Bezirk Mitte kündigt Kita-Betreiber: So viel antielitärer Reflex muss sein

Ein Kita-Träger will von Eltern „freiwillige“ Zuzahlungen für Yoga und Englisch. Der Bezirk findet das problematisch – und hat dem Betreiber nun gekündigt.

Was kostet die Kita-Welt? Kinder in einer Berliner Kita Foto: Wolfgang Kumm/dpa/picture alliance

Das nennt man konsequent: Der Bezirk Mitte kündigte im Januar einem Kita-Betreiber, weil der von den Eltern regelmäßig Extrabeiträge für Frühenglisch, Spanisch und Yoga verlangt, und zwar in einer Höhe, die Jugendstadträtin Sandra Obermeyer (Linke) „problematisch“, weil sozial unverträglich findet: Es gehe um Beträge „deutlich über 100 Euro“, sagt sie am Mittwoch. Zu Anfang 2019 suche man nun einen neuen Betreiber für die Kita auf dem bezirkseigenen Grundstück in der Schmidstraße an der Grenze zu Kreuzberg.

Prompt starteten die Kita-Eltern eine Onlinepetition: „Kita Alegría muss bleiben!“ Das pädagogische Konzept sei doch toll! Außer den betroffenen Eltern der 72 Kinder haben bisher noch 1.700 andere Empörte unterzeichnet, vermutlich auch wegen des Eindrucks, hier gebe eine Linke-Politikerin ohne Rücksicht auf Verluste antielitären Reflexen nach.

Doch auch wenn die Stadträtin widerspricht, darum gehe es hier nicht, gute Gründe hätte sie: Nicht eines der Kinder aus dem Bezirk bezieht laut Obermeyer Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket für Familien, die von Sozialleistungen abhängig sind. Kein Wunder: Denn auch wenn die Elternbeiträge für Kita-Ex­tras grundsätzlich freiwillig sein müssen: Wer will sein Kind schon außen vor wissen, wenn alle anderen zum Yoga gehen?

Zudem habe sich der Kita-Träger, der am Mittwoch nicht erreichbar war, bisher bei den Ausbauplänen nicht sehr kooperativ gezeigt und bereits bewilligte Mittel nicht genutzt. Der Bezirk will aber 60 zusätzliche Plätze auf dem 3.000 Quadratmeter großen Grundstück schaffen – angesichts des Kitaplatzbedarfs sei das dringend nötig.

Mag sein, dass die Eltern der Alegría-Kita mit einem Betreiberwechsel nun bald nicht mehr das bekommen, wofür sie zu zahlen bereit sind. Tatsächlich kann sich Berlin diese Art von Zweiklassenkitas, wenn man es denn ernst meint mit der kostenlosen Bildungseinrichtung Kita, nicht leisten. Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) weiß das, deshalb gibt es ab August eine (noch zu verhandelnde) Obergrenze der „freiwilligen“ Zuzahlungen und eine Meldepflicht.

Und auch wenn Scheeres’ Sprecherin am Mittwoch betonte, natürlich müsse kein Kita-Träger Angst haben, dass ihm künftig Verträge gekündigt würden: Mittes konsequente Haltung taugt da zum Vorbild. So viel antielitärer Reflex muss sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.