Bundesligastart für Bremen: Es wird schon werdern

Vor der Auftaktpartie in Dortmund spielen beim jungen Bremer Team überall Zweifel mit. Die Aufstellung offenbart eine gewisse Unsicherheit zum Saisonstart.

Trainer Schaaf (li.), Prinz Harry und Klaus Allofs präsentieren das Werder-Trikot – ohne Wiesenhofwerbung, wie aufmerksame Beobachter feststellen werden.

BREMEN taz | Recht häufig hat sich Klaus Allofs während der vergangenen Wochen in kurzen Hosen auf den Trainingsplatz gestellt. In dem längst zum Vorstandsvorsitzenden des SV Werder aufgestiegenen 56-fachen Nationalspieler lebt der aktive Fußballer immer noch fort.

Zudem glaubt Allofs, so besser das Bremer Binnenklima erkunden zu können; und wer mit dem 55-Jährigen in der Vorbereitung darüber sprach, konnte viel Hoffnung heraushören. „Es herrscht eine gute Stimmung, da verhehle ich nicht, dass das früher schon einmal anders war.“

Doch ein Pflichtspiel – das Pokal-Aus bei Preußen Münster – hat genügt, um das grün-weiße Gebilde ins Wanken zu bringen. Kapitän Clemens Fritz warnt vor dem Auftaktspiel am Freitag bei Borussia Dortmund bereits: „Wir dürfen es nicht zulassen, dass uns die erste Niederlage umhaut.“

Thomas Schaaf, als langjähriger Spieler (1978–1995) und Trainer (seit 1999) ein Kind der Bundesliga und zwei Jahre alt, als beim Duell der schwarz-gelben und grün-weißen Vorgänger im Bremer Weserstadion das erste Bundesligator fiel, findet die Teilnahme am Eröffnungsspiel als große Ehre. „Es gibt nichts Schöneres.“ Aber auch kaum etwas Schwierigeres als eine Auswärtspartie beim Doublegewinner. Der vergangene Sonntag hat gezeigt, wie anfällig die junge Werder-Mannsschaft noch ist.

Von „einem weiten Weg“ spricht Schaaf, von „mittelfristiger Ausrichtung auf die internationalen Startplätze“ redet Allofs. Da klingt viel Vorsicht durch, weil Werder eben in vielen Mannschaftsteilen kaum noch wiederzuerkennen ist, nachdem im zweiten Jahr ohne Europapokaleinnahmen mit Tim Wiese, Naldo, Tim Borowski, Marko Marin und Claudio Pizarro nicht nur die Großverdiener, sondern auch die Typen gingen.

Diffus wirkende Aufgabenverteilung

In dieser Saison spielen in allen Mannschaftsteilen Zweifel mit. Vielleicht nicht beim begabten Torwart Sebastian Mielitz (23 Jahre), sondern eher bei den traditionell nicht stabilen Verteidigern, in der eigentlich der griechische Internationale Sokratis (24) die Führungsperson geben soll, aber von der EM eine merkwürdige Formschwäche mit an die Weser gebracht hat. Rechts hinten verteidigt dann mit dem Tschechen Theodor Gebre Selassie (25) ein weiterer Hoffnungsträger, der noch nicht recht einzuschätzen ist.

Am schwierigsten zu bewerten ist aber das Mittelfeld. Schaaf hat ja die über ein Jahrzehnt lang heilige Rautenformation eingemottet und eine flexible Dreierreihe erfunden, in der die Aufgabenteilung mitunter diffus wirkt. In den 120 Minuten vom vergangenen Sonntag hat der Trainer auf der Sechser-Position mit Fritz (31), Zlatko Junuzovic (24) und Philipp Bargfrede (23) gleich drei erprobt – überzeugt hat keiner.

Auch der Angriff ist eine Baustelle. Sonst hätte man nicht gerade noch den Nigerianer Joseph Akpala vom FC Brügge verpflichtet. Auf den vom FC Bayern München ausgeliehenen Nils Petersen (23) und Eigengewächs Niklas Füllkrug (19) wollte man wohl nicht allein setzen. Der wuchtige neue Angreifer feiert am Freitag seinen 26. Geburtstag, helfen kann er wohl erst nach dem Dortmund-Spiel.

Interessant wird sein, wie sich heute vor einem Millionenpublikum Rekordeinkauf Eljero Elia (25) und Chelsea-Leihgabe Kevin de Bruyne (21) präsentieren: Der niederländische Flügelflitzer Elia und erst recht der ein bisschen an Prinz Harry erinnernde Belgier de Bruyne (21) sind begnadet gute Fußballer, aber sie können eine Mannschaft mit ihrer Teilnahmslosigkeit in der Rückwärtsbewegung sofort aus der Balance bringen. Dieser Bazillus scheint das Team irgendwie auf ewig zu verfolgen. Einerseits.

Andererseits hebt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp („Die Bremer haben extrem talentierte Burschen geholt“) nicht ganz ohne Grund den warnenden Zeigefinger: In einem Freundschaftsturnier in Hamburg trotzte Werder seiner Elf immerhin ein 3:3 ab. Doch schon damals mahnte Allofs, es verböte sich, in Euphorie zu verfallen, „nur weil man in der Vorbereitung zweimal nach Elfmeterschießen gegen Dortmund und Bayern gewinnt“.

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