Behörden-Panne in Hamburg: Alle Telefone schweigen

Erst brach das Behörden-Telefonnetz zusammen, dann war auch Netzbetreiber Dataport sprachlos. Schuld an allem war eine übermotivierte Firewall

Obama am Telefon

Telefonausfall bei Behörden: Selbst Obama käme nicht nach Hamburg durch. Foto: dpa

HAMBURG taz | Was für ein Chaos: Am Mittwoch und Donnerstag waren zahlreiche Behörden telefonisch nicht zu erreichen. Betroffen war ein Teil der 60.000 Anschlüsse der Hamburger Verwaltung, die bereits von ISDN auf die NGN-Übertragung (Next Generation Network) umgestellt wurden.

40 öffentliche Einrichtungen, darunter Senatskanzlei und Umweltbehörde, Polizeiwachen und Finanzämter, Teile der Universitätsklinik Eppendorf und mehrere Bezirksämter waren über Stunden nicht zu erreichen. Nicht betroffen waren die Notrufe von Polizei und Feuerwehr, die noch ans alte ISDN-Netz angebunden sind.

Um die Verwirrung komplett zu machen, gab es bei einigen gestörten Anschlüssen noch falsche Ansagen vom Band. Wer etwa das Bezirksamt Harburg erreichen wollte, bekam dort mitgeteilt, man sei mit der Polizei in Stellingen verbunden. Und unter der Nummer der Senatspressestelle feierte die Uralt-Ansage, der Senatssprecher sei „bis zum 5. Juli im Urlaub“, ein unerwartetes Comeback.

Die Techniker des zuständigen Netzbetreibers Dataport (siehe Kasten) versuchten nach Bekanntwerden der Mega-Störung am Mittwochmorgen das Problem zu beheben – mit mäßigem Erfolg. Am Mittag gab Dataport eine erste Entwarnung, weil diverse Behörden wieder erreichbar waren.

Dataport ist der Informations- und Kommunikationsdienstleister der öffentlichen Verwaltung für die vier Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt sowie für die Steuerverwaltungen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.

Die Anstalt des öffentlichen Rechts wurde aufgrund eines Staatsvertrages zum 1. Januar 2004 gegründet und hat ihren Sitz in Altenholz bei Kiel mit norddeutschen Niederlassungen in Hamburg, Bremen und Lüneburg.

Am Stammkapital hält Hamburg 29,40 Prozent, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt halten jeweils 14,71 Prozent der Anteile. Mecklenburg-Vorpommern sowie Bremen gehören jeweils 5,88 Prozent der Dataport.

Am Nachmittag aber kam es zu erneuten Störungen, die auch am nächsten Tag noch anhielten. „Die Zahl der nicht erreichbaren Anschlüsse schwankt ständig hin und her – zwischen wenigen Hundert und 6.000“, sagte Dataport-Sprecherin Britta Heinrich am Donnerstag. „Wir haben den Fehler noch nicht genau lokalisieren können.“

Zu diesem Zeitpunkt aber war immerhin klar, dass eine übereifrige Firewall das Kommunikations-Chaos ausgelöst hatte. Eine Armada aus insgesamt 40 Firewalls schützt die Server der behördlichen Telefonanlage vor Viren, Trojanern, Hackern und anderen Bösewichtern aus dem Netz-Kosmos. Eine dieser Walls nahm ihre Aufgabe nun so ernst, dass sie vorsichtshalber überhaupt keine Anrufe und andere Informationen mehr durchließ.

Die betroffenen Behördentelefone konnten sich deshalb nicht beim Server anmelden und blieben stumm. Was aber die Firewall zu diesen übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen veranlasst hat, konnte Dataport auch nach einer gemeinsamen Fehleranalyse mit dem Firewall-Hersteller „Oracle“ am Donnerstag nicht sagen.

Einen Hackerangriff schloss Heinrich jedoch aus. Dazu sei das Fehlerbild zu diffus. Parallel zur Fehlersuche leitete Dataport am Donnerstag Verbindungen an der übermotivierten Firewall vorbei – oder die Festnetzanschlüsse gleich auf Diensthandys um.

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