86 Sieg.
Die Aces sind damit eines von nur drei Teams, das in vier Jahren drei Titel gewonnen hat. Und in einer Phase, die einige das „goldene Zeitalter der WNBA“ nennen, überragt Wilson alle. Mit erst 29 Jahren wurde sie viermal zur wertvollsten Spielerin gewählt, öfter als je eine vor ihr. „Ihr habt euren Mount Rushmore, sie ist allein auf dem Everest“, sagte Trainerin Hammon nach dem Spiel. „Es ist niemand sonst da.“
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