Blockupy soll weiblicher werden: Mit Dildo, Wischmopp und Wollfäden

Internationale Frauen führen den Demozug an. Statt Steine soll es Wollfäden geben. Auch bündnisintern sind Frauen präsenter.

In diesem Jahr sollen Aktivistinnen die Schwerpunkte setzen Bild: dpa

BERLIN taz | Sie sind meist jung, gut gebildet – und männlich. So beschrieb 2013 die Otto Brenner Stiftung die Occupy-Bewegung, aus der später Blockupy hervorging. Doch dieses Jahr sollen Frauen einen Schwerpunkt setzten im Blockupy-Protest, aber auch innerhalb des Bündnisses.

Bereits 2013 machten Frauen im Zuge der Aktionen auf die speziellen Probleme von Frauen im Kapitalismus aufmerksam: Mit Dildo, Wischmopp und Nudelholz – Symbole „unsichtbarer Arbeit“. Auch 2015 sind sie wieder dabei.

Kinderbetreuung und Erziehung, Alten- und Krankenpflege, das alles sind notwendige Voraussetzung, damit das kapitalistische System funktioniere, erklärt Gabriele Winker, Gründerin des Feministischen Instituts der Uni Hamburg und eine Aktivistin der Care Revolution Bewegung.

Diese Arbeit, die sogenannte Sorge- oder Carearbeit, werde zumeist von Frauen geleistet. Aber häufig bleibt sie unsichtbar und unterbezahlt. Dazu kommt: In ökonomischen Krisenzeiten werde in diesem Bereich am meisten gespart, um das System am Laufen zu halten, sagt Winker. Frauen leiden also doppelt unter der Krise.

„Am Mittwoch wollen wir Frauen in den Fokus rücken und die Krise auch als Krise der Reproduktionsarbeit kenntlich machen“, betont Elfriede Harth vom Netzwerk Care Revolution. Statt Steinen sollen Wollfäden geworfen werden – symbolischer Protest gegen das Symbol der Krise, die Europäische Zentralbank. „Zumindest von uns Frauen ist nur das geplant, wir wollen absolut gewaltfrei Zeichen setzen.“

Aber nicht nur in den Aktionen – auch in den inneren Strukturen ist das Blockupy-Bündnis weiblicher geworden. Im Bündnis selbst gibt es mit der Feministischen Intervention einen eigenen Arbeitskreis. „In diesem Jahr spielen die Frauen innerhalb von Blockupy eine wichtigere Rolle als noch 2013“, erklärt Katharina Schwabedissen von der Linken Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft Frauen Nordrhein-Westfalen und ebenso Teil der Feministischen Intervention.

Der Zug soll von Frauen aus verschiedenen europäischen Ländern angeführt werden – ein Novum. Zudem fanden vor jedem Blockupy-Aktiventreffen spezielle Frauentreffen statt, erstmals sind die SprecherInnenposten von Blockupy fast paritätisch besetzt.

Bei der Demonstration am Mittwochnachmittag werde die Feministische Intervention gemeinsam mit den AktivistInnen des Care Netzwerks im queer-feministischen Block gehen. Geplant sind auch ein Theaterstück und andere Aktionen, die wichtige Frauen in den Vordergrund rücken sollen. „Der linke Politmacho ist ein Auslaufmodell“, meint Schwabedissen. Zumindest bei Blockupy sei er eher selten anzutreffen.

„Die Protestkultur wandelt sich, und ich glaube, viele haben begriffen, dass es auch ihr Anliegen ist.“ Das hofft auch die Ökonomin Gabriele Winker: „Ich erlebe immer wieder, dass mir die junge Generation bei Vorträgen die Türen einrennt, egal ob Mann oder Frau.“

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