Betrug beim Onlinedating: Der Bot fürs Leben

Die Dating-Plattform Lovoo hat ihre Nutzer mit Programmen betrogen, die ihnen echte Flirts vorgaukelten. Und wenn schon!

Zwei Frauenhände auf einer Laptoptastatur. Der Bildschirm zeigt das Logo der Datingplattform lovoo.

Sind das echte Hände? Oder ist es nur ein Roboter? Foto: dpa

Der Mensch ist gierig nach Liebe und der Anerkennung des bevorzugten Geschlechts. Datingportale im Internet versprechen genau diese Anerkennung – aber wer sagt eigentlich, dass sie von echten Menschen kommen muss?

Am Mittwoch hat die Polizei in Dresden zwei der Betreiber der Datingplattform Lovoo verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, automatische Nutzerprofile – sogenannte Bots – erstellt zu haben. Und zwar um ihre männlichen Nutzer dazu zu bewegen, Geld in potentielle Flirts zu investieren.

Die Phantom-Bots schwebten zufallsgeneriert über die Profile der Lovoo-Nutzer und gaukelten ihnen vor, Frauen zu sein, die Interesse an ihnen haben. Dabei bestanden sie aus nichts weiter als einem Profilbild, das aus der Unendlichkeit des Internets herausgefischt worden war, und einer per Steckbaukasten erzeugten Selbstbeschreibung: „Ich bin (ehrlich/treu/nett/aufmerksam) und suche eine (niveauvolle/nette/ehrliche/anständige) Unterhaltung“.

Um auf das Fake-Profil zugreifen zu können, mussten die Nutzer dann Geld bezahlen. Um eine Nachricht zu schicken, musste teilweise ebenfalls gezahlt werden. Allein damit verdiente Lovoo mutmaßlich bis zu 5.000 Euro im Monat, über eine Million Euro insgesamt.

Für jeden der richtige Bot

Die Fragen, die sich Nutzer nun stellen, sind essenzieller Natur: Kann ich dem Internet-Dating noch trauen? Wie viel sind meine Tinder-Matches eigentlich wert? Welche meiner heißen Dick-Pics habe ich in Wahrheit an seelen- und libidolose Bots verschickt?

Dabei könnte es doch so einfach sein. Künstliche Intelligenz ist heute schon weit fortgeschritten. Zahlreiche Programme bestehen bereits den Turing-Test, der die Qualität einer künstlichen Intelligenz messen soll, und zwar dadurch, ob ein Mensch sie als eine solche erkennt.

Warum also plagen wir uns überhaupt noch mit Menschen im Internet herum? Es wäre so viel konsequenter, sich in Bots, in Programme zu verlieben. So wie Joaquin Phoenix in „Her“. Künstliche Intelligenzen lernen unseren Charakter kennen und reagieren einfühlsamer, angemessener auf unsere Sorgen und Gedanken als eine echte Person das je könnte.

Wir brauchen also nicht paranoid unsere Internetflirts auszuwerten, weil sich dahinter Bots verbergen könnten. Sicher, nicht alle Programme sind ehrliche Romantiker, manche – wie die von Lovoo – wollen nur unser Geld. Aber für so manche humanoide Liebschaft gilt das ja auch. Kein Grund also, pauschal zu urteilen. Viel lieber sollten wir schauen, ob wir nicht einen Bot finden, der unseren ehrlichen Ansprüchen gerecht wird – den Bot fürs Leben, sozusagen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.