Beschuldigungen gegen deutschen Konsul: Übergriffig beim Queerfestival

Gegen den deutschen Generalkonsul in Pakistan wurden Vorwürfe erhoben. Er soll auf dem ersten Queerfestival in Karatschi Frauen belästigt haben.

Protest der Trans-Community in Pakistan im Jahr 2020 nach zunehmender Gewalt gegen sie Foto: Hussain Ali/Pacific Press/LightRocket/Getty

BERLIN taz | Teil­neh­mende des ersten Queerfestivals in Pakistan werfen dem deutschen Generalkonsul in Karatschi sexuelle Belästigung vor. Er soll sich bei dem „Scrapfest“ genannten Event aufdringlich mehreren Frauen genähert und sie dabei gegen deren Willen berührt haben. Das Konsulat war ein Sponsor des Fests und der Konsul ein Ehrengast.

Dieses Engagement ist eigentlich zu loben: Angehörige sexueller Minderheiten werden in Pakistan oft unterdrückt und besonders von Islamisten immer wieder angegriffen und sogar getötet. Gerade deshalb sind Beschwerden von LGBTQI-Personen für sie sehr riskant, was die Vorwürfe gegen den Diplomaten umso schwerwiegender macht.

Das Fest mit 60 Teilnehmenden fand schon am 13. November statt. Die kanadisch-pakistanische Organisatorin und Rockmusikerin Urvah Khan machte aber erst am 22. April die Vorwürfe öffentlich. Drei Tage später beschwerte sich Khan offiziell beim Auswärtigen Amt und belegte dies mit Zeugenaussagen. Offenbar hatte bis dahin die Angst überwogen, ein Outing der Opfer und öffentliche Aufmerksamkeit könnten negative Folgen für die Betroffenen haben. Deshalb war auch von einer Anzeige bei der lokalen Polizei abgesehen worden.

Der Lifestylemagazin Vice machte vergangene Woche in seiner englischsprachigen Onlineausgabe auf den Fall aufmerksam. Das Auswärtige Amt erklärte dazu jetzt auf Anfrage der taz, dass es nach Bekanntwerden sofort eine Überprüfung des Falls eingeleitet habe, „die im Moment noch andauert“. Wegen des Persönlichkeitsschutzes könnten keine weiteren Angaben gemacht werden.

Der Konsul könne sich an nichts erinnern

Der Vice-Autor hatte nach eigenen Angaben mit Khan und sechs Teil­neh­me­r*in­nen gesprochen. Der Generalkonsul wollte sich nicht äußern. Laut Khan hätte der Diplomat besonders eine Frau belästigt und sie traumatisiert.

Als Khan sich später bei ihm über sein Verhalten beschwert habe, hätte er gesagt, er sei betrunken gewesen (was in einem islamischen Land bereits ein Affront ist) und könne sich an nichts erinnern. Er habe sich bei der Frau persönlich entschuldigen wollen, diese wollte ihn aber keinesfalls erneut treffen und drängte auf eine schriftliche Entschuldigung. Diese habe der Konsul verweigert.

Sie denke jetzt, dass es ihm nie wirklich darum gegangen sei, die Queer-Community zu unterstützen, sondern vor allem darum, sich so zu benehmen, wie er es getan habe, sagte Khan zu Vice. Andere sprachen von „neokolonialem Verhalten“.

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