Berliner Kunstszene: Atelierhaus soll offen bleiben

Vertriebene Künstler legen alternatives Nutzungskonzept für Atelierhaus Käuzchensteig vor und fordern öffentliche Debatte über Nutzung des historischen Orts.

Im ehemaligen Atelier von Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker in Dahlem soll eine dauerhafte Ausstellung für Nachkriegskunst entstehen. Dafür mussten die dort schaffenden Künstler bereits im August ihre zehn Ateliers räumen. "Wir sehen hier keine Aufarbeitung der Geschichte, sondern im Gegenteil deren Verdrängung", sagt Ralf de Moll, einer der von der Räumung betroffenen Künstler. Diese haben jetzt ein alternatives Nutzungskonzept vorgelegt.

Das Atelierhaus am Käuzchensteig wurde zwischen 1939 und 1942 auf Hitlers Wunsch hin für Arno Breker errichtet. Nach Kriegsende nutzte es der Breker-Schüler und Bildhauer Bernhard Heiliger, dessen Nachlass heute von der Heiliger-Stiftung verwaltet wird. Diese möchte voraussichtlich bis 2013 eine ständige Ausstellung mit Heiliger-Werken und anderen Nachkriegskünstlern eröffnen. Dafür mussten die zehn Künstler, die im Gebäude in günstigen Ateliers untergebracht waren, weichen. Dort hatte bis dato ein reger internationaler Austausch zwischen Künstlern stattgefunden. Dafür ist künftig kein Platz mehr, obwohl Sabine Heiliger, die sich seit dem Tod ihres Mannes 1995 in der Stiftung engagiert, im Sommer gegenüber der taz betont hatte, dass es nicht um ein Museum gehe, sondern "nur" um eine ständige Ausstellung.

Die betroffenen Künstler kritisieren vor allem, dass über die Nutzung der Breker-Ateliers keine offene kulturpolitische Debatte stattgefunden habe. Dies sei eine "Verletzung der Demokratie", sagte auch Herbert Mondry, Vorsitzender des Berufsverband bildender Künstler (bbk), der die Initiative unterstützt. So sei das Verfahren intransparent gewesen, weil die Stiftung, in dessen Beiratsmitglied unter anderem Klaus Wowereit sitzt, Geld für den Rückbau des Hauses beantragt habe - und zwar beim Kultursenator Wowereit und bei der Lottostiftun, über deren Gelder der Regierende ebenfalls mitentscheidet. Die Unterstützung sei auch prompt bewilligt bewilligt worden: 160.000 Euro aus Haushaltsgeldern sowie 1.2 Millionen Euro aus Lottomitteln.

Gemeinsam mit dem bbk haben nun die Künstler Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll, die bereits 2009 auf die Umbaupläne aufmerksam gemacht hatten, nun ein alternatives Nutzungskonzept vorgestellt. Unter dem Titel "Haus der Kunst Berlin" schlagen sie eine projektbezogene Nutzung der Atelierräume vor, die einen Fokus auf das Verhältnis zwischen Kunst und Macht legen sollte. Lokale und internationale Künstler könnten hier Raum finden, um Präsentationen, Workshops und Debatten abzuhalten, heißt es im Konzept.

Die Kulturverwaltung erklärte, generell sei eine Prüfung des Alternativvorschlags zwar möglich, allerdings komme der reichlich spät. Markus Wellmann, Kurator der Stiftung, schrieb den Künstlern per Mail: "Vielleicht können wir bei Gelegenheit mal darüber reden." Den Künstlern ist das nicht genug: "Die versäumte Diskussion über die Nutzung des Hauses muss nachgeholt werden", fordert Mondry vom bbk.

Ehemalige Nutzerinnen des Käuzchensteig-Ateliers, bedauern die Entwicklung. Harriet Groß etwa sieht den Streit als beispielhaft an für die Problematik in der Berliner Künstlerszene: Die systematische Verdrängung der Künstler nach außen, vor allem in östliche Randgebiete, wie nach Adlershof. Auch im Falle Käuzchenhof seien den Künstlern alternative Ateliers zwar versprochen worden, daraus sei bislang nichts geworden, so Groß. Beate Terfloth, die vier Jahre lang für 140 Euro warm in einem Atelier gearbeitet hat, ergänzt: "Damit geht vor allem für Nachwuchskünstler ein großartiges Angebot verloren."

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