Bericht der „New York Times“: Die saudischen Twitter-Trolle

Riad geht offenbar mit Fake-Konten gegen Kritiker vor. McKinsey-Berater könnten bei der Identifikation Oppositioneller geholfen haben.

eine Überwachungskamera und eine saudische Fahne

Unter Beobachtung sind Kritiker in Saudi-Arabien auch bei Twitter Foto: imago/KemalxAsianx-DepotxPhotos

Staatlich bezahlte Trolle gegen Regime-Kritiker: Infolge der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi hat die New York Times recherchiert, wie die saudi-arabische Führung gezielt Gegner in den sozialen Medien bekämpft. Die Zeitung beschreibt unter Berufung auf interne Quellen, wie Hunderte Internet-Trolle oppositionelle Stimmen auf Twitter übertönen oder von ihnen ablenken.

Die Aktivitäten der Meinungsmanipulierer beschreibt die New York Times folgendermaßen: „Die Spezialisten durchkämmen Twitter nach relevanten Gesprächen und posten Nachrichten von mehreren Konten.“ Wenn kontroverse Debatten zu politischen Themen entbrennen, veröffentlichten sie zum Beispiel pornografische Bilder. Damit regen die Twitterer Interaktionen mit ihren eigenen Posts an, um Nutzer von den anderen Gesprächen abzulenken. Für ihre Dienste erhalten die professionellen Trolle laut Bericht etwa 3.000 Dollar im Monat.

Besonders brisant: Möglicherweise hat die bekannte Unternehmensberatung McKinsey & Company der saudischen Regierung unfreiwillig bei der Identifikation von Kritikern im Netz geholfen. Den Recherchen der New York Times zufolge hat McKinsey 2015 ein Gutachten erstellt, das die öffentlichen Reaktionen auf die Austeritätspolitik Riads dokumentierte.

In dem Report wurden demnach drei Personen identifiziert, die die Twitter-Debatte prägten. Der Schriftsteller Khalid Al-Alkmani, ein anonymer Nutzer namens Ahmad und Omar Abdulaziz, der als Dissident in Kanada lebt. Laut Bericht sei Alkami nach der Erstellung des Berichts festgenommen worden, der Account von „Ahmad“ wurde gelöscht.

McKinsey: für internen Gebrauch bestimmt

In einer Stellungnahme – ebenfalls per Twitter – teilte Mckinsey am Sonntag mit, man habe niemals den Auftrag erhalten, Kritiker zu identifizieren. Man habe lediglich eine kurze Übersicht auf Basis öffentlich verfügbarer Informationen zur Social-Media-Nutzung erstellt, die auch hauptsächlich für den internen Gebrauch bestimmt gewesen sei.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Susan Harmeling äußerte dennoch Kritik an McKinsey. Der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte Harmeling, Berater müssten sich dessen bewusst sein, wie sich ihre Arbeit auf alle Interessensgruppen auswirke.

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