Bauwagenplätze in Bremen: Mehr Wagen wagen

Die „Kulturwerkstatt Ölhafen“ sucht weiter nach einer Brache als Platz zum Wohnen in Bremen – die Behörden prüfen und prüfen und prüfen mögliche Optionen.

Mehrere Menschen halten ein Plakat mit der Aufschrift "Für mehr Wagenplätze".

Am Wochenende haben die Bauwägler für ihr Anliegen in der Innenstadt demonstriert Foto: privat

Ein Jahr schon sucht die „Kulturwerkstatt Ölhafen“ vergeblich eine Brache in Bremen, auf der ihre Mitglieder in ihren Bauwägen wohnen und drumherum arbeiten können. Am Sonntag demonstrierte sie in der Innenstadt „für mehr Wagenplätze in Bremen und überall“. An der Kundgebung nahmen nach Angaben der Organisator*innen rund 300 Menschen und zehn Laster teil, die von verschiedenen Wagenplätzen angefahren kamen – aus Bremen, aber auch aus Hamburg, Köln oder Oldenburg.

Die Initiative Ölhafen besteht derzeit aus zehn Leuten, darunter solche, die Biologie studieren, mit minderjährigen Geflüchteten oder als Hebamme arbeiten, Sozialarbeiterin oder Künstler*in sind, Kinder haben oder Hunde. Im Winter standen sie längere Zeit mit ihren Fahrzeugen auf einem Parkplatz am Hastedter Osterdeich, neben dem Netze-Museum der SWB. Derzeit campieren sie neben dem Wagenplatz „Querlenker“ hinter dem Güterbahnhof, dem mittlerweile zweitgrößten seiner Art in ganz Deutschland.

Dort bleiben können und wollen sie nicht. Bislang gibt es aber auch noch keine Planungen der Stadt für eine andere Nutzung dieser Brache. Das Grundstück sei noch nicht als Bahngelände entwidmet, heißt es aus dem Wirtschaftsressort.

Der Initiative Ölhafen geht es „nicht allein um ihre Wohnform“, schreibt sie in einer Presseerklärung: Die Ölhafener wollen drumherum auch einen Ort schaffen für „unkommerzielle Kunst-, Kultur- und Handwerker*innen-Projekte, an denen sich jeder*r beteiligen kann“.

Sie wollen Diskussions-, Musik- und Filmveranstaltungen organisieren, Ausstellungen, Workshops und Stadtteilarbeit machen, sagen sie. Und ihre Lebensform ist auch eine politische: „Das Wagenleben schafft ein Bewusstsein für den Umgang mit Ressourcen und ist im Vergleich zum Leben in einer Mietwohnung ökologisch viel nachhaltiger“, argumentiert die Initiative.

„Wir nehmen das ernst“, sagte Tom Lecke-Lopatta aus dem Bauressort schon vor Monaten und bekundete seine Unterstützung: „Wir müssen dafür in der Stadt unbedingt Platz haben.“ Zuletzt im Gespräch waren zwei Flächen in Woltmershausen, die für die Initiative aber beide nicht infrage kamen.

„Das Wagenleben ist im Vergleich zur Mietwohnung ökologisch viel nachhaltiger“

Die eine, weil sie zu nass und abschüssig war, die andere, weil sie im Neustädter Hafen nahe des Güterverkehrszentrums „ab vom Schuss“ war, wie Rosa Bergmann vom Ölhafen sagt: „Wir sind nicht dazu bereit, auf schlecht erreichbare Flächen am Stadtrand zu ziehen, da dies der Realisierung unseres Vorhabens, den Platz als kulturellen Austauschs-Ort zu nutzen im Wege stehen würde.“

Am Freitag wandte sich die Initiative mit einem offenen Brief unter anderem an die zuständigen Behörden. „Wir werden uns das ansehen“, sagte der Sprecher des Bauressorts. Insgesamt stellte sie eine Liste mit 16 Brachen auf, die aus ihrer Sicht für eine temporäre oder dauerhafte Nutzung infrage kommen – manche gehören der Stadt, andere privaten Eigentümern.

Am besten geeignet wäre laut der Kulturwerkstatt Ölhafen eine knapp 5.000 Quadratmeter große Fläche an der Richard-Dunkel-Straße in der Neustadt, nahe des Flughafens, die die Wirtschaftsförderer derzeit verwalten.

Im Wirtschaftsressort verweist man zunächst auf die Zwischen-Zeit-Zentrale. Die unterstütze die Wagenplatz-Initiative bei der Suche. „Es wird auch in anderen Quartieren nach passenden Plätzen gesucht“, sagt die Sprecherin der Behörde. „Wir nehmen uns der Sache an“, sagt der Kollege aus Bauressorts. Ob es Flächen für eine langfristige Etablierung von Wagenburgen gebe, müsse geprüft werden.

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