Boni für Banker: Es wird wieder Kasse gemacht

Die größten Investmentbanken zahlten 2009 an ihre Mitarbeiter über 100 Milliarden Dollar. Der Unmut darüber wird immer größer.

Bei Goldman Sachs im Bankenviertel von New York gibt es wieder Grund zum Feiern. Bild: reuters

BERLIN taz | Tiffany und Cartier in New York haben allen Grund zur Vorfreude auf den Valentinstag. Auch die Ferrari-Händler und Immobilienmakler können auf ein gutes Frühjahrsgeschäft hoffen. Denn die großen US-Banken zahlen wieder Gehälter und Boni, als hätte es nie eine Krise gegeben. Allein die Mitarbeiter der fünf größten Institute, die in diesen Tagen ihre Jahresergebnisse veröffentlichen, verdienten im Jahr eins nach dem Infarkt der Finanzwelt über 100 Milliarden US-Dollar.

Der Durchschnittslohn bei der Investmentbank Goldman Sachs liegt bei 500.000 US-Dollar. Und darin ist jedes Salär berücksichtigt, das für den Pförtner ebenso wie das des Vorstandsvorsitzenden. Tatsächlich ist der Geldregen unterschiedlich verteilt. So flossen von den knapp 27 Milliarden US-Dollar, die JP Morgan an seine Mitarbeiter verteilte, rund 10 Milliarden Dollar allein an die Investmentbanker. Schließlich haben sie ja auch mehr als die Hälfte des Jahresprofits erwirtschaftet. Aber haben sie das Geld auch verdient?

Darüber wird zurzeit in den USA heftig gestritten. Denn schließlich stand die Branche noch vor gut einem Jahr kurz vor dem Exitus und konnte nur durch Geldspritzen der Zentralbanken und ein 700 Milliarden US-Dollar schweres Finanzpaket der Regierung gerettet werden. Zwar haben zumindest die großen fünf Banken die Staatshilfen wieder zurückgezahlt und machen zum Teil schon wieder kräftigen Profit, aber dennoch wächst, angesichts einer Arbeitslosenquote von 10 Prozent in den USA und zahlreicher Konkurse infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise, der Unmut über die satten Gehälter und Boni.

"Ich habe nicht für dieses Amt kandidiert, um einem Haufen Bonzen an der Wall Street zu helfen", beschimpfte US-Präsident Barack Obama vor einigen Wochen die Bankmanager. "Ihr nehmt 10, 20 Millionen Dollar an Boni in Anspruch, nachdem Amerika das schwerste Wirtschaftsjahr seit Jahrzehnten durchgemacht hat und ihr das Problem verursacht habt."

Auch gewichtige Anteilseigner der Unternehmen, wie zum Beispiel die Southeastern Pennsylvania Transportation Authority, Aktionär bei Goldman Sachs, sind sauer. "Kein vernünftiger Geschäftsführer würde es billigen, dass jahrein, jahraus das Management fast 50 Prozent des Umsatzes als Vergütung erhält." Beim Schimpfen bleibt der Nahverkehrsbetreiber nicht, er hat bereits Klage vor einem Gericht in Delaware eingereicht.

Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim, findet diesen Ärger berechtigt. Die Frage sei doch, worin die Leistung der Banker zum Beispiel im Eigenhandel bestehe. "Ein Großteil der erzielten Gewinne ist Folge von Zufall oder der allgemeinen Markterholung", sagte Burghof im taz-Gespräch. Wer auf einen sinkenden oder steigenden Dollar wette, könne viel Geld gewinnen oder verlieren. Er könne den Kurs des Dollars aber nicht beeinflussen.

Grundsätzlich könnten die Banken ja nur deshalb wieder hohe Gewinne erzielen, weil die Branche durch staatliche Hilfen gerettet worden sei. "Ein Teil der Boni besteht aus Steuergeldern, also unserem Geld." Wie hoch dieser sei, sei jedoch nicht zu beziffern.

In der Politik wurde das grundsätzliche Problem erkannt, bereits die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer haben sich im September darauf geeinigt, dass die Bonusregeln geändert werden sollen. Denn die bloße Ausrichtung der hohen Sonderzahlungen am Ende eines Jahres, die gerade in den USA einen beträchtlichen Teil des Einkommens ausmachen, gilt als eine der Ursachen dafür, dass die Banker zu risikofreudig sind.

Doch weil die Abstimmung auf dem internationalen Parkett lange dauern kann, sind einige Staaten schon mal vorweggegangen. Großbritannien und Frankreich planen eine hohe Sondersteuer auf Boni, Deutschland arbeitet an einem Gesetz, auf dessen Grundlage die Finanzaufsicht Bonusregelungen, die ausufern, untersagen können soll. Ein entsprechender Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums existiert bereits, er soll nun durch weitere Verordnungen ergänzt und dann zu einem Gesetz gemacht werden.

Der US-Präsident will hingegen einen anderen Weg gehen und hat eine Sondersteuer auf hohe Bankengewinne angekündigt, um so nachträglich die immensen Kosten der Bankenrettung von der Branche finanzieren zu lassen.

Sondersteuern auf Bankengewinne oder Boni hält Burghof allerdings für problematisch. Der Staat habe eine Verpflichtung zur Gleichbehandlung aller Branchen und Einkommen, weshalb eine solche Reglung möglicherweise verfassungsrechtliche Probleme mit sich bringe. Besser wäre es, die Bonusregelungen nicht allgemein am erzielten Profit, sondern viel stärker an den vom Mitarbeiter zu erfüllenden Anforderungen auszurichten. So kann es durchaus richtig sein, wenn ein für Risikoabsicherung zuständiger Mitarbeiter mehr Geld ausgebe, was zwar den Profit verringert, aber langfristig Schaden vermeiden kann.

Zudem spricht sich Burghof dafür aus, durch das Kartellrecht und strenge Regulierung für ausreichenden Wettbewerb in der Branche zu sorgen. Denn dieser fehle zum Beispiel im internationalen Investmentbanking. "Zu wenige Player halten die Schlüssel zum Kapitalmarkt in der Hand." Je größer die Banken seien, desto strenger müsse die Regulierung sein, die dann auch von den Banken bezahlt werden müsse. "Schiere Größe allein darf kein Vorteil mehr sein."

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