Baustopp für Panama-Kanal angedroht: Ausgetrockneter Kanal

Europäische Baufirmen drohen mit einem Stopp der Ausbauarbeiten am Panama-Kanal. Der Streit hatte sich an Mehrkosten entzündet.

Noch drehen sich die Kräne am Panama-Kanal... Bild: reuters

BERLIN taz | Das internationale Firmenkonsortium „Vereint für den Kanal“ hat gedroht, den weiteren Ausbau des Panamakanals einzustellen. In einer gemeinsamen Erklärung forderte die Gruppe, angeführt vom spanischen Baukonzern Sacyr, ultimativ von der panamaischen Regierung einen Finanzzuschuss von umgerechnet 1,2 Milliarden Euro. Sollten die entstandenen Mehrkosten nicht gezahlt werden, werde das Konsortium, so das Ultimatum, die Bauarbeiten nach 21 Tagen einstellen. Die Kanalbehörde, die Autoridad del Canal de Panamá, hat angekündigt, notfalls den Weiterbau zu erzwingen.

Die Kanalbehörde nimmt jährlich rund 2,5 Milliarden US-Dollar an Gebühren ein und überweist davon etwa 1 Milliarde an den Staat als Eigentümer. Der Panamakanal quer durch Zentralamerika wurde vor hundert Jahren, 1914, eröffnet und ist mit 82 Kilometern die größte künstliche Wasserstraße der Welt.

Mit der Eröffnung der zusätzlichen, größeren Schiffshebewerke sowie der Vertiefung und Verbreiterung der Wasserwege sollen ihn auch sogenannte Panamax-Schiffe mit bis zu 12.000 – anstatt mit bisher 4.600 – Standardcontainern passieren können. Jährlich nutzen den Kanal, der bis 1999 von den USA verwaltet wurde, durchschnittlich fast 15.000 Schiffe.

Seit der Drohung von Anfang Januar, die Bauarbeiten einzustellen, schieben sich die Verantwortlichen in dem Baukonzern und die konservative Regierung von Panama gegenseitig die Schuld an der Kostenexplosion zu. Die Nachforderung von Sacyr beträgt 50 Prozent der ursprünglich kalkulierten Kosten für die Kanalerweiterung in Höhe von 2,3 Milliarden Euro.

Die zusätzlichen Auslagen begründet das Konsortium mit teuren Änderungswünschen der Kanalverwaltung und unvorhersehbaren Schwierigkeiten bei den Bauarbeiten. Die panamaische Regierung hingegen vermutet, dass die Europäer den „Nachschlag“ bereits einkalkuliert hatten, als sie aufgrund des billigsten Angebots den Zuschlag für den Beginn der Bauarbeiten 2007 erhielten.

Regierungsdelegationen aus dem viertgrößten Land Zentralamerikas sind inzwischen nach Europa gereist, um bei den Regierungen von Spanien und Italien Druck auf das Bauunternehmen aufzubauen und damit die Einstellung der Arbeiten just in dem Jahr zu verhindern, in dem der Kanal eigentlich fertiggestellt werden sollte. Bisher sind erst rund 65 Prozent der Umbaumaßnahmen an dem Kanal abgeschlossen.

Mehrkosten waren als Einnahmen verbucht

Ausgelöst wurde der Streit durch Probleme, die der Konsortiumsführer Sacyr mit der spanischen Finanzverwaltung hat, weil er die Mehrkosten bereits seit Jahren als Einnahmen verbucht, ohne dass diese anerkannt noch gezahlt worden wären. Das Unternehmen, eines der größten in der Branche auf der Iberischen Halbinsel, stand an der Börse besser da als in Wirklichkeit.

Auf die Veröffentlichung reagierten die spanischen Händler auf dem Parkett mit Verkäufen, die Sacyr-Aktien verloren zeitweise bis zu 20 Prozent ihres Wertes. Wenige Tage vor dem Aktienabsturz hat der ehemalige Chef von Sacyr, José Manuel Loureda, noch schnell Kasse gemacht. Er verkaufte kurz vor der Veröffentlichung des Zahlungsstreits mit der Kanalbehörde in Panama fast 3 Millionen Aktien des spanischen Unternehmens für insgesamt 11 Millionen Euro; sieben Tage später wären die Wertpapiere fast 2 Millionen weniger wert gewesen.

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