Branchentreffen der Kulturradios: Immer alles schönreden

Auf der Tagung zum deutschen Kulturradio ging es vor allem um die Selbstbeweihräucherung der Branche. Protestierende „Radioretter“ wurden kaum wahrgenommen.

Wer sind diese Protesthörer? Bild: kallejipp / photocase.com

TUTZING taz | Alles super beim deutschen Kulturradio. Das zumindest war der Subtext einer zweitägigen Tagung, auf der sich Radiomacher und Medienleute am Wochenende in Tutzing über „Perspektiven und Potenziale“ des Kulturradios unterhielten.

Eingeladen hatte Bayern 2 – die Kulturfrequenz des Bayerischen Rundfunks (BR). Mehr als eine brancheninterne Selbstbeweihräucherung kam dabei nicht heraus. Denn die Debatte, die zuvor über die umstrittene Reform von WDR 3 geführt wurde, war den Radiomachern allenfalls eine Fußnote wert.

„Wir machen Radio für alle, aber nicht für jeden“, sagte der Leiter der Abteilung Kulturkritik und Literatur im BR, Dieter Heß, und damit war der Rahmen derer gesteckt: Hörer sind wichtig, vor allem solche, die sich einlassen auf experimentelle Formen akustischer Kunst, auf Hörspiel, gelesene Literatur und das radioesque Feuilleton.

Auch wenn die „Radioretter“ wörtlich kaum zur Sprache kamen, wurden sie auf der Tagung stets mitgedacht. Die Initiative von knapp 18.000 Stammhörern des WDR 3, die in einem offenen Brief gegen die geplante Reform des Programms protestieren. Gebracht hat das nichts. Anfang Juni hat der Rundfunkrat die umstrittene Reform gebilligt.

„Solche Pressuregroups stimmen mich nachdenklich“, sagte BR-Hörfunkintendant Johannes Grotzky und bezweifelte, ob es sich bei den Unterzeichnern überhaupt um die Hörer des Senders handle. Mit anderen Worten: Es ist nicht das elitäre und bereits kulturbeflissene Publikum, an das sich die Macher deutscher Kulturradios in erster Linie wenden wollen. Es sind vielmehr diejenigen Hörer, die sich neben genuiner Radiokultur auch Orientierung und Service wünschen – und die sich nicht empören.

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