Bundesverdienstkreuz für Draghi: Hat er das verdient?

Bundespräsident Steinmeier hat dem früheren EZB-Chef Mario Draghi das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zu Unrecht, finden Vertreter von FDP und CDU.

Steinmeier übergibt Draghi den Orden und die Urkunde

Muss das sein? Steinmeier verleiht an Mario Draghi das Bundesverdienstkreuz Foto: Britta Pedersen/dpa

BERLIN dpa/afp | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem früheren Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi das Bundesverdienstkreuz verliehen. Draghi habe „in stürmischen Zeiten den Euro und die Europäische Union zusammengehalten“, sagte Steinmeier am Freitag in einer Feierstunde im Schloss Bellevue in Berlin.

Die Auszeichnung Draghis stieß wegen dessen umstrittener Niedrig- und Nullzinspolitik auf Kritik. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, sprach am Freitag von einem „Schwarzen Freitag“ für die deutschen Sparer. Draghi habe die Auszeichnung nicht verdient. „Durch seine Niedrigst-Zins-Politik haben die deutschen Kleinanleger und Rentner Vermögen in Milliardenhöhe verloren.“

Steinmeier ging auf die Vorwürfe ein. Natürlich sei Kritik an einer unabhängigen Zentralbank und den handelnden Personen möglich. „Aber bitte in einer sachlichen Debatte mit Respekt und Anstand.“

Linken-Fraktionsvize Fabio De Masi erklärte, die Kritik an der Verleihung sei „verlogen“. Die Minuszinsen und die Sorge vieler Menschen um ihre Rente gingen „auf das Konto der Bundesregierung“, die Europa mit „Kürzungspaketen“ überzogen und die Bevölkerung in die private Altersvorsorge gedrängt habe.

Das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ist die zweithöchste Auszeichnung, die es im Land gibt. Auch die vorherigen EZB-Chefs Jean-Claude Trichet und Wim Duisenberg waren damit geehrt worden. Der italienische Wirtschaftswissenschaftler Draghi hatte seit November 2011 bis Ende Oktober vergangenen Jahres den Chefposten bei der EZB inne. Seine Nachfolge an der Spitze der EZB hatte Anfang November 2019 die Französin Christine Lagarde angetreten.

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