Biokakao aus San José de Apartadó: Erst die Bohnen, dann die Bananen

Kollektiv, fair und bio – so werden die Kakaobohnen der kolumbianischen Friedensgemeinde geerntet. Die Gepa bringt sie auch in hiesige Supermärkte.

Kakaofrüchte hängen an einem Baum

Noch ganz: die Kakaofrucht Foto: dpa

SAN JOSÉ DE APARTADÓ taz | Geschickt lässt Arley Tuberquia die Nadel mit dem dicken gelben Faden durch die großen Maschen des Jutesacks wandern. Mit einem kräftigen Ruck zieht Arley den Sack mit den getrockneten Kakaobohnen zu. „Der wird noch ein paar Tage in der Bodega gelagert, dann geht er im Container zur Gepa nach Deutschland“, so Tuberqui. Der hagere Mann Anfang dreißig ist einer der Sprecher der Friedensgemeinde von San José de Apartadó und koordiniert die Abläufe in der Kakaoernte. Die läuft gerade auf Hochtouren. San José di Apartadó liegt im Verwaltungsbezirk Antioquia und damit nicht weit von der Bananenbauregion von Urabá entfernt. Doch hier dominiert der Kakao, erst danach kommen die kleinen Babybananen.

Gegenüber der kleinen Lagerhalle stehen die riesigen Trockentische in der Sonne. Auf denen werden die Kakaobohnen, nachdem sie aus dem Fruchtfleisch der Schote gelöst wurden, getrocknet. Nach ein paar Tagen in der Sonne werden sie sortiert, in Säcke verpackt und per Container nach Europa versandt.

Rund vier Monate läuft die Ernte. Zu der Friedensgemeinde gehören mehrere kleine Dörfer und Weiler, die schwer zugänglich sind. „Hier wird alles mit dem Muli, der Bestia, transportiert“, schildert Herman, ein Mann, der gerade zwei 60-Kilo-Säcke Kakao weiter vorne abgegeben hat. Dort werden die Bohnen sortiert, die auf rund einhundert Hektar zertifizierte Fläche kollektiv angebaut und geerntet werden. „Gemeinsam“ heißt die Maxime der Bauern, nicht nur, weil das leichter ist, es ist auch sicherer. Paramilitärs und andere bewaffnete Akteure machen trotz des Waffenstillstands mit der größten Guerillaorganisation des Landes, der Farc, die Region zu einer der gefährlichsten Kolumbiens.

Über dreihundert Opfer hat die Friedensgemeinde seit Gründung im März 1997 zu beklagen. Arely Tuberquia ist wichtig, dass die Gepa darauf hinweist, woher die Schokolade kommt und unter welchen Bedingungen die Bohnen geerntet werden. „Wir brauchen die internationale Aufmerksamkeit“, verweist Tuberquia auf die unsichere Situation der Friedensgemeinde. Deren Neutralität wurde nie anerkannt, weder von staatlicher, noch von illegaler Seite. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Umso wichtiger, dass auf ihre Existenz aufmerksam gemacht wird. Das macht der Gepa-Partner mit der „Choco de Paz“, der Friedensschokolade aus San José de Apartadó. Auf der wird erklärt, woher sie kommt – und die internationale Aufmerksamkeit sorgt für etwas mehr Sicherheit. „Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb wir an die Gepa verkaufen“, sagt Arley Tuberqui und deutet auf verblasste Schmierereien an der Wand des Lagerhauses. Propagandareste von Paramilitärs sind da noch verwischt zu lesen – sie sind erst ein paar Wochen alt.

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