Bundesliga live und kostenlos: Der Ball im Netz

Wer Bundesligaspiele live sehen will, braucht kein Premiere-Abo - DSL genügt. Livestreams ausländischer Sender anzugucken ist nicht strafbar - anders als die Verbreitung der Internetstreams.

Die Exklusivität für TV-Übertragung von Premiere und Co endet an der Bundesgrenze. Bild: dpa

Premiere bringt sich in Stellung. Der Pay-TV-Sender wirbt mit Fußball-Exklusivität um Abonnenten. Egal ob Pokal, Meisterschaft oder Champions League - das Triple sei nur bei Premiere live zu sehen.

Doch die Exklusivität endet an der Bundesgrenze - und damit auch im Internet. Dort findet man auf diversen Seiten Zeitpläne und Links zu Livestreams nahezu aller Sportereignisse, die in Kameranähe auf diesem Planeten stattfinden, darunter auch die Bundesliga.

Die Sender kommen etwa aus China, Saudi-Arabien oder den USA und besitzen Lizenzen, um den deutschen Elite-Fußball auf ihren Heimatmärkten zu präsentieren. Über Nutzer, die CCTV (China) oder GolTV (USA) empfangen und das Signal ins weltumspannende Datennetz speisen, kommen Bild und Ton dann auf deutsche Computerbildschirme.

Für Premiere und die Deutsche Telekom, die 2005 die Internetrechte an der Bundesliga gekauft hat, ist das gefährlich. Nutzt doch mittlerweile mehr als jeder fünfte Deutsche einen DSL-Anschluss als Zugang zum Internet. Das sind über 15 Millionen potenzielle Bundesliga-Zuschauer. Ist ein schneller Anschluss vorhanden, ist nur noch ein Zusatzprogramm nötig. Wenn das installiert ist, genügt ein Klick auf das jeweilige Sportereignis und schon kann der zahlungsunwillige Verbraucher die Bundesliga per Livestream schauen. Teilweise wird überhaupt keine Zusatzsoftware gebraucht, sondern das Bild schlicht im Browser "gestreamt".

Diese Unterscheidung ist juristisch relevant, denn "das reine Empfangen und Schauen eines Livestreams ist nicht illegal", sagt der Berliner Medienanwalt Alexander Freys. "Der Urheberrechtsgesetz regelt, über welche Arten der Nutzung der Urheber bestimmen darf", erklärt Freys, "das private Anschauen ist darin nicht aufgeführt."

Aufgeführt - und somit untersagt - ist jedoch das Verbreiten oder Vervielfältigen. Und das passiert bei den Programmen, wie SopCast oder dem TVU Player, die zum Empfang der meisten Sender gebraucht werden. Das Prinzip ist das Gleiche wie beim Filesharing, dem Austausch von Musik und Filmen übers Internet. Jeder, der das Signal empfängt, agiert synchron als Server und sendet Bild und Ton an andere Fußballgucker. "Wie bei vielen Musiktauschbörsen ist auch hier nicht der Download, also das Schauen, illegal, sondern der Upload, das Weiterverbreiten des Signals", sagt Medienanwalt Freys.

Aus dem Hause Premiere heißt es, dass man das Problem beobachte, verweist jedoch auf die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Telekom. Man selbst habe schließlich nicht die Rechte, die Spiele der Bundesliga im Internet zu zeigen. Diese hat die Telekom, die online Premiere ausstrahlt. Doch auch in Bonn wiegelt man ab: "Wir sind bestrebt, dass Rechte, die wir kaufen, auch nur exklusiv über uns genutzt werden können", sagt der Telekom-Pressesprecher René Bresgen. "Doch wir sind nur Rechtenutzer."

Nicht Rechtenutzer, sondern Rechteverteiler ist die DFL. Und die hat aktuell keine Meinung dazu. Das war vor zwei Jahren noch anders. Damals gab Pressesprecher Christian Pfennig gegenüber dem Online-Magazin netzwelt eine eindeutige Parole aus: "Das Anschauen von Bundesliga-Partien über ein gehacktes Signal aus China ist illegal und wird juristisch verfolgt. Weitere Möglichkeiten werden geprüft." Bleibt offen, ob die Prüfung möglicherweise ergeben hat, dass die DFL nichts gegen die zahlungsunwilligen Bundesligagucker machen kann.

Doch nicht nur juristisch sind Fußballübertragungen im Internet problematisch: So verlockend das Angebot erscheinen mag, die Qualität des Empfangenen lässt häufig zu wünschen übrig. Seien es die chinesischen Kommentatoren, die 90 Minuten durchlabern können, weil sie zu zweit in der Kommentatorenkabine sitzen, sodass noch nicht mal Atempausen entstehen, oder das schlechte Bild, das manchmal nur erahnen lässt, wo der Ball sich eigentlich gerade befindet.

Man muss sich seine Nischen suchen. Englischer Kommentar klingt gut für das mitteleuropäische Ohr, dazu ein vernünftiges Bild - und der Samstagnachmittag, Mittwochabend oder Montagmittag kann kommen. Irgendwo läuft immer irgendwas. Das Triple gibts schließlich nicht nur bei Premiere.

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