Birmas aussichtsreichster Kandidat: Der Stellvertreter-Präsident

Die Wahlsiegerin Aung San Suu Kyi nominiert mit Htin Kyaw einen Vertrauten für das Präsidentenamt. Ihr bleibt es weiter verwehrt.

Ein Mann und eine Frau

Alte Weggefährten: Aung San Suu Kyi mit Htin Kyaw nach der Freilassung aus dem Hausarrest in Rangun, 13. November 2010. Foto: Soe Than Win/afp

NAYPYITAW taz | Der Bewohner der Wohnung Nummer 6 im Gebäude 24 auf dem Apartment-Gelände der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) in Birmas Hauptstadt Naypyitaw wird wohl bald ausziehen. Denn angesichts der Mehrheitsverhältnisse gilt es als sicher, dass Htin Kyaw, 69, nächster Präsident Birmas (Myanmars) wird.

Vier Monate ist es inzwischen her, dass die NLD von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bei den Parlamentswahlen einen Erdrutschsieg errang. Es war die erste freie Wahl aller Volksvertreter des Landes nach fast einem halben Jahrhundert Militärdiktatur.

Und nach Wochen der Geheimniskrämerei seitens der NLD gibt es nun endlich Klarheit, wer neues Staatsoberhaupt werden soll. Am Donnerstagmorgen wurden die Namen der von der siegreichen NLD Nominierten bekannt gegeben.

Die Aufgabe des künftigen Präsidenten ist klar: Er soll Aung San Suu Kyis Order ausführen. Das hatte die Friedensnobelpreisträgerin schon vor der Wahl deutlich gemacht. „Ich werde über dem Präsidenten stehen“, sagte sie bei einer Pressekonferenz im November ohne jegliche Umschweife.

Das Militär blieb stur bis zuletzt

Die vom Militär entworfene Verfassung versagt ihr das Amt, weil sie mit einem Briten verheiratet war und mit ihm zwei Kinder britischer Staatsangehörigkeit hat. Bis zuletzt fanden erfolglose Verhandlungen mit dem Militär statt, die Verfassung doch noch zu Suu Kyis Gunsten zu ändern. Drei Mal traf die NLD-Vorsitzende deshalb den mächtigen Armeechef Min Aung Hlaing.

Der jetzt von ihr nominierte Htin Kyaw ist parteiintern kein Unbekannter. Sein Schwiegervater hat die NLD mitgegründet, seine Ehefrau ist selbst NLD-Abgeordnete im Unterhaus. Der Absolvent der Universität London leitet Suu Kyis gemeinnützige Stiftung. Beide gingen schon zusammen zur Schule.

Thant Myint-U, Historiker

„Htin Kyaw ist integer und eine herausragende Wahl“

Htin Kyaw besuchte Suu Kyi auch regelmäßig während ihres Hausarrestes. In der Öffentlichkeit fiel der jetzt Nominierte bisher jedoch kaum auf.

Die Reaktionen auf seine Nominierung sind aber durchweg positiv. Der Historiker und Präsidentenberater Thant Myint-U twitterte: „Htin Kyaw ist eine herausragende Wahl. Er ist genießt Respekt, ist integer und ein sehr angenehmer Mensch.“

Auch im Parlament wie auf dem Wohngelände der NLD-Abgeordneten bekam Htin Kyaw viel Zustimmung.

Der zweite Kandidat ist ein Vertreter der Chin-Ethnie

Der zweite von der NLD nominierte Kandidat und mutmaliche künftige Vizepräsident ist Henry Van Hti Yu, ein pensionierter Offizier des Militärs von der ethnischen Minderheit der Chin.

„Dass ich nominiert wurde, zeigt, dass die NLD die Angelegenheiten der Minderheiten in Birma ernst nimmt“, sagte der 58-Jährige zu Journalisten. Dem Fernsehsender Democratic Voice of Burma vertraute er an, von seiner Nominierung völlig überrascht zu sein.

Welchen Kandidaten das Militär vorschlägt, soll am Freitag bekannt werden. Wann genau die beiden Kammern des Parlaments aus den drei Kandidaten den Präsidenten und seine beiden Stellvertreter wählen, steht noch nicht fest.

Die Vereidigung des neuen Staatsoberhaupts ist für Ende März geplant.

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