Berlinale Bezahlung in der Kinobranche: Du Maximenü, ich Hungerlohn

Beschäftigte der Kinobranche kämpfen für höhere Löhne. Bis jetzt vergebens, deshalb gibt es jetzt Warnstreiks – auch in Berlinale-Kinos.

ein Pappteller mit Sojafleisch, Kimchi, Daikon, Spinat und Reis

Eine „Bulgogi Beefy Bowl“ vom Berlinale Street Food Markt. „Beefy Bowl“? Geht's noch? Foto: dpa

BERLIN taz | Wer am Freitagabend in das zum Berlinale Palast umfunktionierte Theater am Potsdamer Platz wollte, kam an ihnen nicht vorbei. Über 100 Kinobeschäftigte von Cinemaxx, Cinestar und Yorck folgten mit Trillerpfeifen oder gelben Warnwesten einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi für höhere Löhne. Momentan verdienen Servicemitarbeiter von Cinemaxx mit 9,25 Euro nur wenige Cent mehr als der gesetzliche Mindestlohn. Alters­armut sei damit vorprogrammiert, wirft Verdi den Kinos vor. Tatsächlich müsste der Mindestlohn für eine spätere Rente oberhalb der Grundsicherung nach Berechnungen der Bundesregierung bei 12,63 Euro liegen.

Die dritte Verhandlungsrunde zwischen Verdi und Cinemaxx war in der vergangenen Woche ergebnislos zu Ende gegangen. Deshalb gibt es jetzt Warnstreiks – auch in Berlinale-Kinos. „Die schillernde Welt der Berlinale darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kinobeschäftigte Niedriglöhner sind“, teilte der brandenburgische Verdi-Landesgeschäftsführer Jörg Reichel mit. Verdi fordert die Berlinale auf, keine Leiharbeiter als Ersatz einzusetzen.

„Das Festival hat auch eine soziale Verantwortung“, sagt Cinestar-Mitarbeiter Florian André Unterburger bei der Kundgebung am Freitagabend zur taz. „Wir fordern Respekt, die Berlinale darf uns nicht in den Rücken fallen. Bei einem Warnstreik darf sie keine Streikbrecher einsetzen.“ Damit keine Vorführungen ausfallen müssen, sollte die Festspielleitung die Kinobetreiber dazu auffordern, höhere Löhne zu zahlen, so Unterburger weiter.

In einer Mail an Verdi, die der taz vorliegt, fordert das Festival, von Streikmaßnahmen während der Berlinale abzusehen. Da unbeteiligte Besucher getroffen werden könnten, würde die Leitung eigene nach Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlte Mitarbeiter einsetzen. Gegenüber der taz erklärt eine Sprecherin, dass die Berlinale „das Engagement der Mitarbeiter*innen des Cinemaxx und der Gewerkschaft für eine faire Entlohnung selbstverständlich respektiert“.

„Love Kino, Hate Netflix“

Es sei keine Frage, dass Streik das Grundrecht eines jeden Arbeitnehmers sei. Auch die Forderung nach Solidarität sei verständlich. „Wir sind in dem akuten Konflikt jedoch der falsche Ansprechpartner. Die Berlinale ist kein Verhandlungspartner in den Tarifgesprächen. Und deswegen sind unsere Möglichkeiten begrenzt.“

Die meisten Passanten, die an der Demonstration vorbei in die Kinos drängen, reagieren überrascht auf den Protest. Viele solidarisieren sich mit den Beschäftigten, die aus ganz Deutschland nach Berlin angereist sind. „Arm trotz Arbeit“, „Du Maximenü, ich Hungerlohn“ oder „Love Kino, Hate Netflix“ steht auf ihren Schildern. Jetzt sind die Betreiber gefordert: Die Tarifverhandlungen des Cinemaxx gehen am 25. Februar weiter, die der Yorck-Kinos starten am 26. Februar.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.