Borussia Dortmund gegen FC Barcelona: „Paco ist viel besser als Messi“

Viel laufen ist nicht so sein Ding. Aber Tore schießt Paco Alcácer für den BVB am Fließband. Nun spielt er gegen seinen Exklub Barça.

ein Fußballer in einem BVB-Trikot mit ausgebreiteten Armen

Absolute Topquote: Paco Alcácer trifft alle 67 Minuten Foto: ap

DORTMUND taz | Alcácer ist einer dieser Stürmer, die nicht ohne ihre besonderen Eigenheiten vorstellbar sind. Fußballer, die seit ihrer Kindheit treffen und treffen, die es gewohnt sind, auch dann gefeiert zu werden, wenn sie jenseits ihrer Momente vor dem Tor kaum auffallen. Der vorige Samstag war wieder einmal so ein Tag, als der 26 Jahre alte Spanier zwar das kostbare 1:0 gegen Bayer Leverkusen geschossen und das wegweisende 2:0 mit einer genialischen Finte vorbereitet hatte, die Daten der Spielanalysten aber auch die dunkle Seite dieses Fußballers offenlegten.

Alcácer hatte nur 24 Ballaktionen, war lediglich 8,59 Kilometer gelaufen und hatte nur 11 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen. Obwohl Alcácers Sturmpartner deutlich mehr gearbeitet hatten, sagte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, über den Torjäger: „Heute hat Paco auch ein enormes Laufpensum an den Tag gelegt, viel gestört zwischen den Innenverteidigern und ist dann da, wenn man ihn braucht.“ Bei diesem Fußballer sehen sie gern über mäßige Werte hinweg. Denn Alcácer „ist ein echter Torjäger von hoher fußballerischer Qualität“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Und solche sind selten.

Für den BVB ist dem Spieler – Pokal und Supercup eingerechnet – in allen sechs Pflichtspielen der laufenden Saison ein Tor gelungen. Hinzu kommen drei Treffer für Spanien in der Länderspielpause – das Fußballpublikum hat sich längst an solche Quoten bei Alcácer gewöhnt. Neu ist hingegen, dass er mittlerweile spielen kann, ohne nach spätestens einer Stunde an die Leistungsgrenzen seines Körpers zu geraten. Im Vorjahr traf er oft als Einwechselspieler in den Schlussphasen der Partien des BVB, zwölf Jokertore innerhalb einer Saison sind Bundesliga-Rekord. Durchschnittlich traf Alcácer alle 67 Minuten.

Der physische Zustand, in dem Alcácer aus Katalonien ins Revier gekommen war, muss für einen professionellen Fußballer ziemlich außergewöhnlich gewesen sein. Erst jetzt, ein Jahr später, wirkt er wirklich fit. In diesem Bereich habe der Angreifer „einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Kehl am Samstag, „wir sind froh, dass er die Kraft hat, alle zwei Tage zu spielen.“ Allerdings wird auch hier wieder die schwierige Seite Alcácers sichtbar. Nachdem der Torjäger mit beeindruckenden Quoten vom FC Valencia nach Barcelona gekommen war, wurde er von kritischen Barça-Fans schnell „paquete“ genannt, was im Fußballjargon so viel heißt wie „Lusche“ oder „Flasche“.

Frust in Barcelona

Offensichtlich hat ihn seine Situation bei dem berühmten Weltklub so frustriert, dass er sich nicht viel um seine Fitness gekümmert hat. Gegen die Sturmkonkurrenten Lionel Messi, dessen Kumpel Luis Suárez, den eigensinnigen Neymar und später auch den 100-Millionen-Euro-Einkauf Ousmane Dembélé konnte Alcácer sich nie durchsetzen. Nachdem er nach Dortmund gewechselt war, sagte der große Diego Maradona: „Paco ist viel besser als Messi. Er hatte leider keine Chance bei Barça, weil ihn Messi schlecht behandelt hat.“

Eine Aussage, die natürlich mit Vorsicht betrachtet werden sollte, weil Messi und Maradona alles andere als Freunde sind und der ehemals beste Spieler der Welt nicht immer zurechnungsfähig ist. Dass die zwischenmenschlichen Konstellationen im Angriff des FC Barcelona seit Jahren nicht einfach sind, wird aber öfter sichtbar.

Alcácer muss sich damit jetzt nicht mehr herumplagen, er hat sein Glück beim BVB gefunden. Dass es den Dortmundern zu gelingen scheint, diesen außergewöhnlichen Spieler immer besser zu machen, ist ein beachtliches Gemeinschaftswerk der Mitspieler, der Trainer, der Physiotherapeuten und der Menschen im Umfeld des BVB. Nun hoffen sie, dass Alcácer sich nicht bremsen lässt bei seiner Begegnung mit der eigenen Vergangenheit.

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