Berliner Szenen: Echt ein Philosoph

Premiereparty im Gorki-Theater, man steht so rum und freut sich ob der berühmten Mitrumsteher. Später gibt es Erbrochenes und Mond.

Bunte Lichter

Bunte Lichter. Für die Stimmung. Foto: imago/chromorange

Premiere von Sibylle Bergs neuem Stück. Im Gorki-Theater. Zu dem ersten Teil von dem Stück hatte ich was geschrieben, nämlich dass es sehr gut war. Auch schon wieder ne Weile her. Da haben wir noch Quizduell gespielt. Der zweite Teil jetzt, „Und dann kam Mirna“, was soll man sagen, er ist genauso gut wie der erste Teil, nur vielleicht noch besser, weil jetzt vier kleine Gören mitspielen. Viel Applaus.

Hinterher Premierenparty, im Sinne von Rumstehen. Sibylle Berg kommt runter, sie sagt, ich sei größer geworden, ich sage, sie sei kleiner geworden. Leute trinken Sekt unter bunten Lichtern. Im Foyer ist Musik, vier Kinder tanzen. Zurück zu den Leuten mit dem Sekt. Ich werde Menschen vorgestellt, denen ich schon viermal vorgestellt wurde, und jetzt halt ein fünftes Mal. Hallo Marietta, freut mich, sagen die Menschen, und ich sage, ja, Margarete, ach so, ja, sorry. Jemand sagt: Oh mein Gott, der Sänger von Tocotronic ist da. Ich checke Twitter. Jemand schreibt: Oh Gott, Premiere von Sibylle Berg und der Sänger von Tocotronic ist da. Hm. Haben die nur einen Sänger? Keine Ahnung.

Ich bin so ein Fan von dem, sagt die Frau neben mir. Wie heißt der, frage ich. Dirk von Lowtzow, sagt sie, da ganz hinten steht er. Ich google „Dirk von Lowtzow“. Gucke die Bildersuche durch, leider sieht er auf allen Fotos anders aus und ich kann mir keine Gesichter merken. 70 Prozent der Männer hier könnten Dirk von Lowtzow sein. Der ist echt ein Philosoph, sagt jemand. Na ja. Ich gehe.

Am U-Bahnhof Mehringdamm verteilt ein Mann große Pfützen rosa Kotze auf dem Boden, zwei Leute stützen ihn, und zwei Sanitäter rollen einen Rollstuhl ran und legen ihn großflächig mit Papier aus, bevor sie den Mann reinheben. Ich laufe den Rest nach Hause, Richtung Mond, der Mond ist zwei Drittel voll.

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Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff

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