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Bürgergeld-ReformWohnungslosigkeit als Druckmittel ist ein Tabubruch

Gastkommentar von

Greta Schabram

Bürgergeldempfangenden, die Termine versäumen, wird gedroht, die Übernahme der Wohnkosten zu streichen. Damit riskiert der Staat Obdachlosigkeit.

Viele Regenschirme machen noch kein zu Hause Foto: Matias Basualdo/imago

D ie Bundesregierung plant, bei Meldeversäumnissen von Bürgergeldbeziehenden künftig die Regelleistungen zu kürzen und die Kosten für Miete und Wohnnebenkosten zu streichen. Was als Maßnahme zur „Eigenverantwortung“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein gefährlicher sozialpolitischer Dammbruch. Hier wird das existenziellste Gut – das Dach über dem Kopf – zum Druckmittel gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft.

Der Staat instrumentalisiert Mietschulden und Wohnungslosigkeit als Sanktionsmittel. Wer eine Meldefrist versäumt oder einen Termin verpasst, riskiert nicht nur die Kürzung des ohnehin knappen Existenzminimums, sondern auch den Verlust der Wohnung. Damit entfällt die gesicherte Mietkostenübernahme von Bürgergeldbeziehenden, die dadurch noch schlechtere Chancen haben, an eine Wohnung zu kommen. Das Grundbedürfnis nach Wohnraum wird zur Verhandlungsmasse bürokratischer Kontrolle.

Greta ­Schabram

ist Referentin für Sozialforschung, Wohnungspo­litik und Statistik beim Paritätischen Gesamtverband.

Die Sanktionen würden selbst ganze Familien und ebenso Menschen mit Behinderung treffen, die bei ihren Eltern leben. So werden Kinder und Menschen mit Beeinträchtigung in eine existenzielle Unsicherheit gedrängt. Aufgrund eines bürokratischen Mechanismus, der Armut zur Disziplinierung nutzt, liefen sie dann Gefahr, ihr Zuhause zu verlieren.

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden. Dieser Aktionsplan hat bislang keine spürbaren Ergebnisse gebracht. Dass jetzt noch Menschen gezielt dem Risiko ausgesetzt werden, ihr Zuhause zu verlieren, konterkariert die politischen Versprechen und führt die fachliche Arbeit wie beispielsweise übergreifender Arbeitsgruppen zur Wohnraumprävention ad absurdum.

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Jahrzehntelange Erfahrungen der Wohnungslosenhilfe zeigen: Wohnraumprävention ist immer günstiger, nachhaltiger und humaner als die nachträgliche Bewältigung von Wohnungslosigkeit. Die geplante Regelung ist sozial kalt und ökonomisch kurzsichtig. Es ist nicht weniger als eine Entkernung des Sozialstaatsgedankens.

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61 Kommentare

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  • Es hat mich viel Bemühung gekostet, aus Hartz IV herauszukommen. Vermittlung von Jobs durch das Jobcenter war kein Bestandteil davon. Letztendlich geholfen hat ein Beratungsladen, der mir die Möglichkeit zu Weiterqualifizierung eröffnet hat. Alle anderen Maßnahmen zum Wiedereinstieg in Arbeit habe ich mir selbst gesucht und beim Jobcenter beantragt.



    Beim Jobcenter bitte J E D E eingereichte Unterlage kopieren und den Eingang am Schalter mit Stempel und Unterschrift bestätigen lassen.

  • Das kann nicht passieren, den Menschen die absichtlich nicht arbeiten obwohl sie dazu fähig sind, gibt es gar nicht.

  • Wer wählt Politiker, die die Kriminalität auf unseren Straßen und unseren Fußgängerzonen befeuert ?



    Ungeheuerlich !

    • @Alex_der_Wunderer:

      Die Bürger werden ja nicht zwangsläufig kriminell, wenn sie obdachlos sind.

      Wer sich aber z.B. das Elend der Obdachlosen in Hamburg einmal anschauen möchte, dem empfehle ich ab 22 Uhr einen Spaziergang vom Hamburger Hauptbahnhof über die Mönckebergstraße bis zum Rathaus zu unternehmen. Die Mönckebergstraße ist eine der Haupteinkaufsstraßen Hamburgs und bildet zusammen mit der Spitalerstraße, die spitz auf die Mönckebergstraße zuläuft, den Hauptzugang in die Hamburger Innenstadt. In fast jedem Geschäftseingang der Mönckebergstraße und auch der Spitalerstraße - also in den Läden wo man tagsüber sehr viel Geld ausgeben kann - sitzen oder liegen die Obdachlosen unter Decken oder in Schlafsäcken. Vor der "Hartz4-Zeit" hat es das noch nicht gegeben, aber da war Deutschland ja auch noch ein freiheitlich-demokratischer und sozialer Bundesstaat (Art. 20 Abs. 1 GG).

      Die Armut erblickt man aber nicht nur in Großstädten wie Berlin und Hamburg, sondern auch in Kleinstädten. Als ich in Münster war, da wurde mir beim Anblick der vielen Obdachlosen, die überall in der schönen mittelalterlichen Altstadt saßen, ganz anders.

      So schaut sie aus, die Welt des ausufernden Kapitalismus.

      Überall ARMUT.

  • Selbstverständlich hat das Konsequenzen für den Wohnungsmarkt. Wer überlässt dann noch einem Menschen eine Wohnung, der in diese Situation geraten könnte?!

  • Solche Entwicklungen verschlimmern meine Situation und halten mich gefangen. Für mich scheint die "Solidargemeinschaft" und die Absicherung nicht zu gelten. Ich habe schon genug Angst vorm Jobcenter. Meine Pflege- und Krankenkassenbeiträge nimmt man, aber meine Behinderungen werden "nur" medizinisch, aber nicht von der Verwaltung anerkannt. Heißt, für alle Kosten muss ich selbst aufkommen. Auch für die Folgen eines Eingriffs dem ich nie zugestimmt habe und dessen Ergebnis mich quält. Wenn ich krank bin, nehme ich Urlaub, weil ich Ärzte kaum aufsuchen kann. Bin spätdiagnostizierter Autist, mit diversen Trauma, Depressionen, Sozialphobie und anderen Angststörungen, ohne Therapie oder Medikamente. War nie arbeitslos. Fast zwei Jahrzehnte Ausbeutung von einem Bundesinstitut. Habe zeitweise ohne Krankenversicherung für den Laden gearbeitet. Heute arbeite ich für einen Konzern, welcher sein "soziales Engagement" wie eine Monstranz vor sich her trägt, während ich meine Arbeitsmittel selbst bezahlen muss. Und als "Fachkraft" unter "Leistung soll sich lohnen" Parolen der Altersarmut entgegen sehe. Während ich Dinge im Job tue, die sonst keiner tun kann. Bezahlt wie ein Berufseinsteiger. :(

  • Eine Absenkung auf Null kann es nicht geben, selbst bei Totalverweigerern, Querulanten oder sonstwie der Regierung nicht genehmen Menschen. Das BVerfG sieht in das Existenzminimum als Ausfluss der Menschenwürde, das auch dem größten Drecksack, Stinkstiefel oder Versäumer von Terminen zusteht.



    Dass das ganze Thema natürlich nahezu null Relevanz für Haushaltsprobleme oder sonstige reale Problemlagen hat versteht sich angesichts des Quarks, der permanent hin und her gewälzt wird, um ja nicht an die wirklichen Themen (Erbschaftssteuer? Vermögenssteuer? Steuerhinterziehung?), die wirklich was bringen würden heran zu müssen, mal wieder von selbst.

    • @FtznFrtz:

      Es gibt aber auch den durchaus wichtigen Gesichtspunkt, dass jemand, der in einem Billigjob Vollzeit arbeitet, nur unwesentlich mehr Geld hat als jemand, der über Bürgergeld finaziert wird, wobei letzterer sein finanzielle Situation noch mit etwas Schwarzarbeit aufbessern kann.



      Gerecht is das nicht.

      • @Carsten S.:

        Von den Zuschüssen, die Firmen für eine Anstellung erhalten, spricht niemand. Das ist erstaunlich. Werden die Arbeitskräfte doch mit bis zu 75 % vom Steuerzahler bezuschusst und nach Auslaufen der Zuschüsse gekündigt. Gewinnmaximierung auf Kosten der Allgemeinheit.

      • @Carsten S.:

        Unstrittig, die Löhne sind zu niedrig.

        Und Schwarzarbeit erfüllt Straftatbestände, die verfolgt werden müssen. Aber das kann ja kein Argument sein, das Bürgergeld abzusenken, schon gar nicht auf Null.

      • @Carsten S.:

        Ungerecht ist der "Billig"-Lohn. Da muss man ansetzen, doch viele Arbeitgeber betrügen den Staat indem sie die Arbeitskraft nutzen und miserabel entlohnen - im Vertrauen darauf, dass der Staat dem Arbeitnehmer noch was drauflegt..... Bei gerechter Entlohnung stimmt auch der Abstand zu Sozialleistungen. Man kann doch nicht umgekehrt handeln. Ich verkleinere mir ja auch nicht meine Füße, wenn der Schuh nicht passt.

        • @Perkele:

          Das muss man anders herum sehen. Warum soll der Arbeitgeber nicht betrügen, wenn seine Schwarzarbeiter das auch machen? Vielleicht hat er ja seinen Betrieb erst durch Schwarzarbeit selber erst aufgebaut.



          Wichtig ist nur, dass Sie als braver Steuerzahler das ganze auch finanzieren und ein gutes soziales Gefühl 😴 dabei haben 🤓

  • Herrgott im Himmel! Ich hab null Verständnis für das ganze reaktionäre Gerede hier, von wegen die "Totalverweigerer" seien ja selbst schuld, wenn sie obdachlos werden. (Noch dazu in einer linken Zeitung). KEIN Mensch verursacht seine Obdachlosigkeit selbst, weil KEIN Mensch das will. Wenn er es nicht schafft mitzuwirken, dann NICHT weil er es seinen braven Mitbürgern mal so richtig zeigen will, sondern weil er es eben nicht hinbekommt. Manche vielleicht auch mit einer Leck-mich-am-A...- Haltung dem Staat ggü. Kann ich ehrlich gesagt verstehen. Was ich schon alles erlebt habe, wie Jobcenter, Sozialhilfeträger und Rentenversicherung die Hilfebedürftigen schikanieren, bürokratische Hürden aufstellen vom andern Stern, selbst schlechte Arbeit abliefern, Antragsbewilligungen endlos verzögern, nicht erreichbar sind, ... das geht auf keine Kuhhaut. Da liegt das Problem, nicht bei den paar "echten Totalverweigerern". Millionen Hilfebedürftige bekommen keine Leistungen vom Staat, auf die sie Anspruch hätten, weil die bürokratischen Hürden zu hoch sind. Gegenüber dieser "Einsparung" sind die paar sogenannten "Totalverweigerer" pille palle. Ausserdem gehören die auch zur Solidargemeinschaft.

    • @John Lemon:

      Sie haben etwas wichtiges nicht verstanden. Obdachlose sind keine Totalverweigerer. Da steckt null politischer Anspruch dahinter wegen Krankheit u.ä. zu nichts mehr fähig und hilfsbedürftig zu sein.

    • @John Lemon:

      Danke John für diesen richtig guten Kommentar. Das unterschreibe ich sofort.

  • taz: *Bürgergeldempfangenden, die Termine versäumen, wird gedroht, die Übernahme der Wohnkosten zu streichen. Damit riskiert der Staat Obdachlosigkeit.*

    Der Staat ('in diesem Fall die Union und ihr Steigbügelhalter SPD') "hilft" also kräftig dabei mit, damit die Obdachlosigkeit in Deutschland noch mehr ansteigt. Ein Staat der auf der einen Seite immer noch den Art. 20 Abs. 1 GG (Sozialstaatgedanke) im Grundgesetz stehen hat - und auch den Art. 1 GG (Menschenwürde) - auf der anderen Seite aber bei der Vergrößerung der Obdachlosen kräftig 'am Rad dreht', um Angst vor Arbeitslosigkeit zu schüren, damit die Arbeitnehmer nicht aufmucken und demnächst sogar mehr als 8 Stunden am Tag arbeiten (das hat der BlackRocker ja schon angekündigt), in so einem Staat stimmt etwas nicht mehr; und dafür muss man nicht einmal zur AfD blicken, da reicht schon ein Blick zur CDU/CSU und zur SPD.

    Gibt es eigentlich so viele Parkbänke in Deutschland, wo die neuen "Merz-Obdachlosen" dann nächtigen können? Wir haben immer mehr Wohnungs- und Obdachlose in Deutschland, weil es keine bezahlbaren Wohnungen mehr gibt, und der "Regierung" fällt nur ein, dass man die Obdachlosenzahl ja noch vergrößern könnte.

    • @Ricky-13:

      "Gibt es eigentlich so viele Parkbänke in Deutschland, wo die neuen "Merz-Obdachlosen" dann nächtigen können?"



      Nein, gibt es nicht. Vor allem deshalb, weil zunehmend Bänke aufgestellt werden, auf denen man nicht liegen oder gar schlafen kann.

  • Wie hier wieder so viele aus einer - ich unterstelle und mutmaße - mittelstands-bequemen Haltung argumentieren. Die Herablassung schmerzt. Es gibt Lebenskrisen, unbehandelte und undiagnostizierte psychische Erkrankung, Unsichtbarkeit von Behinderungen, Pfelgeverpflichtungen, Sprachbarrieren und anderes, die dazu führen, dass Leute es auch mal länger NICHT schaffen, Termine wahrzunehmen oder abzusagen. Oft auch Suchterkrankungen, oder Menschen mit Behinderungen, die nicht anerkannt werden. Das sind dennoch Bürger*innen, es sind Menschen. Mit Menschenrechten, wie z.B. dem Recht auf Obdach, auf nicht erfrieren, auf Nahrung.



    .



    Schon klar, optimal wäre absagen. Wenn die Leute nicht in Not wären, wenn sie die nötigen Kompetenzen denn zur Hand hätten, würden die meisten von ihnen arbeiten, und nicht Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen.



    .



    Und was hier viele im Forum schreiben, dann sollen sie halt zum Arzt gehen, ist auch nur möglich, wenn man krankenversichert ist. Und einen Arzt/Ärztin hat, dem/der man vertraut. Es ist so von oben herab, das einfach vorauszusetzen, als wäre es selbstverständlich. Viele haben niemanden, dem sie sich anvertrauen können, auch keine Mediziner*innen.

    • @la suegra:

      Ich bin einer dieser unsichtbaren, nicht anerkannten Behinderten.... Mit so viel Angst vor dem Sozialstaat, dass es für meine Arbeitgeber wunderbar einfach ist mich auszubeuten. Meine psychischen Probleme machen es mir fast unmöglich einen Arzt aufzusuchen...

  • War heute nicht eine Ueberpruefung von 70 Personen aus 19 Bedarfsgemeinschaften in Schoeneberg, die sich nicht beim Jobcenter meldeten? Um 6 Uhr gerade mal 19 angetroffen. [1]

    Und darum geht es. Statt Beziehern hinterherzulaufen, verstaerkt von der Polizei, geht man in Zukunft davon aus, dass wer sich nicht meldet und 4 Termine einfach so verstreichen laesst, offensichtlich schon Arbeit gefunden hat oder garnicht dauerthaft in Deutschland wohnt.

    Wir reden doch ueber Menschen, die arbeiten wollen, oder nicht? Wie wollen diese denn im Beruf ueberleben, wenn sie ueber Monate nicht in der Lage sind einen Brief zu schreiben oder ein Telefonat zu fuehren? Fuer wen das kurzfristig zutrifft, sollte sich wegen dieser Arbeitsunfaehigkeit an einen Arzt wenden. Besteht diese Problematik auf Dauer, koennte ein gesetzlicher Betreuer Abhilfe schaffen.

    [1] www.tagesspiegel.d...berg-14555624.html

    • @elektrozwerg:

      Wir reden von Leuten, von denen viele zwar arbeiten wollen, aber nicht können. Wie sie richtig erkannt haben, könnten sie im Berufsleben nicht "ueberleben, wenn sie ueber Monate nicht in der Lage sind einen Brief zu schreiben oder ein Telefonat zu fuehren." Obwohl es leicht zu erkennen wäre, dass sie nicht erwerbsfähig sind, gehen die Mitarbeitenden im Jobcenter, als Erfüllungsgehilfen eines Staates, der sich dem gnadenlosen Leistungsdenken verpflichtet fühlt, aber davon aus, dass sie sich drücken wollen. Dann werden sie sanktioniert, statt sie in die Sozialhilfe oder Erwerbsminderungsrente zu vermitteln.

    • @elektrozwerg:

      Hier... Ich gehöre zu den betroffenen... Nie arbeitslos gewesen... Aber im Job praktisch entrechtet... Gefangen in einer Zwangslage... Suche seit 17 Jahren nach Unterstützung... Kann oft über Wochen selektiv nicht kommunizieren... Angststörung... Kann mich genau deshalb kaum an einen Arzt wenden... Wenn ich krank bin, nehme ich Urlaub... Die Hilfsangebote sind heiße Luft, Sozialindustrie l, da macht der DRK vor Ort einen guten Schnitt und kaum irgendetwas ist für die Betroffenen zielführend oder unterstützend... Hauptsache die Berichte und Zielvereinbarungen sehen gut aus...

  • "Damit riskiert der Staat Obdachlosigkeit." Nein. Nicht der Staat, sondern diejenigen, die konsequent und nachhaltig nicht kooperieren riskieren Obdachlosigkeit.

    • @PeterArt:

      Und was hat die Solidargemeinschaft davon, wenn schwache Menschen auch noch wohnungslos werden?



      Erhöhte Kriminalität? Mehr Leid auf den Straßen? Erhöhte Kinderarmut? Erhöhte Kosten zur Bereitstellung von Notunterkünften? Sozialarbeiter und medizinische Helfer unter Druck?



      All diese Risiken wiegen die 1 Milliarde, die bei Bürgergeldempfängern angeblich zu holen ist nicht auf!



      Tax the rich!

      • @Nudel:

        "Und was hat die Solidargemeinschaft davon, wenn schwache Menschen auch noch wohnungslos werden?"



        Aber das ist doch gar nicht nötig. Es reicht, sich aktiv um einen Job zu bemühen bzw. den vom Jobcenter angebotenen existenzsichernden Job anzunehmen, bzw. nachzuweisen, dass man nicht in der Lage ist, zu arbeiten. Dann gibt es auch keine Sanktionen und schon gar keine so drastischen.

      • @Nudel:

        So ist das.

      • @Nudel:

        Stimme 100% zu. Und um die Absurdität zu verdeutlichen, sage ich es nochmal in anderen Worten: Die Sozialarbeiter*innen, die dann benötigt werden um das Leid zu mildern, das der Staat mit seiner Härte verursacht, werden wieder vom Staat bezahlt.

    • @PeterArt:

      Schreiben Sie doch bitte "gehorchen", wenn Sie gehorchen meinen. Kooperieren ist in dem Zusammenhang Orwell-gleiches Neusprech.

      Ansonsten haben Sie aber Recht, die Menschen riskieren Obdachlosigkeit. Der demokratische Staat riskiert nur, dass seine Grundlagen erodieren: Anomie.

  • Was ich nicht verstehe, wenn ein Bürgergeldempfänger einen Termin nicht einhalten kann, kann er dies doch begründen und einen anderen Termin ausmachen, anstatt einfach nicht zu erscheinen.

    • @Filou:

      Was glauben Sie von welchen Leuten das geredet wird,



      die bräuchten eher Betreuung.



      Manch mal kommt auch der Brief zu spät oder man kommt



      aus Geldmangel nicht mehr zu Amt.



      Nur weil gewisse Sachen in der eigenen Lebenswirklichkeit nicht vorkommen heißt das nicht das es sie nicht gibt.

      • @Captain Hornblower:

        Aber das sind Ausnahmen, nicht die Regel.

        • @Filou:

          Sie haben nicht wirklich Ahnung?



          Schon mal beim Jobcenter gewesen?



          Gerade im Bereich 50 plus sieht es nicht gut aus.

          • @Captain Hornblower:

            Ja. Und ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Man muss natürlich auch wollen.

    • @Filou:

      Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass viele das eben nicht können?: Angststörungen, Depressionen, ... (auch wenn sie nicht diagnostiziert sind).

      • @John Lemon:

        Noch einmal: Es geht um Leute, die können, aber nicht wollen. Und wie man hier dauernd feststellen kann, verstecken die sich gern hinter denen, die wirklich nicht können. Das ist ja noch erbärmlicher.

      • @John Lemon:

        Ja klar, mann kann alles irgendwie entschuldigen.

        • @Filou:

          Nicht entschuldigen. Verstehen. Und diese Menschen gehören nicht in den Bürgeld- sondern in den Sozialhilfebezug oder die Erwerbsminderungsrente. Es ist eine Schande, dass die Bürokraten das nicht verstehen und stattdessen die Leute beschuldigen und bestrafen. DAS ist nicht zu entschuldigen.

    • @Filou:

      Wissen Sie, wie schrecklich sich Scham anfühlt? Wie stark sie das Handeln bestimmen kann?

      • @la suegra:

        Scham sollte man empfinden, wenn man in der Lage wäre, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, aber sich stattdessen von der Allgemeinheit aushalten lässt.

      • @la suegra:

        Sehr guter Hinweis. Ich vermute Sie beziehen sich auf Menschen mit Problemen, die sie oben in Ihrem hervorragenden Kommentar beschreiben. Oft können sie vor Scham gar nicht sehen, dass sie eigentlich Hilfe brauchen, so stark ist der innere Antreiber, der falsch liegt und sagt: "Du musst das doch hinbekommen, alle anderen kriegen es ja auch hin." Oder sie merken, dass sie Hilfe bräuchten, würden sich aber lieber in's Bein sägen als zum Arzt, geschweige denn Psychotherapeuten zu gehen und sich diese "Unzulänglichkeit" auch noch attestieren zu lassen. Bedauernswert, dass so wenig Leute genug Verständnis und Empathie haben um das zu sehen. Stattdessen hacken sie lieber auf den vermeintlich Schwächeren herum. Schützt auch gut davor sich die eigenen Defizite anzuschauen.

        • @John Lemon:

          Seit 17 Jahren suche ich in diesem System nach Hilfe. Dabei habe ich Jahre verloren weil sich gewisse "Fachkräfte" sich mein ursächliches Problem einfach nicht vorstellen konnten. Das ist mir beim Autismus passiert. Und bei einer längeren Krankschreibung hatte ich mal mit der Arbeitsagentur zu tun, diese hat einen Intelligenztest intern beauftragt und der durchführende Psychologe "vom Amt" sagt mir vorher auf den Kopf zu, dass er sich eine Hochbegabung bei mir nicht vorstellen kann. Am Ende hat er noch einen Test gebraucht, den sie nicht im System haben. Und das Versorgungsamt erkennt meine Einschränkungen nicht an, weil wegen Vernachlässigung in der Kindheit und Problemen Ärzte aufzusuchen meine Aktenlage halt dünn ist. Ach ja und zu meinen durch Ärztepfusch ruinierten Augen bekomme ich seit 20 Jahren kein Gutachten. Niemand will dazu Stellung nehmen. Beim Eingriff um Kunstlinsen wegen angeborenem grauen Star einsetzen zu lassen, hat man eine Resektion an beiden Regenbogenhäuten durchgeführt. Komplett sinnlos. Pupillen star, umrund, Doppelbilder und ich sehe schlechter als davor mit der Starbrille. Rechtes Auge nun fast überwiegend nutzlos.

      • @la suegra:

        Man lässt aus Scham einen Termin platzen ohne sich zu melden, das ist sicher nicht ernst gemeint. Kennen Sie solche Bürgergeldempfänger oder vermuten Sie das ?

        • @Filou:

          Verstehen Sie das wirklich nicht, oder wollen Sie hier nur Stimmung gegen arme Bürgergeldempfänger machen?

        • @Filou:

          Bin zwar kein Bürgergeldempfänger, aber bei mir können Ängste zu einem kompletten Kommunikationsabbruch führen. Ich kann dann u.U. nicht mal mehr SMS oder E-Mail benutzen. Manchmal geht es dann irgendwann wieder. Ich bin dann dankbar, wenn ich dann einen Vermittler finde, um die Situation aufzulösen.

        • @Filou:

          Zudem ist es bekanntermaßen ein zentrales Merkmal der Scham, dass man verbirgt wofür man sich schämt. Wenn man die Menschen ein bisschen kennenlernt, erfährt man etwas davon.

        • @Filou:

          Ich wenigstens kenne einige. Und eigentlich muss man sie auch nicht kennen. Wenn man ein bisschen Menschenkenntnis hat, weiß man, dass es sie gibt.

  • Die Regierung will auch nicht, dass es den Bürgern gut geht. Geschwächte Bevölkerungsgruppen können nicht aufbegehren.

    • @AlexMasterP:

      Ist es nicht genau anders herum? Versorgte Bevölkerungsgruppen begehren nicht auf?

  • Dass einem die Miete gekürzt wird, erfolgt doch erst ab dem 4! versäumten Termin. Ist es zu viel verlangt, dass Bürgergeldempfänger eine Mitwirkungspflicht haben, um einen Job zu bekommen?

    • @Wolferich:

      Ist es zu viel verlangt das man akzeptiert das manche im Leben Einschränkung haben die man selber nicht hat.



      Wir reden hier von wenigen.

  • Das ist nicht nur ein Tabubruch, das ist Erpressung. Unsere Regierungsparteien cdU und sPD sind ja -dem Himmel sei Dank- den chtistlichen und sozialen Grundsätzen verpflichtet - jedenfalls auf dem Papier. Die machen sowas nicht, oder?

  • Ich fände es in Ordnung, wenn dann eine Wohnung von Amts wegen gestellt würde, die dann eben sehr klein und schlicht ausfällt und entsprechend günstiger für die Solidargemeinschaft ist als eine größere Mietwohnung. Aber so etwas gibt es ja nicht, also finde ich das Ansinnen nicht gut.

  • Danke für diesen klarsichtigen Kommentar, für den sich jedes CDU/CSU-SPD-Mitglied schämem sollte.

  • Wer den ersten Termin versäumt, erhält unmittelbar eine Zweiteinladung; bleibt auch dieser Termin ungenutzt, werden die Leistungen um 30 % gekürzt. Wird ein dritter Termin ebenfalls nicht wahrgenommen, werden die Geldleistungen vollständig eingestellt. Erfolgt im Folgemonat kein Erscheinen, werden sämtliche Leistungen einschließlich der Kosten der Unterkunft (KdU) eingestellt (mutmaßlich im Wege der gesetzlich zu regelnden vorläufigen Zahlungseinstellung). Härtefälle – insbesondere gesundheitliche oder andere schwerwiegende Gründe – sind zu berücksichtigen. Bei der ersten Pflichtverletzung gilt eine 30 %-Minderung; bei Arbeitsverweigerung wird im Einklang mit dem Sanktions-Urteil des Bundesverfassungsgerichts der Regelsatz vollständig gestrichen; die KdU sollen in diesen Fällen direkt an den Vermieter gezahlt werden

  • "Damit riskiert der Staat Obdachlosigkeit." - Eine sehr seltsame Sichtweise. Wenn man den Menschen als mündiges Wesen begreift müsste es doch heißen, dass ggf. die Leistungsempfänger ihre Obdachlosigkeit riskieren, wenn sie ihren Pflichten nicht nachkommen.

    • @Samvim:

      "dass ggf. die Leistungsempfänger ihre Obdachlosigkeit riskieren, wenn sie ihren Pflichten nicht nachkommen."

      Wenn der Gesetzgeber eine Gesetzesänderung anstrebt, dann hat der Gesetzgeber selbstverständlich auch die Verantwortung für die Folgen. Das seltsam zu nennen, ist seltsam. Sehr seltsam IMO.

      Aber vermutlich versteht "Mittelschicht-Fritze" einfach nicht, dass andere Leute im Unterschied zu ihm nach Verlust der Wohnung nicht ins Privatflugzeug ziehen können. Auch nicht übergangsweise.

    • @Samvim:

      Man merkt nur allzu oft, dass manche Menschen keine Erfahrung mit recht weit verbreitetn Problemen haben. Viel Erfolg dabei, mit Depressionen, Antriebslosigkeit und Angststörung den Aufforderungen nachzukommen, welche im Brief gestellt werden, den Sie nicht lesen können, weil Sie den Briefkasten nicht einmal mehr öffnen können. Das kann sogar noch eine Zeit lang "funktionieren", dass die Ängste vor dem Folgen die anderen "trumpfen" und man es immer noch gerade so auf die Reihe bekommt. Nur irgendwann ist selbst die letzte Felge runter und spätestens dann crasht man. Allein Antriebslosigkeit hat Menschen schon verdursten lassen, auch junge Menschen die körperlich eigentlich in der Lage wären sich ein Glas Wasser zu holen. Mündigkeit und Eigenverantwortung werden auch in Zwangslagen nochals Waffe gegen die Betroffenen verwendet. Und gerade die Arbeitsagentur, die Gelder ohne Ende an kaum qualifizierte "Fortbildungseinrichtungen" verschwendet und mancherorts wie eine Festung ausgebaut ist, ruiniert so manchen psychisch komplett. Es wundert mich nicht, dass bestimmte Lager in diesem Land mal möglich waren. Und es würde mich nicht überraschen wenn sie eine Renaissance feiern würden...

      • @Wirrwicht:

        Nun ja, was sie beschreiben klingt weniger nach einem mündigen Menschen sondern mehr nach einem langen Klinikaufenthalt. Dann hat man auch keinen Termin beim Amt.

        • @Samvim:

          Den Klinikaufenthalt zu dem der betroffene auch nicht kommt. Selbst wenn er es mal zu einem Arzt schaffen sollte. Im Zweifel gibt es eben keine Kapazitäten. Diese Aussage allein sollte reichen, um sich mal zu fragen, ob die Gesellschaft nicht doch zu viele zu krank macht. Menschen mit psychischen Problemen gleich die Mündigkeit abzusprechen ist meiner Meinung nach schon Menschenverachtend.

  • Ist diese Regelung sozial kalt? Ist sie ökonomisch kurzsichtig? Klar, und damit entspricht sie der Definition von CDSU Politik. Und die SPD gewinnt weitere Goldmedaillen im Dummrumstehen und Dummausderwäschegucken