Bürgermeisterwahl in Tübingen: Der rote Helm bleibt oben

Der Grüne Boris Palmer wird weiterhin die Geschäfte der Stadt führen. Er erzielte einen klaren Sieg mit 61,7 Prozent der Stimmen.

Hatte schon vor der Wahl gut lachen und jetzt erst recht: Boris Palmer. Bild: dpa

TÜBINGEN taz | Palmer kommt mit dem Fahrrad zur Wahlparty in der Schulmensa, mit rotem Helm, so kennt man ihn in Tübingen. Eine Blasmusik-Kapelle spielt vor dem Gebäude den „Fliegermarsch“. Palmer strahlt. Er bleibt Oberbürgermeister in Tübingen. Laut vorläufigem Endergebnis haben 61,7 Prozent (22154 Stimmen) der Tübinger für ihn gestimmt. Herausforderin Beatrice Soltys (48, parteilos), die von der CDU unterstützt wurde, erhielt 33,2 Prozent (11911 Stimmen). Die Wahlbeteiligung lag bei 55 Prozent. 66.000 Menschen waren stimmberechtigt.

Palmer ist blass um die Nasenspitze, wirkt aber gelöst, als er erste Interviews gibt. Die Wahl zeige, dass es eine „breite gesellschaftliche Mehrheit“ für sein Programm zur öko-sozialen Weiterentwicklung der Stadt gebe.

Herausforderin Beatrice Soltys (48) ward auf der Party nicht gesehen. Dass sie so schwach abschneidet, überrascht viele Grüne auf der Party. Soltys ist Baubürgermeisterin in Fellbach bei Stuttgart und hatte keine Erfahrung mit so großen Wahlkämpfen. Sie war eine ernsthafte Konkurrentin, die mit konservativer Politik und leisen Tönen punkten wollte – bei einem Kontrahenten wie Palmer war ihr auch nichts anderes übrig geblieben.

Dem Amtsinhaber war im Wahlkampf mehrfach Arroganz und ungehöriges Verhalten angekreidet worden. Zum Beispiel hat er Soltys bei Podiumsdiskussionen abgekanzelt. Im sozialen Netzwerk Facebook hat er sich mit mehreren Posts pro Tag – Themen banal bis durchaus stadtpolitisch – ins Gespräch gebracht. Palmer war schneller, lauter, erfahrener, wortgewandter, frecher. Am Wahlabend sagte er, er werde weiterhin nicht um den heißen Brei herumreden, wolle aber noch freundlicher werden. „Es geht um den zivilisierten Streit. Der ist das Salz in der Suppe der Demokratie.“

Soltys parkte falsch

Um Soltys blieb es ruhig. Kaum Skandale – nur dieser: Sie parkte laut FAZ in der Haltebucht einer Bushaltestelle und wurde von Palmer persönlich dabei ertappt. Sie hat bei den Tübingern den Fuß nicht so recht in die Tür bekommen, wie das Wahlergebnis zeigt.

Über den Wahlkampf wurde bundesweit berichtet. Palmer wird gerne zu bundespolitischen Themen befragt, die er mit markigen Worten kommentiert. Er gilt als Vertrauter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), mancher sieht in ihm sogar einen Anwärter auf dessen Posten. Palmer war von 2001 bis 2007 Landtagsabgeordneter.

Vor acht Jahren haben ihn die Tübinger zum ersten Mal zu ihrem Oberbürgermeister gewählt. Palmer ist in Waiblingen (Baden-Württemberg) geboren, hat in der Stadt Mathematik und Geschichte studiert. Er bleibt nun für weitere acht Jahre einer von vier grünen Oberbürgermeistern in Baden-Württemberg.

Die Vorsitzenden der baden-württembergischen Grünen, Thekla Walker und Oliver Hildenbrand, sagten zum Ergebnis: „Boris Palmer ist ein hervorragender Oberbürgermeister, der die Stadt Tübingen in den vergangenen Jahren ökologisch, sozial und wirtschaftlich weit nach vorne gebracht hat.“

Angetreten waren neben Palmer und Soltys zwei weitere Kandidaten. Hermann Saßmannshausen (57, parteilos) landete bei 1 Prozent (342 Stimmen) und Markus Vogt (29, Die Partei) bei 3,8 Prozent (1379 Stimmen).

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