Brandenburger Grünen-Schatzmeister: Goetjes unter Geldwäsche-Verdacht

Der Schatzmeister der brandenburgischen Grünen, Christian Goetjes, ist verschwunden. Und gleichzeitig sind 40.000 Euro weg. Nun besteht auch noch Verdacht auf Geldwäsche.

In grünen Scheinen ... Bild: Chobe / photocase.com

POTSDAM dpa/taz | Die Vorwürfe gegen den Ex-Schatzmeister von Brandenburgs Grünen, Christian Goetjes (33), werden immer gravierender. Am Mittwoch wurde öffentlich, dass rund 40 000 Euro in der Kasse des Landesverbandes von Bündnis 90/Die Grünen verschwunden sind. Christian Goetjes war von seinem Amt als Schatzmeister zurückgetreten und ist seitdem spurlos verschwunden. Heute wurde bekannt: gegen den 33-Jährigen besteht der Verdacht der Geldwäsche.

Die Staatsanwaltschaft Eberswalde ermittelt nach einer sogenannten Geldwäsche-Verdachtsanzeige, sagte eine Sprecherin am Donnerstag und bestätigte damit Informationen der Bild. Im Frühjahr 2010 wurde bei einer Bank in Berlin eine Verdachtsanzeige erstattet: Goetjes soll Geld transferiert und damit Misstrauen ausgelöst haben. Im vergangenen Herbst wurde das Verfahren nach Eberswalde abgegeben, dort wird das Thema Geldwäsche schwerpunktmäßig für Brandenburg bearbeitet. Die Ermittler prüfen nun, ob die Gelder aus Straftaten stammen. Zur Höhe der Summe wollte die Sprecherin keine Angaben machen.

Der Landesvorstand der Grünen reagierte überrascht und entsetzt: "Ich bin sprachlos", sagte die Vorsitzende Annalena Baerbock am Donnerstag in Potsdam. Der Partei sei das Verfahren in Eberswalde bislang nicht bekanntgewesen. Auch von dem fehlenden Geld gebe es keine Spur. Dies versucht nun die Polizei in Potsdam aufzuspüren, die die Ermittlungen in diesem Fall von den Kollegen in Oranienburg übernommen hat.

Zur der Vermisstenanzeige der Eltern von Goetjes, die ebenfalls bei der Polizei eingegangen war, wurden die Ermittlungen eingestellt. "Wir suchen ihn nicht mehr aktiv", sagte die Sprecherin des Schutzbereichs Oberhavel. Es lägen keine Hinweise vor, dass Goetjes einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Da es sich um einen Erwachsenen handele, gebe es für die Polizei zunächst keinen Anlass mehr, nach ihm zu suchen.

Die Geschehnisse seien "verwirrend und nicht nachvollziehbar", so Thomas von Gizycki, Grünen-Sprecher in Oberhavel. Goetjes sei viel beschäftigt, aber stets zuverlässig gewesen. Von Gizycki vermutet "gravierende private Probleme" hinter dem Verschwinden. Ebenso dubios: Die letzte Botschaft von Goetjes war eine Mail an den Landesvorstand, dass er sich zu dem Treffen in Potsdam verspäte, da er eine Prüfung habe. Goetjes wurde aber im April 2010 von seinem Wirtschaftsstudium exmatrikuliert.

Nach zehn Jahren im Amt hatte der 33-Jährige am Montag per E-Mail seinen Rücktritt erklärt – und war abgetaucht. Zu einer Vorstandssitzung in Potsdam erschien Goetjes nicht mehr. Bereits vor anderthalb Wochen war Goetjes vom Vorsitz im Finanzausschuss seiner Heimatstadt Hohen Neuendorf (Oberhavel) zurückgetreten. In einer Mail hatte er dies mit "vorwiegend privaten Gründen" begründet. Näheres wollte Goetjes dem Grünen-Stadtverband am Montag mitteilen. Doch auch dem vereinbarten Gespräch in Hohen Neuendorf blieb er fern.

Nach dem Goetjes' Abtauchen hatten die Grünen auf zwei ihrer fünf Konten Barabhebungen von rund 40.000 Euro entdeckt – das bei einem Haushaltsvolumen von von rund 380.000 Euro. Christian Goetjes war seit dem Jahr 2000 Schatzmeister bei den brandenburgischen Grünen, außerdem war er viele Jahre Schatzmeister bei der Grünen Jugend Brandenburg, dem Jugendverband der Grünen. Der frühere Vorsitzendes des brandenburgischen Landesschulbeirates ist seit 2005 Stadtverordneter in Hohen Neuendorf (Oberhavel) und seit 2008 Mitglied im Kreisvorstand der Grünen Oberhavel.

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