Bilanz der Axel Springer AG: „Alle Ziele erreicht“

Der Verlag will „die Idee der Zeitung vom Papier lösen“. Schon heute erwirtschaftet Axel Springer über 70 Prozent des Gewinns mit Digitalangeboten.

Mathias Döpfner auf der Bilanz-PK. Bild: dpa

BERLIN taz | Axel Springer hat seine Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahrs vorgelegt. Der Umsatz ist um 8,4 Prozent auf gut drei Milliarden gestiegen, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um 11,6 Prozent auf 507 Millionen Euro. Und die Rendite wurde von 16,2 auf 16,7 Prozent erhöht. Alles prima. Wie immer.

Die Geschichte, die der Konzern Axel Springer seit einigen Jahren schreibt, liest sich wie ein Fortsetzungsroman, in dem Kapitel für Kapitel die gleiche Story erzählt wird. In diesem Jahr lautet sie so: „Axel Springer hat im Geschäftsjahr 2014 alle wirtschaftlichen und strategischen Ziele erreicht und die Digitalisierung seiner Aktivitäten mit hohem Tempo vorangetrieben.“ Der erste Satz in der Pressemitteilung des Unternehmens ist damit fast deckungsgleich mit den Pressemitteilungen der beiden Jahre zuvor.

Selbstverständlich bleibe Springer aber bei allem Digitalisierungserfolg „ein Verlag, dessen Geschäfte auf Journalismus basieren“, sagte Vorstandschef Mathias Döpfner am Mittwoch in Berlin. Man wolle nur „die Idee der Zeitung vom Papier lösen“. Was das heißt? Dazu zeigte Döpfner eine klassische Zeitungsdoppelseite: mit den journalistischen Angeboten („Bezahlangebote“), der Werbung („Vermarktungsangebote“) und den Kleinanzeigen („Rubrikenangebote“).

Diese drei Geschäftsfelder bediene man bis heute, nur halt größtenteils digital und voneinander getrennt: die Bezahlangebote beispielsweise bei Welt (58.000 verkaufte Digital-Abos) und Bild (253.000 verkaufte Digitalabos), die Vermarktungsangebote bei Preisvergleichsportalen wie Idealo und die Rubrikenangebote – die mit Abstand am stärksten wachsen – beim Jobportal Stepstone oder den Immobilienportalen Immonet und Immowelt.

53 Prozent der Gesamterlöse erwirtschaftet Springer mittlerweile im Digitalen, 74 Prozent der Werbeerlöse kommen von dort und 72 Prozent der Gewinne auch. „Wir sind im mittel- bis langfristigen Transformationsprozess hin zum digitalen Verlag auf einem guten Weg“, sagt deshalb Finanzvorstand Julian Deutz. Und: „Das Wachstum geht auch an unseren Mitarbeitern nicht vorbei.“ Denen hatte Mathias Döpfner vor der Vorstellung der Bilanz noch in blumigen Worten in einer Mail gedankt.

Schlechtere GmbH-Verträge

Allerdings sieht die Realität für Journalisten im Haus häufig anders aus: Erst zum 1. Januar 2015 wurde die Welt-Gruppe gemeinsam mit dem Fernsehsender N24 in eine neue GmbH überführt, eine hundertprozentige Tochter der Springer AG. Neue Mitarbeiter bekommen nur noch GmbH-Verträge und sind zumeist schlechtergestellt als ihre Kolleginnen und Kollegen, die noch AG-Verträge haben. Der Betriebsrat riet den Welt-Mitarbeitern vor Kurzem noch, in naher Zukunft auf Beförderungen zu verzichten. Wer einen neuen Vertrag unterschreibe, könnte am Ende schlechtergestellt sein als zuvor.

Doch das dürfte Döpfner nicht fuchsen. Das alles ist Teil einer Strategie, in der man Tarife zwar für wichtig halte, „aber genau überlegt werden“ müsse, „wo sie angewendet werden und wo nicht“, wie Vorstand Jan Bayer in einer Betriebsratszeitung zitiert wird. Was Döpfner viel mehr ärgert, ist Google. „Das Leistungsschutzrecht wurde durch das Powerplay eines Konzerns seiner Wirkung beraubt“, sagte er. Die Springer-Medien hatten sich im vergangenen Jahr – wie so viele andere – Google gebeugt und dem Suchmaschinenkonzern die kostenlose Nutzung von kurzen Textausschnitten gestattet. Das Leistungsschutzrecht sei damit de facto ausgehebelt worden, schimpfte Döpfner.

Tja, jede Firma umgeht halt die Tarife, die sie umgehen kann.

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