Beat on air: Regierender Softrocker

Senats-Frontmann Klaus Wowereit (SPD) eröffnet das neue Studio von "Star FM". Darf er das?

Schmidt ist vergessen, Rocker Wowereit kann wieder lachen Bild: dpa

Klaus Wowereit streckt den Rücken durch und tritt ans Mikrofon des Radiosenders Star FM. Der Regierende Bürgermeister ist in den Sender gekommen, um das neue Studio des selbst ernannten „Home of Rock“ feierlich zu eröffnen. Um ihn herum: ein Gewusel aus Radiomitarbeitern mit großflächigen Tattoos und kleinflächigen Zickenbärtchen. Der Boden ist ausgelegt mit schwarzem Flauschteppich, in der Ecke parkt ein rotes Ledersofa. Wowereit fasst beeindruckt zusammen: „Schwarz ist der Untergrund, damit das Rot besser rauskommt.“ – „Wie bei euch im Senat“, schleimt einer im Studio.

Damit ist der Sound der Veranstaltung gesetzt: Die Radioleute umgarnen den Regierenden Bürgermeister. Das könnte ja von Vorteil sein für zukünftige Frequenzvergaben, wie ein Mitarbeiter des Senders durchscheinen lässt.

Und der Regierende Bürgermeister? Umgarnt die Rockmusik: „Als die Stones die Waldbühne auseinandergenommen haben, war ich nicht dabei“, erzählt Wowereit der taz. Bei U2 dagegen schon. Er sei aber eher ein Fan von kleineren Gigs: „Wenn die Konzerte so groß werden, ist es nicht mehr so schön.“

So weit, so harmlos. Wenn Politiker die Nähe zur Musik suchen, trägt das bisweilen ganz andere Blüten. Italiens ehemaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi veröffentlichte 2006 gleich ein eigenes Schlageralbum mit dem Titel „Besser als ein Lied“. Venezuelas Präsident Hugo Chávez zog 2007 mit einer Volkslieder-CD nach, die er gratis in ebenjenem Volk verteilen ließ. Doch Wowereit hat diesen Schlager- und Volksmusikern etwas voraus: Er konzentriert seine Fanbekenntnisse auf den Rock – seines Zeichens eine ehrliche, authentische Musik. Zumindest wenn man Sendern wie Star FM und Metallica-Fans Glauben schenken möchte.

Um es mit den Worten des Star-FM-Geschäftsführers David Dornier zu sagen: „Rockmusik bleibt sich treu, geht aber trotzdem voran.“ Die rockistische Haltung steht auch einem Regierenden Bürgermeister gut an. Kein Wunder also, dass Wowereit laut Dornier zu den Stammgästen von Star FM zählt: „Vor zwei Jahren war er das letzte Mal da.“ Das damalige Thema der Sendung: „Schlechtes Image von Politikern.“

Für Wowereit ist es heute wieder aktuell, da er sich zu kostenlosen Flügen und Urlauben verantworten muss. Als er zum Abschluss vom Sender eine schwarze E-Gitarre mit Brandenburger-Tor-Motiv in Airbrush-Optik überreicht bekommt, will er deshalb keine Gerüchte aufkommen lassen: „Darf ich die überhaupt annehmen?“, fragt er lächelnd. Ein echter, ehrlicher Softrocker.

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