Bauernbewegung in Niedersachsen: Landwirtin im Shitstorm

Henriette Struß von der Bewegung „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen erntet heftigen Gegenwind für ihre Äußerungen zur AfD.

Die junge Landwirtin Henriette Struß mit einer ihrer Kühe

Henriette Struß wurde schnell zum Gesicht der Bewegung „Land schafft Verbindung“ Foto: Julian Stratenschulte/dpa

HANNOVER taz | Sind Landwirtinnen eigentlich Shitstorm-resistenter als andere Menschen? Henriette Struß muss jedenfalls gerade einiges einstecken. Die 28-Jährige ist in Niedersachsen so etwas wie das Gesicht der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV), die mit ihren Treckerdemos und Blockaden seit Monaten für Wirbel sorgt.

Für Empörung sorgte jetzt, dass sie in einem dpa-Interview sagte, sie wolle sich nicht von der AfD distanzieren. „Mir ist egal, wer die Entscheidungen trifft, wenn sich der Entscheidungsträger für die Landwirtschaft ausspricht.“ So steht es in dem Interview, das sie selbst freigegeben hat.

Das war ein Fehler, sagt Struß nun. Gemeint gewesen sei etwas ganz anderes, aber die Vorgeschichte sei herausgekürzt worden. So habe es bei einer Demo Beschwerden gegeben, dass Vertreter der anderen Parteien hätten reden dürfen – die AfD jedoch nicht.

Das wiederum habe etwas damit zu tun, dass diese im Landwirtschaftsausschuss eben nicht vertreten sei. Grundsätzlich wolle man mit denen ins Gespräch kommen, die die politischen Entscheidungen träfen, sagt Struß – und selbst parteipolitisch neutral bleiben.

Struß wurde schnell zum Gesicht der Bewegung

Für Misstrauen sorgt allerdings, dass es bei den LsV-Aktionen immer mal wieder Bauern gab, die in Auftreten und Vorgehen schon sehr an AfD-nahe Wutbürger erinnerten. So wurden zum Beispiel in Erfurt AfD-Plakate mitgeführt, in Niedersachsen tauchten Demonstranten auf Treckern vor den Privathäusern von Politikern und Journalisten auf. Gleichzeitig beeilte sich die AfD stets gern, sich die Forderungen der Bauern umgehend zu eigen zu machen.

Diese Gemengelage hätte Struß wohl im Hinterkopf haben sollen. Andererseits ist sie eben keine Berufspolitikerin: Struß arbeitet vormittags als angestellte Herdenmanagerin auf einem Hof, nachmittags auf dem eigenen oder dem ihrer Eltern.

Ins Organisationskomitee der LsV-Bewegung rückte sie auf, weil sie es nebenbei noch schafft, schöne Instagram-Posts und Youtube-Videos zu erstellen und ein Dutzend Whatsapp-Gruppen im Auge zu behalten. Medien stürzten sich begeistert auf die junge Frau, weil sie gut aussieht, klar formuliert und stets erreichbar ist. Selbst mitten im Shitstorm geht sie ans Telefon.

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