Bürgerkrieg im Südsudan: „Es ist ihr Krieg, nicht unserer.“

Jetzt drohen auch im Süden des Landes Kämpfe. In dem Bürgerkrieg könnte der EDF-Miliz in den Äquatorial-Staaten eine Schlüsselrolle zufallen.

Soldaten der südsudanischen Armee bei einer Militärparade. Bild: dpa

JUBA taz | Auch nach einem Jahr ist ein Ende des Bürgerkriegs nicht in Sicht. Seit am 15. Dezember 2013 der blutige Machtkampf in der Hauptstadt Juba zwischen Präsident Salva Kiir und seinem entlassenen Vize Riek Machar ausbrach, hat sich der Konflikt Richtung Norden verlagert, wo die Ölfelder liegen, von denen Südsudan lebt.

Im Süden Südsudans, an den Grenzen zu Uganda und Kongo, war es bislang ruhig geblieben. Aber jetzt scheint es damit vorbei zu sein.

Gerüchte über einen Aufstand in Südsudans drei südlichsten Bundesstaaten, Ost-, Mittel- und West-Äquatoria, machen die Runde. Die Regierung hat auffallend viele Truppen in diese Region entsandt. Quellen innerhalb des militärischen Geheimdienstes sagen, der alte Kriegsveteran Martin Kenyi sei dabei, seine frühere Miliz Equatoria Defence Force (EDF) zu reaktivieren.

Während Südsudans Unabhängigkeitskrieg gegen Sudan stand die von Kenyi geführte EDF an der Seite Sudans. Kurz vor dem Friedensabkommen von 2005, das Südsudan 2011 in die Unabhängigkeit führte, schloss Kenyi sich mit seiner Miliz wieder der Befreiungsbewegung SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) an, die Südsudan seit der Unabhängigkeit regiert.

Nun scheint es, als sei Kenyi ein Jahr nach Riek Machar der zweite wichtige alte Kriegsführer, der mit der SPLM-Führung um Präsident Salva Kiir bricht. Die EDF würde wahrscheinlich für die Abtrennung der drei Äquatoria-Bundesstaaten vom Südsudan kämpfen.

Eine neue Front

„Wenn Kenyi mit einer Miliz in den Krieg eingreift, könnte das einen entscheidenden Einfluss haben“, erklärt der Schriftsteller Stevo Paterno. „Die Regierung müsste dann gegen zwei bewaffnete Aufstände kämpfen.“

Die Menschen in den Äquatoria-Provinzen gehören zu keiner der beiden großen Volksgruppen der Dinka und Nuer, deren Führer Kiir und Machar jetzt gegeneinander kämpfen. Es sind etwa 30 kleine Volksgruppen. Die traditionellen Führer der Äquatorianer fürchten, dass sie viel zu verlieren hätten, würden sie Partei ergreifen. Gerade deswegen liebäugeln manche Menschen jetzt mit einer eigenen bewaffneten Kraft.

Der Süden Südsudans in den Äquatoria-Provinzen hat von der Unabhängigkeit am meisten profitiert. Die überwiegend bäuerliche Bevölkerung profitiert von der Nähe zu den wohlhabenderen Nachbarn Kenia und Uganda. In den nördlichen Bundesstaaten, in denen vor allem Hirtenvölker leben wie die Dinka und Nuer, geht die Entwicklung langsamer voran.

Noch ist der Krieg weit weg

Die Äquatorianer sind dagegen stolz auf ihre Leistungen. Städtchen wie Yei und Torit florieren dank der fruchtbaren Umgebung und verbesserter Anbaumethoden. Die Bewohner wollen ihre Region vom Krieg fernhalten, um ihre Fortschritte zu schützen. „Es gibt Leute, die glauben, dass sie in Äquatoria sicher sind, solange sich im Rest des Landes Nuer und Dinka bekämpfen“, meint der Arzt und politische Kommentator Justin Ambago Ramba.

Die Gouverneure der drei Äquatoria-Bundesstaaten sind alle Mitglieder der SPLM. Sie haben sich von Präsident Kiir nicht losgesagt, aber sie halten auch Riek Machar die Tür offen. Sie unterstützen den Ruf nach einer Föderalisierung, in der die einzelnen Provinzregierungen mehr Macht erhalten.

Bislang wurden anderthalb Millionen Südsudanesen durch den Krieg vertrieben. In Äquatoria wurden sie nicht mit offenen Armen empfangen. „Wir wollen, dass sie so schnell wie möglich wieder nach Hause gehen“, sagt ein Bewohner der Stadt Nimule an der Grenze zu Uganda. „Es ist ihr Krieg, nicht unserer.“

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