Bombenanschlag auf Präsident: Simbabwes unruhiger Wahlkampf

Ein Bombenanschlag auf Präsident Mnangagwa erinnert an ungelöste Konflikte. Mnangagwa vermutet politische Gegner hinter dem Anschlag.

Der Präsident von Simbabwe, Emmerson Mnangagwa, hebt bei einem Wahlkampfauftritt die rechte Faust nach oben

Mnangagwa gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Tod von 20.000 Menschen in Bulawayo Foto: dpa

BULAWAYO taz | Wenige Wochen vor den Wahlen in Simbabwe erschüttert ein Anschlag auf den neuen Präsidenten Emmerson Mnangagwa den Wahlkampf. Zwei Männer wurden am vergangenen Wochenende in der zweitgrößten Stadt Bulawayo einem Richter vorgeführt und des Aufstands, Banditentums, Sabotage und Terrorismus beschuldigt. Douglas Musekiwa und John Zulu, beides Bürger der Stadt, werden für einen Bombenanschlag auf eine Mnangagwa-Wahlkundgebung verantwortlich gemacht.

Zwei Menschen waren gestorben, als am 23. Juni bei einer Kundgebung der Regierungspartei Zanu-PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion / Patriotische Front) im White-City-Stadion von Bulawayo kurz nach der Wahlkampfrede des Präsidenten eine Bombe explodierte. Das Stadion mit 15.000 Plätzen war voll, der Sprengsatz explodierte in der Nähe der Rednertribüne.

47 Menschen wurden verletzt, darunter der zweite Vizepräsident Kembo Mohadi und die Umweltministerin Oppah Muchingiri Kashiri, die zugleich Zanu-PF-Vorsitzende ist. Die beiden wurden auf dem Luftweg in eine Privatklinik nach Südafrika ausgeflogen. Die Präsidialgarde brachte den unverletzten Mnangagwa und den leicht verletzten ersten Vizepräsidenten Constantino Chiwenga in Sicherheit. Dessen Frau wurde schwer verletzt.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen sind die beiden Verdächtigen militärisch ausgebildet, und man erhofft sich von ihrer Befragung weitere Festnahmen. Mnangagwa und sein Umfeld vermuten das Lager seiner parteiinternen Gegner rund um die ehemalige First Lady Grace Mugabe hinter dem Anschlag. Mnangagwa hatte im November in Simbabwe die Macht übernommen, nachdem die Armee in einem „Operation Restore Legacy“ genannten Umsturz den langjährigen Präsidenten Robert Mugabe abgesetzt hatte, um ihn daran zu hindern, seine Ehefrau als Nachfolgerin zu inthronsieren.

Unklar, ob Anschlag mit Machtkampf zusammenhängt

Vizepräsident Chiwenga, damals Generalstabschef, galt als Drahtzieher dieses Umsturzes und hat jetzt den Anschlag von Bulawayo als „teuflisch“ bezeichnet. „Wir haben unschuldige Menschenleben verloren“, sagte er auf einer Kundgebung in der Hauptstadt Harare: „Warum soll man jemanden töten, wenn man selbst ewig lebt?“

Ob der Anschlag tatsächlich mit dem Machtkampf in der Zanu-PF zusammenhängt, steht aber noch nicht endgültig fest. Mnangagwa ist bei anderen Auftritten in Bulawayo von Aktivisten der lokalen Gruppe Mthwakazi Republic Party (MRP) verbal angegriffen worden. Diese Gruppe fordert die Sezession der Region Matabeleland, die kurz nach Simbabwes Unabhängigkeit 1980 Ziel eines blutigen Unterdrückungsfeldzuges durch das damals neue Zanu-Regime war.

Mnangagwa, damals Minister für Staatssicherheit, gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Tod von 20.000 Menschen in Bulawayo und den Provinzen Matabeleland und Midlands in dieser „Operation Gukurahundi“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.