Biodiversität von Nutzpflanzen: Einheitsbrei führt zu Hungersnot

Statt traditioneller Arten wachsen überall nur noch Weizen und Reis. Das ist schlecht für die Artenvielfalt – und die Menschen.

Weizen gibt es in Hülle und Fülle. Aber nur eine bunte Mischung von Feldfrüchten ist sinnvoll das ökologische Gleichgewicht. Bild: reuters

BERLIN taz | Die abnehmende Vielfalt der Feldfrüchte bedroht die globale Ernährungssicherheit. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren einer Studie, die jetzt in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences aus den USA erschienen ist. Sie werteten Daten der Welternährungsorganisation FAO aus den Jahren 1961 bis 2009 aus.

Weltweit habe sich in diesem Zeitraum die Ernährung immer mehr vereinheitlicht – und zwar verwestlicht, heißt es in der Untersuchung. Sie bestehe jetzt hauptsächlich aus energiereichen Pflanzen wie Weizen, Reis, Kartoffeln, Mais und Zucker. Nur 94 Pflanzenarten sorgen für 90 Prozent der Kalorien.

Das hat nach Ansicht der Wissenschaftler vor allem zwei Effekte: Die einseitige Ernährung macht die Menschen schneller krank, und der Anbau nur weniger Sorten kann sogar Hungersnöte begünstigen.

Während Weizen, Reis und Mais viel häufiger auf den Feldern zu finden sind als vor 50 Jahren, haben andere Pflanzen, die früher regionenspezifisch besonders wichtig waren, an Bedeutung eingebüßt – darunter unter anderem Hirse, Roggen, die stärkehaltigen Wurzeln von Yams, Maniok und Süßkartoffel. Das Forscherteam führt die Veränderungen auf die positive Entwicklung der Einkommen zurück: Traditionelle Nahrungsmittel verlören für die Menschen an Attraktivität, sobald sie sich teurere Lebensmittel wie Weizen leisten können. Zudem förderten Subventionen für bestimmte Feldfrüchte das Verschwinden der Vielfalt. Dadurch und durch Globalisierung und Urbanisierung verbreite sich die westliche Ernährungsweise um die Welt.

Diabetes und Herzprobleme

Damit einher geht laut der Studie jedoch eine Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Herzprobleme. Einer der Autoren, Colin Khoury, sagte der BBC, kalorienreiche Pflanzen wie Weizen und Reis seien zwar wichtig, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Doch müssten die Kalorien durch Nährstoffe ergänzt werden, die nur eine größere Vielfalt an Feldfrüchten liefern könne.

Dramatisch wird es, wenn Dürre, Schädlinge oder Krankheiten eine Pflanzenart zerstören und keine alternativen Sorten angebaut werden. Denn dann lässt sich der Ausfall nicht auffangen. Durch den Klimawandel werden solche Probleme noch zunehmen.

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