Berlinale-Staralbum: Lars Eidinger: Der Reflektierte

Er ist wahnsinnig unprätentiös und einer der besten Schauspieler des Landes. Das deutsche Publikum und die Presse liegen dem Berliner Lars Eidinger zu Füßen.

Setzt nicht überall drauf: Lars Eidinger. Bild: berlinale

Er ist wahnsinnig unprätentiös und einer der besten Schauspieler des Landes. Das deutsche Publikum und die Presse liegen ihm zu Füßen - selbst der amerikanische Modedesigner Marc Jacobs nahm schon Lars Eidingers Dienste für eine Werbekampagne in Anspruch.

Bei der Pressekonferenz zu seinem Berlinale-Film "Was bleibt" klatscht Lars Eidinger für seine Kollegen - es wirkt nicht affektiert, wie es oft bei den amerikanischen SchauspielerInnen der Fall ist, sondern authentisch. Er ist keiner, der im Mittelpunkt stehen will. Als der Moderator ihn vorstellt, nickt er freundlich und lächelt.

Im dunklen Anzug sitzt der 36-Jährige zurückgelehnt auf seinem Stuhl und spielt mit dem Kronkorken seiner Wasserflasche. Im Theater mag er es dreckig. Er schreit, zieht sich aus, wieder an, beschmiert sich mit Kunstblut, spuckt - auf der Bühne ist Eidinger eine Rampensau, geht bis an seine und unsere Schmerzgrenze. Bei der Pressekonferenz scheint er hingegen entspannt zu sein. In seltenen Momenten stützt er seinen Kopf auf seiner Hand ab, fokussiert die Journalisten und wartet auf Fragen.

Lars Eidinger wurde 1976 in Berlin geboren und wuchs im Stadtteil Tempelhof auf. Nach dem Abitur geht er an die Schauspielschule Ernst Busch, heute ist er selbst dort Dozent. Seit 1999 ist er Ensemble-Mitglied der Berliner Schaubühne. Einem größerem Publikum fiel er zum ersten Mal in Maren Ades Spielfilm "Alle Anderen" auf, der 2009 auf der Berlinale lief und Eidingers erste große Filmrolle war.

Fast schon bubihaft

Wie er dasitzt: schelmisch grinsend, fast schon bubihaft. Der ein Meter neunzig große Lars Eidinger ist reflektiert. Er sagt nicht einfach Dinge daher. Er spricht Sätze aus, die unglaublich klug klingen wie: "Der Wald spiegelt die Sehnsucht nach dem Natürlichen wider." Oder: "Es gibt eine tiefe Sehnsucht nach ursprünglicher Vertrautheit."

Als ein Journalist nach der Design-Inneneinrichtung in Hans-Christian Schmids Film "Was bleibt" fragt und es als Vorwurf klingt, geht Eidinger dazwischen: "Auch ich beschäftige mich mit Inneneinrichtung. Ich setze mich auch nicht überall drauf." Das könnte wahnsinnig arrogant klingen, tut es aber bei ihm nicht.

Nur einmal verzettelt er sich und seine Filmpartnerin Corinna Harfouch muss eingreifen. "Ach so, dann muss ich die Frage anders beantworten. Wissen Sie, ich muss die Leute immer direkt angucken", sagt er und bittet um Verständnis.

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