Bundesligist RB Leipzig: Alles möglich unter dem Brausedach?
RasenBallsport Leipzig gewinnt im Pokalspiel gegen den SV Sandhausen mit 4:2. Im Eröffnungsspiel am Freitag gegen die Bayern braucht es aber mehr.

Nur, ob für den nicht mal mehr im Europapokal spielenden Red-Bull-Klub wirklich alles möglich ist, kann nach dem Vortrag im Raum Heidelberg durchaus bezweifelt werden. Neu-Trainer Ole Werner wollte ein „klassisches Pokalspiel“ gesehen haben. „Gute Aktionen mit Ball“ muteten ansehnlich an, aber dass eine eilig zusammengewürfelte Viertliga-Truppe, bei der Coach Olaf Janßen vor wenigen Wochen bloß „ein weißes Blatt Papier“ vorfand, so leicht zu Chancen und Toren kam, gab dem Coach der Rasenballsportler zu denken.
Man habe „in der Absicherung, im Anlaufverhalten keinen guten Job gemacht“, gestand er. Im Eröffnungsspiel beim FC Bayern am Freitag braucht es eine andere Abwehrhaltung, will sich der Brauseklub nicht gleich auf großer Bühne blamieren. Übungsleiter Werner sah jedenfalls „genug Anhaltspunkte, um uns zu steigern.“ Dass dieser, graue Schlabberhose und graue Kappe, beim zweimaligen Rückstand durch Leon Ampadu Wiafe (3.) und Jahn Herrmann (18.) ruhig blieb, übertrug sich auf die Sachsen.
Neuzugang Yan Diomande (6.) und der erfahrene Abwehrchef Willi Orban (23.) antworteten postwendend – und am Ende hatte der Favorit durch den Kopfball seines eingewechselten Mittelfeldriesen Ezechiel Banzuzi (79.) und seinen zuvor im Chancenwucher besonders auffälligen Offensivstar Xavi Simons (90.+6) die Pflicht erfüllt.
Yan Diomandes Spiel sticht heraus
Der erst 18-jährige Ivorer Diomande, für 20 Millionen Euro vom spanischen Zweitligisten CD Leganés geholt, hatte dabei mit seinen Tricks und seinem Tempo herausgestochen: Seine Anlagen wirkten hochspannend – Werner hatte ihn im Laufe der Partie als Links- und Rechtsaußen eingesetzt.
So war auch der RB-Anhang unter 4949 Augenzeugen zufrieden, obwohl es auf der für beide Fanlager angelegten Hintertortribüne einige Scharmützel gab. Die Gäste ertrugen zunächst die ständigen Schmähgesänge („Scheiß Red Bull!“), bloß als die neben ihnen stehenden Sandhausener auch noch eine Banderole mit eben dieser Botschaft aufziehen wollten, mündete das in Handgreiflichkeiten.
Die Auseinandersetzungen am Fangnetz eskalierten glücklicherweise nicht, obwohl zu wenig Ordnungskräfte zugegen waren und der Stadionsprecher zu spät Stellung bezog, „keine Plakate mit verunglimpfendem Charakter“ zu spannen.
Hinterher war das alles kaum mehr Thema, als der neue RB-Kapitän David Raum übers Sportliche redete: „Das war ein guter Test und ein guter Warnschuss für die nächste Woche. Hier und da waren wir nicht ganz wach.“ Der 27 Jahre alte Nationalspieler würde gerne die „die Bayern ärgern, wir haben Bock.“ Und: „Wir wollen uns mit den Besten messen, wir wollen zurück in die Spitze, zurück in die Champions League.“
Aus einer Pokalpartie in der Provinz solle man nicht zu viel ableiten. Werner gab für die Dienstreise nach München die Devise aus, „unser Gesicht zu zeigen, mutig zu bleiben und Paroli zu bieten“. Ob es nun aber „ein guter oder kein guter Zeitpunkt“ sei, gleich am ersten Spieltag gegen den Branchenprimus in die 63. Bundesliga-Saison zu starten, sagte der bodenständige Norddeutsche mit einem breiten Grinsen, werde man erst am Freitagabend nach Abpfiff wissen.
Auf Englisch würde es wohl heißen: „Anything is possible.“
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