Castor-Ticker vom 24.11.2011: Eine lange Nacht in Frankreich
Während der Castor 24 Stunden im französischen Rémilly abgestellt wird, gibt es erste Demonstrationen rund um Gorleben. In Metzingen greift die Polizei bei einer Straßenblockade hart durch.
23.40 Uhr: Castor-Live-Ticker endet für heute
Freitag früh wird der Live-Ticker wieder aufgenommen. Ab Freitag wird rund um die Uhr aktualisiert. (taz)
23.40 Uhr: 20 verletzte Demonstranten
Laut Radio Freies Wendland gab es durch die Räumung der Blockade in Metzingen am Freitagabend 20 verletzte Demonstranten durch Pfefferspray – und eine Verletzte mit Prellungen. Die Polizei hatte zuvor sieben verletzte Polizisten gemeldet (siehe Meldung von 21.15 Uhr).
23.20 Uhr: BI Lüchow-Dannenberg zieht Bilanz des ersten Tages
Lüchow. Die BI Lüchow-Dannenberg zieht eine gemischte Bilanz des ersten Tages: Stolz ist man auf den Schülerprotest: "Noch nie zuvor gingen in Lüchow bis zu 2.000 Schülerinnen und Schüler auf die Straße, im Jahr zuvor waren es rund 1.000 und selbst das war beeindruckend", schreibt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). Am Abend zur Mahnwache in Lüchow seien 200 Menschen gekommen und außerdem 1.500 Menschen zu den Protesten nach der Kundgebung in Metzingen an der B 216, so die Schätzungen der BI.
Wenig Verständnis hat die BI dabei für das "harte Durchgreifen" der Polizei gegen die Proteste an der Bundesstraße. "Polizeigewalt ist kein legitimes Mittel, um Bürgerproteste gegen die illegale Strahlenfracht ins Wendland zu unterdrücken", beklagte die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek. Schon am Morgen sei die Polizei vor den Kindern und Jugendlichen in martialischer Montur aufgetreten. Dies sei ein "schwarzer Tag" für die Polizei gewesen.
"Wir nehmen Grundrechte war und wir haben Recht, wenn wir darauf verweisen, dass ein Castor-Transport nach Gorleben durchgesetzt wird, obwohl das Lagerkonzept bereits jetzt als gescheitert anzusehen ist", ergänzte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
22.55 Uhr: Plenum im Zirkuszelt
Metzingen. Das Plenum, das in den letzten Stunden im Zirkuszelt des Camps getagt hatte, wurde gerade beendet. Hier wurden die Aktionen der kommenden Tage geplant. Viele der Demonstranten, die eben noch in einer großen Gruppe zusammensaßen, stehen jetzt noch im Zelt und reden miteinander, um sich zu vernetzen.
22.44 Uhr: Ausgelassene Stimmung im Camp
Metzingen. Im Camp herrscht schon wieder eine sehr entspannte Stimmung. In der Scheune neben der großen Volksküche sitzen Gruppen von jungen Protestierern aus ganz Deutschland mit den Einheimischen zusammen. Aus der Bar, wo es Bier gibt, dringen Lachen und fröhliche Trinksprüche.
22.30 Uhr: Punkrock am Streetzer Kreisel
Streetzer Kreisel. Auf einem kleinen Stück Asphalt am Kreisel steht ein Kastenwagen, der die Klappe auf hat. Drinnen steht ein Schlagzeug mit Drummer, davor spielen zwei auf der Gitarre, einer Bass und singen. Es gibt Punkrock – alles so, wie es der Holländer in Radio Freies Wendland versprochen hat (siehe zwei Meldungen weiter unten). Gut zwei Dutzend Leute hören zu, die Polizei hält sich zurück.
22.20 Uhr: Aufruf zum Protest in Saarbrücken
Saarbrücken. Da der Castorzug schon in Lothringen steht, glauben Streckenbeobachter der Atomkraftgegner in Saarbrücken, dass er vielleicht noch in der Nacht losfährt – und zwar in Richtung Saarland. Nach Straßburg nämlich müßte der Zug in Frankreich erst einmal wieder zurückfahren; der Grenzübergang Lauterbourg Elsass/Berg RLP ist allerdings weiterhin auch eine Option. Bei einer nächtlichen Grenzüberfahrt rechneten die Behörden mit weniger Widerstand auf der Strecke, hieß es.
In Berg ist inzwischen ein Nachtcamp eingerichtet worden. Die Südblockierer wollen wachsam bleiben. Die grüne Wirtschaftsministerin Lemke hst sich mit der Bewegung solidarisiert; Kritik gege den Castortransport kommt auch von Innenminister Lewentz (SPD). Antiatom-Initiativen, Linke und Grüne an der Saar rufen für Freitag zu Protesten an den Saarterrassen (zwischen Burbach und Saarbrücken-Stadt) auf. Dort würde der Castorzug vorbekommen, falls er über Saarbrücken nach Deutschland hereinfahren sollte.
21.54 Uhr: Livemusik vom Streetzer Kreisel
Ein holländischer Musiker ruft im Radio Freies Wendland an und ist live auf Sendung. Er und seine Band hätten genug vom Pfeffersprayeinsatz in Metzingen. Sie würden jetzt ein Konzert auf dem Streetzer Kreisel geben und alle dazu einladen. Der Streetzer Kreisel ist ein Kreisverkehr zwischen Dannenberg und Metzingen und verbindet zahlreiche wichtige Straßen.
21.45 Uhr: Demonstration in Metzingen löst sich langsam auf
Metzingen. Die Situation hat sich beruhigt. Nur noch ein kleiner Teil der Demonstranten steht in kleinen Gruppen vor der Polizei. Musik scheppert aus mehreren kleinen Anlagen.
21.39 Uhr: Schutzengel für die Polizisten
Metzingen. Eine als Weihnachtsmann verkleidete Demonstrantin verteilt kleine Schutzengel an die Polizisten. Ein paar Beamte nehmen sie an. Bei einigen Demonstranten aus Bayern herrscht derweil Verwirrung. Kein Aufruf heimzugehen, auch keine Möglichkeit, weil alle Wege außer dem zum Camp von Polizei versperrt sind. Und dann der schnelle Einsatz von Wasserwerfern am Abend – gleich zu Beginn des Protestwochendendes. Die Vermutungen der Bayern: Entweder will die Polizei sofort klar machen, wer das Sagen hat. Oder sie fürchtet, dass die Schotterer schon heute Nacht ausschwärmen.
21.30 Uhr: Polizeistreifen vor Dixieklos
B 3 zwischen Pudripp und Hitzacker. Nur wenig Verkehr auf der Bundesstraße 3. Alle paar Kilometer stehen Polizeiwagen am Straßenrand. Auffällig: Stets steht neben der Streife mindestens ein Dixieklo bereit. Es wirkt so, als gehe es darum, die pinken und blauen Toiletten zu bewachen. Bloßer Zufall, heißt es von der Pressestelle der Einsatzleitung. Nahe der Bahnstrecke seien in unregelmäßigen Abständen Streifen postiert, "damit die Strecke nicht angegangen wird". In Klofragen habe man aus dem letzten Jahr gelernt und die Dixies gemietet – "für eine vernünftige Toilettenlösung".
21.15 Uhr: Polizei zieht ihre Bilanz an der B216
Metzingen. Sieben verletzte PolizistInnen durch Steinwürfe und Pfefferspray nach dem Wasserwerfereinsatz auf der B216 bei Metzingen – das ist die Zwischenbilanz der Polizei. Über Verletzte auf Seite der Demonstranten weiß der Sprecher nichts zu sagen. Die Räumung der Straße "durch Polizeieinsatz" sei unausweichlich gewesen, da die CastorgegnerInnen nach der Demo nicht haben weichen wollen. Beschwerden von Demonstranten, nach denen in den Wasserwerfern Reizstoffe beigemischt worden seien, dementiert die Polizei. "Im Wasserwerfer war nix beigemischt, das dürfen wir gar nicht", erklärt der Sprecher dazu.
21.10 Uhr: Eine Menschenkette der Polizei weist Richtung Camp
Metzingen. Die Polizei hat einen Wasserwerfer so vor der Bundesstraße postiert, dass er in Richtung des Ortes zeigt. Die Demonstranten die dort stehen bleiben gelassen. Helle Scheinwerfer strahlen über ihre Köpfe. An allen Wegen außer der Straße Richtung Camp versperren dichte Reihen an Einsatzkräften den Weg.
21.00 Uhr: Polizei zieht sich etwas zurück
Metzingen. Die Polizei hat sich unter den "Haut ab"-Rufen von den Demonstranten zurückgezogen. Die Stimmung ist ruhiger, der Pulk von Aktivisten steht trotzdem noch zusammen am Ortsausgang.
20.55 Uhr: Polizei steht Spalier
Metzingen Bundesstraße. Die Polizisten stehen weiterhin vor der Bundesstraße Spalier. Die Demonstranten sind zum Großteil wieder Richtung Camp abgezogen, von wo laute Technobeats zu hören sind. Auch Einsatzkräfte ziehen Richtung Camp. Kurz hinter dem Ortsschild Metzingen steht ein Pulk an Menschen, der sich nicht voran bewegt. "Haut ab", wird im Chor gerufen. Die Situation ist unübersichtlich.
20.50 Uhr: Probedemo an der Castorstrecke
Rosdorf. Entspanntes Probedemonstrieren im Landkreis Göttingen: Sieben AktivistInnen spazieren mit Laternen und zwei Ponys durch die Feldmark bei Rosdorf. "Die Ponys sind grundsätzlich gegen den Castor, die brauchen gar keinen Atomstrom", sagt eine Aktivistin. 200 Meter neben den Gleisen, auf denen morgen womöglich der Castor fährt, errichten sie ein X aus Friedhofskerzen. Dann stößt der Treckerkorso von der Demo in Göttingen hinzu. "Morgen wird das hier interessanter", sagt einer der Fahrer, während im Hintergrund Polizisten eine Brücke mit Taschenlampen untersuchen. Am Freitag um 19 Uhr soll der Spaziergang wiederholt werden, dann hoffen die AktivistInnen auf regere Teilnahme.
20.47 Uhr: Protest am Rande
Abseits von Metzingen, auf einem verlassenen Feldweg, ist Stau. Autofahrer versuchen hier in der Pampa den Massen in Metzingen zu umfahren. Doch es geht nur schleppend voran. Denn auf dem Feldweg proben zwei Jungs ein besonderes Widerstandsgefährt. Auf zwei kleinen Rasenmähertreckern tuckern sie durch die Gegend und niemand kommt an ihnen vorbei. Aber immerhin: Es geht schneller als zu Fuß.
20.37 Uhr: Mahnwache bei Göttingen
In Rosdorf bei Göttingen halten 11 Traktoren und noch mehr Menschen eine Mahnwache ab. (castorticker.de)
20.30 Uhr: Minsterium: Castor strahlt innerhalb der Grenzwerte
Hannover. Das niedersächsische Umweltministerium ist Befürchtungen entgegen getreten, dass der laufende Castor-Transport zu hohe Strahlen abgeben könnte. "Alle elf Behälter halten den Wert für die beim Transport zulässige Strahlendosis von 100 Mikro-Sievert pro Stunde im Abstand von zwei Metern ein", sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Donnerstagabend. Sie bezog sich dabei auf eine Veröffentlichung der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln, die die Messungen im französischen La Hague überwachen ließ. Demnach habe die höchste Stundendosis bei drei Vierteln des Grenzwertes gelegen. (dapd)
20.15 Uhr: B216 wieder frei
Metzingen/B216. Die Lage hat sich wieder beruhigt. Die Wasserwerfer haben den Weg freigespritzt. Jetzt ist die Straße wieder für den Verkehr frei. Dicke Sattelschlepper rollen durch das Spalier von Polizisten, umringt von Demonstranten. Da rollt auch ein Wohnwagen mit Anti-Atom-Aufklebern vorbei. "Dass der sich hier durch uns durchprügeln lässt, ist aber nicht okay", sagt ein Demonstrant und lacht.
20 Uhr: Schlagstockeinsatz
Metzingen/B216. Die Polizei setzt auch Schlagstöcke und Pfefferspray gegen Castorgegner ein. Mehrere Verletzte. Bundesstraße noch blockiert.
19.45 Uhr: Polizei kompromisslos
Metzingen/B216. Die Polizei zögert hier kaum und geht von Beginn an massiv gegen zunächst friedlich umherstehende Demonstranten vor und setzt großzügig Wasserwerfer ein. Die Situation eskaliert schnell. Nun vermummen sich erste Kleingruppen. Unter einen Polizeibus zündet eine Nebelkerze. Auf der Straße ist nichts mehr zu erkennen, die Menschen flüchten vor dem beißenden Qualm. Die Polizei schießt dennoch weiter mit Wasserwerfern in die fortlaufende Menge. Immer wieder knallen Böller auf, die geworfen wurden. Nur eine Sambagruppe trommelt unbeirrt. Inzwischen sind drei Wasserwerfer aufgezogen.
19.40 Uhr: Polizei droht mit Pfefferspray
"Ist nicht so schlimm", sagt ein Demonstrant, der in der Nähe des Wasserwerfers am Rande der B216 steht. Aber kratzen tut er sich schon. Er hat gerade einen fliegenden Stein vors Schienenbein bekommen. Allerdings: Die Polizei droht inzwischen auch mit Pfefferspray und Schlagstöcken.
19.35 Uhr: Erstes Kräftemessen
Metzingen an der Bundesstraße. AktivistInnen feiern ein Fest mir Musik und Volksküche auf der Bundesstraße – die traditionelle "Landmaschinenschau", bei der Bauern ihre Geräte vorführen – und ein wenig demonstrieren. Die Polizei setzt Wasserwerfer ein. Zum ersten Mal bei diesem Castor-Transport. Noch sprühen sie nicht in die Menge, sondern oben drüber.
19.25 Uhr: Kleine Blockade der B 216
Metzingen, Imbiss an der B216. Einige hundert Menschen blockieren nun die Bundesstraße. Mitten in der Menge stehen zwei riesige Sattelschlepper, die nicht mehr durchkommen. Der Spalier der Polizei hat sich aufgelöst. Polizeireihen stehen nun gedrängt inmitten der Massen. Vereinzelt kommt es zu kleinerem Geschubse mit Polizisten. Ein Polizeisprecher macht eine Durchsage: Er sucht einen Versammlungsleiter und fordert die Versammlungsteilnehmer auf, die Fahrbahn zu räumen. Die pfeifen nur laut.
19.20 Uhr: Polizei spricht von "ganz enspannter" Lage
Hitzacker. Die Polizei bezeichnet die Lage am Donnerstagabend als "ruhig und ganz entspannt". Besondere Aktionen oder Konfrontationen habe es bislang nicht gegeben. Knapp 20.000 BeamtInnen werden rund um den Castortransport im Einsatz sein. Wie viele bereits im Wendland eingetroffen sind, ist von der Einsatzleitung nicht zu erfahren. Die offene Frage, ob der Castor, der nach wie vor in Frankreich steht, nicht doch schon Freitag im Wendland eintrifft, "bereitet keine Sorge", sagt ein Sprecher. Ob sich deshalb möglicherweise auch die GegnerInnen früher auf den Weg Richtung Gorleben machen, will er nicht kommentieren. "Wir sind aber auf alles vorbereitet."
19.10 Uhr: Proteste in Göttingen beginnen
Göttingen. Rund 100 AktivistInnen demonstrieren gerade hinter einem langen Treckerkorso in Göttingen gegen den Castor. Sie hatten ihre Aktionen einen Tag vorverlegt, weil sie nach dem früheren Aufbrauch in Frankreich bereits heute mit dem Castor-Zug gerechnet hatten. Bis zum Morgen soll es eine Mahnwache am Bahnhof geben. "Wir werden notfalls auch bis übermorgen hier bleiben", sagte ein Redner. "Wir begleiten den Castor so lange, bis unsere Kollegen im Wendland ihn übernehmen." In der Vergangenheit hatte es in Göttingen immer wieder erfolgreiche Schienenblockaden gegeben.
19.05 Uhr: Nicht über die Bundesstraße
Ortsausgang Metzingen. Ein Teil der Demomstranten will die Kundgebung über die Bundesstraße verlassen, aber die Polizei versperrt den Weg. Per Durchsage heißt es, man müsse die Dorfstraße benutzen. Fast alle Demonstranten haben sich zurückgezogen. Die Polizisten stehen trotzdem immer noch an der Bundesstraße aufgereiht.
19.00 Uhr: Aufruf zum Laternenumzug durch Metzingen
Ortsausgang Metzingen. Die Widerständler quittierten Röttgens neue Endlagerpläne mit lauten "Lüge"-Rufen. Ein Solidaritätsbrief der japanischen Antiatom-Bewegung wurde verlesen, ein russischer Aktivist spricht selbst. Kurz vor 19 Uhr wird die Kundgebung von der Bühne aus für beendet erklärt und gleichzeitig zu einem Laternenzug durch Metzingen aufgerufen. Außerdem ist nun die "Landmaschinenschau" angekündigt.
Viele Demonstranten ziehen nun hinüber zur zweiten Stelle an der Bundesstraße 216, wo am Imbiss bereits Demonstranten versammelt sind. Wieviele Menschen zur Zeit rund um Metzingen versammelt sind, ist schwer zu sagen. Es sind viele hundert Personen, vielleicht auch über tausend.
19.00 Uhr: Castor steht noch in Frankreich
Wann der Castor-Transports in Frankreich weiterfährt, ist noch immer offen. Noch steht er im ostfranzösischen Ort Rémilly, wo er am Morgen eingetroffen war. "Der Zug kann in zehn Minuten abfahren, oder in zwei Tagen", sagte der Sprecher des Pariser Innenministeriums, Pierre-Henri Brandet, in Rémilly. Die Entscheidung hänge auch von der möglichen Präsenz "gewaltbereiter Gruppen" oder Gleisblockaden auf der deutschen Seite ab. Am Vormittag hatte es aus französischen Sicherheitskreisen geheißen, der Zug werde 24 Stunden in Rémilly bleiben und erst am Freitag in Deutschland eintreffen.
Deutsche und französische Atomkraftgegner schlossen nicht aus, dass sich der Castor-Zug mitten in der Nacht in Bewegung setzt. Unklar war auch, welche der drei möglichen Strecken der Zug nehmen wird – über Saarbrücken, Straßburg und Kehl in Baden-Württemberg oder das nordelsässische Lauterbourg. Im rheinland-pfälzischen Grenzort Berg bei Lauterbourg warteten nach Angaben des Kollektivs Südblockade am Abend rund 200 Atomkraftgegner in einem Protestlager auf die mögliche Ankunft des Konvois. Dem Kollektiv zufolge flogen Polizeihubschrauber die Zugstrecken bei Saarbrücken und Lauterbourg ab. (afp)
18.50 Uhr: Mit Taschenlampen zurückgegrüßt
Ortsausgang Metzingen. Seit 18 Uhr haben sich die Wiederständler hier bei der Bundesstraße direkt vor dem Ortsschild versammelt. Vor einer Bühne stehen jetzt mehrere hundert Menschen. Die Redner wechseln sich ab und reden unter regelmäßigem Beifall über die Bewegung und die geplante Aktionen. Dann stimmen alle gemeinsam ein Lied an: "Wir lassen ihn nicht rein, es wird der letzte sein!" Hinter der Bühne stehen Polizisten in Kampfmontur aufgereiht. Als sie mit einem Blitz in die Menge fotografieren, leuchten Demonstranten mit ihren Taschenlampen zurück.
18.35 Uhr: Laternenumzug in Hitzacker
Hitzacker. Die Menschen in Hitzacker haben ihre Fenster mit "X"en geschmückt. Ein Paar jubelt der Demo vom Balkon aus zu. Die ersten TeilnehmerInnen seilen sich ab. Die zahlreichen Fotografen bleiben.
18.25 Uhr: Familienkundgebung bei Metzingen
Metzingen. Durch das ganze Dorf wuseln Castorgegner/innen. Am Camp Metzingen versammeln sich derzeit einige hundert Menschen. Sie stehen am Feuer, wärmen sich die Hände, plaudern, die Stimmung ist entspannt. Einige Kinder tragen Laternen. Ganz in der Nähe beginnt die gerade die "Familienkundgebung". Um 19 Uhr folgt dann die berüchtigte "Landmaschinenschau", bei der die Bauern der Region erstmals ihre Blockadeschlepper präsentieren. Rund um den Ort ist viel Polizei unterwegs.
18.20 Uhr: Igluzelte für die Nacht
Metzingen. Während es auf dem Hof veganes Essen gibt, bekommt man in der Scheune darunter, wo der Bauer eine lange Bar aufgebaut hat auch scharfes Chilli mit Hackfleisch. Dietmar Seide steht hinter dem Tresen. Ihm gehört das Nachbargrundstück. "Letztes Jahr hatte ich 160 Zelte dort", erzählt er. Noch sind es nicht ganz so viele, aber auch jetzt bauen die Aktivisten wieder ihre Igluzelte auf. "Normalerweise kommen die Massen immer erst am Freitag". Ralf und seine Freundin Britta haben andere Sorgen. Ihr neunjährige Kind wartet bei einer Bekannten in Bremen und im Moment kann noch niemand sagen, wann der Transport kommt und sie wieder heim können.
18.00 Uhr: Landesbischof wirft Politik unehrlichen Kurs vor
Hannover. Vor dem Eintreffen des Castor-Transports im Zwischenlager Gorleben hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister der Politik Unehrlichkeit bei der Endlagerfrage vorgeworfen. Die Menschen im Wendland hätten deshalb "grundsätzlich das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Politik verloren", sagte Meister am Donnerstag bei der Landessynode in Hannover. "Man könnte von einer gesellschaftlichen Vergiftung sprechen, die aus diesem Misstrauen entstanden ist", betonte er. Für die weitere Arbeit bei der Suche nach einem Endlager forderte Meister "die Unterbrechung der Erforschung in Gorleben".
17.54 Uhr: Noch mehr Umzüge
Suderburg. Auch in Suderburg habe sich ein Laternenumzug auf den Weg gemacht, melden Anit-Atom-AktivistInnen auf Twitter.
17.42 Uhr: Musik und Laternen in Hitzacker
Hitzacker. Begleitet von Saxofon und Akkordeon zieht der Laternenumzug durch Hitzacker. Es werden Anti-Castor-Lieder gesungen. Zahlreiche FotografInnen ziehen mit.
17.40 Uhr: Viele Störaktionen warten auf den Castor
Dannenberg. Martin Nesemann ist aktiv im Camp Metzingen, und spricht für die Aktion "Ende im Gelände". Unter diesem Slogan soll es in diesem Jahr viele kleine undurchschaubare Widerstandsaktionen in der sogenannten "Göhrde" geben. Die Göhrde ist ein unübersichtliches, hügeliges Waldgebiet, durch das die Schienenstrecke führt, über die der Castor in Richtung Dannenberg transportiert werden muss. Im letzten Jahr hatten hier vor allem die "Schotterer" zugeschlagen.
"In diesem Jahr wird es nicht so übersichtlich zugehen wie im letzten Jahr", sagt Nesemann. Grund dafür ist, dass einige autonome Gruppen mit der Kampagne "Castor? Schottern!" nicht zufrieden waren. Neben der Schotter-Kampagne, die auch am Wochenende wieder starten soll, ist daher mit zahlreichen, unorganisierten Störaktionen im Bereich der Göhrde zu rechnen.
Die Polizei hat bereits ein hartes Vorgehen angekündigt. Auf der Auftaktpressekonferenz in Dannenberg sagt Nesemann es am Donnerstag salomonischer: "Wir gehen nicht mit dem Kopf durch die Wand. Aber wir gehen durch die Wand."
17.33 Uhr: Piraten steigen auf den Zug auf
Hannover. Die Piratenpartei Niedersachsen ruft zur Teilnahme an der Großdemonstration am Samstag, 26. November, um 12.30 Uhr in Dannenberg auf. Sie fordert einen sofortigen Stopp der Erkundungen des Salzstockes in Gorleben sowie eine endgültige Abkehr von Gorleben als Endlager.
Die Erkenntnisse der letzten 30 Jahre hätten deutlich gezeigt, dass der Salzstock nicht geeignet und nicht genehmigungsfähig sei, erklärte Kine Haasler, Mitglied im Landesvorstand der Piratenpartei Niedersachsen. Zudem bemängeln die Piraten die fehlende Transparenz beim Umgang mit Strahlungsmessungen am Zwischenlager.
Unterstützt werden sie von den Landesverbänden Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg. Vom 25. bis 28. November 2011 veranstalten die Piraten im Wendland im Rotdornweg in Nebenstedt eine Mahnwache mit dem Namen "Gorleben soll leben!". Am 27. November um 12:00 Uhr soll dort zudem eine öffentliche Fraktionssitzung der Abgeordneten der Berliner Piratenpartei stattfinden. (ddp)
17.32 Uhr: Frühe Castor-Abfahrt verteidigt
Rémilly. Das französische Innenministerium hat den vorgezogenen Start des Castor-Transports nach Gorleben gerechtfertigt. Angesichts der Probleme bei der Abfahrt am Mittwoch in Valognes sei es gut, dass der Zug früh losgefahren sei, sagte Ministeriumssprecher Pierre-Henri Brandet am Donnerstag in Rémilly. Dadurch bestehe weiterhin die Möglichkeit, die Transportroute frei zu wählen.
Zum Zeitpunkt der Weiterfahrt des Transports, der derzeit in Rémilly steht, machte Brandet keine Angaben. "Der Zug könnte schon in zehn Minuten, in Stunden oder auch erst morgen fahren", sagte er. Am Mittwoch hatten rund 500 Menschen versucht, die Abfahrt des Zuges zu verhindern. (dapd)
17.30 Uhr: Bauern gegen Atom
Dannenberg. Mit einer eigenen Einsatzkommission und dutzenden Beamten will die Polizei an diesem Wochenende den Bauern im Wendland das Handwerk legen. Diese hatten im vergangenen Jahr mit ihren mächtigen Treckerblockaden weite Teile des Polizeieinsatzes bestimmt. Monika Tietke von der Bäuerlichen Notgemeinschaft ist aber optimistisch. "Wir gehen davon aus, dass sich wieder ähnlich viele Schlepper wie im letzten Jahr an den Protesten beteiligen werden", sagt sie. "Derzeit bekommen wir auch sehr viel Unterstützung von Bauern aus anderen Regionen."
17.20 Uhr: Massive Proteste erwartet
Dannenberg. Matthias Edler von Greenpeace erwartet für das Wochenende massive Proteste im Wendland. "All diejenigen, die gesagt haben, der Protest würde stark abnehmen, sind in Frankreich bereits eines Besseren belehrt worden. Auch in dem Atomstaat Frankreich kippt die Stimmung nach Fukushima nun um."
17.08: Abendstimmung in Dannenberg
Dannenberg. In der Stadt ist es ruhig. Die Schaufenster vieler Geschäfte sind mit Anti-Atom-Plakaten dekoriert. Auf dem Marktplatz steht ein schon etwas betagter Wohnwagenanhänger, vesehen mit einem Schild: "Castor Informationen". Seit einer Woche steht das Informationsmobil der Polizei hier. Viele Informationen gibt es aber nicht.
"Da wissen sie wahrscheinlich mehr als wir", scherzt ein junger Beamter, nachdem sich der taz-Reporter als Journalist vorstellte. Dafür gibt es Kekse und Kaffee. Die meisten Fragen besorgter Bürger würden sich um die Verkehrsbehinderungen während des Transportes drehen. Aber an welchem Tag die Straßen für den Castor gesperrt werden, da können auch die Beamten im Informationsmobil nur Vermutungen anstellen.
17:00 Uhr: Laternenumzug beginnt
Hitzacker. Der Laternenumzug soll gleich beginnen. Kinder haben ihre selbstgebastelten Lampions dabei, manche Eltern Anti-AKW-Flaggen. Vor Ort werden noch die letzten Laternen gebastelt, die X-Leuchten. Auch die Polizei ist vor Ort.
16.58 Uhr: Castor-Route weiter unbekannt
Straßburg. Welche Route der Castor-Transport nehmen wird ist weiterhin unbekannt. Noch sei nichts entschieden, beteuert der Sprecher des Pariser Innenministeriums, Pierre-Henri Brandet. Weder die Strecke stehe fest, noch der Zeitplan, versicherte Bradet. "Der Zug kann in zehn Minuten abfahren oder in zwei Tagen". Ziel sei es, die Behälter unter guten Sicherheitsbedingungen an die Grenze zu bringen. Die Entscheidung hänge letztlich auch von der Präsenz potenziell "gewaltbereiter Gruppen" und möglichen Streckenblockaden auf deutscher Seite ab.
16.53: Umweltminister Sander: keine weiteren Castor-Transporte
Köln. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander rechnet mit keinen weiteren Castor-Transporten ins Zwischenlager Gorleben. "Ich gehe einfach davon aus: Das war der letzte Transport, der nach Gorleben gekommen ist", sagte der FDP-Politiker am Donnerstag im Deutschlandfunk. "Auch keine weiteren Transporte aus Sellafield dürfen nach Gorleben", stellte Sander klar. Dieser radioaktive Müll müsse woanders gelagert werden. Leider seien die politischen Bemühungen um ein Endlager noch nicht so erfolgreich wie nötig verlaufen. (dapd)
16:36 Uhr: Keine Kontrollen durch die Polizei
Dannenberg. "Absolut Null, nichts", sagt eine Sprecherin des Ermittlungsausschusses (EA) auf die Frage, ob die Polizei anreisende CastorgegnerInnen kontrolliert. Den EA haben die AktivistInnen auf die Beine gestellt. Er protokolliert und verfolgt, welche AktivistInnen von der Polizei festgenommen werden, um ihnen Hilfe und Rechtsbeistand zukommen lassen zu können. Auch andere Gruppen, die mit Rucksäcken und Zelten bepackt in den Camps ankommen, bestätigen, dass sich die Polizei zurückhält. Allerdings sei das normal, sagt der EA. Erst vor den Blockadeaktionen wird gefilzt und kontrolliert.
16.15 Uhr: Zeitung und E-Paper zum Castor-Transport
Dannenberg. Die erste Ausgabe von G ist erschienen und wird in Läden, Cafes und Camps verteilt. G steht für THE GORLEBEN PROJECT. In einer Scheune in Breese produzieren etwa 20 junge JournalistInnen täglich eine gedruckte Zeitung und ein E-Paper zum Castor-Transport und zum Widerstand. Veranstalter des Pressecamps sind dju/verdi und die Junge Presse Niedersachsen.
16.00 Uhr: Warten im Camp Hitzacker
Hitzacker. Die Aktivistinnen Nora, Lea und Helen sind aus Düsseldorf, Bielefeld und Paderborn angereist. Sie sitzen vor ihrem Zelt und warten auf ihre Bezugsgruppe, die heute noch aus ganz Deutschland anreist. Gerade haben sie einen Polizisten beobachtet, der mit einem Boot über den See fuhr.
In den kommenden Tagen wollen sie Gleise blockieren, dafür haben sie schon vor kurzem ein Training absolviert. "Ein wenig Angst habe ich schon", sagt Lea. "Das gehört dazu", findet Helen. Auf dem Campweg übt ein junger Mann schnelles Gehen auf Krücken.
15.59 Uhr: Castor-Gegner fordern Polizisten zum Desertieren auf
Lüchow. Aus Sorge über die Strahlenbelastung haben Atomkraftgegner alle Polizisten beim Begleiten des Castor-Transports zum Desertieren aufgefordert. "Wer noch Kinder bekommen möchte, sollte desertieren und weglaufen", sagte die Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudek, am Donnerstag.
Die französische Anti-Atom-Organisation "Sortir du nucléaire" hatte zuvor bei der Fahrt des Castor-Zugs durch Frankreich in zwei Metern Entfernung ein Strahlenwert von 1,65 Mikro-Sievert pro Stunde gemessen – ein Vielfaches der natürlichen Strahlung in Deutschland. Rudek nannte den Transport daher eine "große Gefahr" für Bevölkerung und Beteiligte. (dapd)
15.46 Uhr: Camp in Valognes abgebrochen
Die AktivistInnen im französischen Valognes haben ihr Camp aufgelöst.
15.45 Uhr: Vier AktivistInnen erhalten gerichtliche Vorladung
Valognes. Von bisher 19 Festgenommenen, die inzwischen alle freigelassen wurden, haben vier eine gerichtliche Vorladung erhalten.
15.45 Uhr: Metzingen macht sich bereit
Metzingen. Das kleine Dorf hat seine Scheunen auch in diesem Jahr für die Protestler geöffnet. Zelte sind aufgeschlagen worden und um die Vokü sitzen schon mehrere Dutzend Leute und versorgen sich. Das Hand-Desinfektionsmittel auf dem Dixi-Klo im vorletzten Hof ist schon fast leer, obwohl der Castor noch weit weg ist.
15.30 Uhr: Camp in Metzingen wächst
Atom-GegnerInnen berichten auf Twitter, dass bereits 800 Plätze im Camp in Metzingen vergeben sind. Abgewiesen würde aber niemand.
15.25 Uhr: Ab morgen Blockadetrainings nonstop
Ab morgen finden in den Camps von "X-tausendmal quer" durchgehend Blockadetrainings statt, um möglichst viele Menschen zu erreichen, die dann in ihre Gruppen eingeteilt werden. Sprecherin Luise Neumann-Cosel rechnet aber damit, dass der Castor möglicherweise erst am Sonntag ankommt.
15.00 Uhr: Camp in Hitzacker bereit für 500 AktivistInnen
Hitzacker. Im Camp ist es noch recht ruhig. Die Veranstalter rechnen erst am Freitag mit dem großen Ansturm. Dann können bis zu 500 Menschen hier unterkommen. Vereinzelte AktivistInnen spazieren am See oder wärmen sich am Feuer.
14.45 Uhr: Zeltstadt auf Bauernhof
Gedelitz, Camp der Initiative "X-tausendmal quer". Die Anti-Atom-Initiative "X-tausendmal quer" hat ihre Zelte aufgeschlagen. Knapp zwei Kilometer von den Atomanlagen in Gorleben und der Transportstrecke entfernt ist hier auf dem Hof eines Bauern eine kleine Zeltstadt entstanden.
In den 15 großen Manschaftszelten ist noch viel Platz und alle sind gespannt, wie viele AktivistInnen kommen werden. Johanna und ihre beiden Freundinnen sind bereits da. Gespannt vefolgen sie im Infozelt die Nachrichten. Sie freuen sich, dass der Castor in Frankreich aufgehalten wurde und vielleicht erst morgen über die Grenze fährt. Morgen wollen sie ein Aktionstraining mitmachen, um sich auf die geplanten Sitzblockaden vorzubereiten.
14.41 Uhr: Castor-Gegner in Hessen stellen sich auf Mahnwachen am Freitag ein
Frankfurt/Main. Der mögliche eintägige Zwischenstopp des Castor-Transports bis Freitag im französischen Rémilly zwingt die hessischen Atomkraftgegner zur Änderung ihrer Planung: Die angekündigte Mahnwache am Bahnhof Fulda werde erst dann abgehalten, wenn der Castor tatsächlich dort durchfahre, sagte ein Sprecher von Greenpeace Fulda am Donnerstag.
Auch Castor-Gegner in Darmstadt wollen warten, bis der Transport die Stadt passiert. Ein Sprecher der Initiative Atomkraftende sagte, es werde vermutet, dass der angekündigte eintägige Stopp nur eine Polizeitaktik sei, damit die Demonstranten vorerst nicht an die Schienen kämen. Es sei möglich, dass der Castor dann in der Nacht zum Freitag trotzdem weiterfahre.
In Kassel rufen Linkspartei und Anti-Atom-Plenum für Freitag um 19.00 Uhr zu einer Mahnwache am ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe auf. Es gehe nicht darum, den Castor abzufangen, sondern darum, ein Zeichen zu setzen, hieß es. Deswegen spiele es keine Rolle, ob der Transport zu dem Zeitpunkt durch Kassel rolle. Ursprünglich war für Donnerstag erwartet worden, dass der Castor-Zug die deutsch-französische Grenze passieren würde.
Ein Mitarbeiter der französischen Bahn kündigte jedoch einen eintägigen Stopp in Rémilly südlich von Metz an. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Castor-Transport bei seiner Weiterfahrt ins Zwischenlager Gorleben durch Hessen rollt. Zwei Routen sind dafür möglich. In beiden Fällen passiert der Transport Darmstadt und Hanau. Von dort aus kann der Zug über Fulda und Bad Hersfeld oder über Gießen und Marburg fahren. Vor Kassel kommen beide Strecken wieder zusammen, sodass der Zug wahrscheinlich auch durch die nordhessische Stadt geleitet wird. (dapd)
14.41 Uhr: Vorbereitung auf die Proteste
Hitzacker. Zwei Räumpanzer der Polizei tanken an der Shell-Tankstelle.
14.40 Uhr: "Von Atomausstieg kann keine Rede sein"
Dannenberg, Pressekonferenz "Castor schottern". "Von Atomausstieg kann keine Rede sein", meint Luca Köppen, Sprecher der Initiative "Castor Schottern". "Die Urananreicherungsanlage Gronau und die Brennelementefabrik Lingen werden weiter ausgebaut, neun AKW laufen weiter und Deutschland beteiligt sich an Euratom."
14.40 Uhr: Schotter-Pläne
Dannenberg, Pressekonferenz "Castor schottern". "Auf den Gleisen werden wir Schottersteine so lange entfernen, bis die Gleise schweben", erklärt Mischa Amoneit, einer der Sprecher der Initiative "Castor Schottern". "Wir tun das auf der Strecke Lüneburg-Dannenberg." Auf die beschädigten Stellen möchte die Initiative hinweisen. "Wir wollen in Zeit und Raum flexibler sein als 2010", so Amoneit weiter. "Wenn wir auf Polizei treffen, werden wir ausweichen. Da, wo weniger Polizei ist, werden wir durchfließen." Die AktivistInnen wollen "körperschützendes Material" mit sich führen.
14.30 Uhr: Die Linke warnt vor Castor-Transport durch Saarbrücken
Saarbrücken. Die Linke im Saarland hat vor den Gefahren eines Castor-Transports durch Saarbrücken gewarnt. Allein auf der wenige hundert Meter langen Strecke zwischen dem Saarbrücker Messegelände und dem Hauptbahnhof würde der Atomtransport gleich mehrere Gefahrenstellen passieren, sagte Linke-Politiker Manfred Klasen am Donnerstag bei einer Protestkundgebung.
So müsste der Zug über eine Brücke rollen, die nicht gegen Abstürze gesichert sei. Zudem führe die Strecke direkt an einem Gasbehälter und an einer freiliegenden Gasleitung vorbei. Der Weg über Saarbrücken ist eine mögliche Route für den aktuellen Castor-Transport nach Gorleben. (dapd)
14.30 Uhr: Pause in Rémilly
Bis auf Weiteres soll der Castor-Zug in Rémilly eine längere Pause machen. Berichten der Presseagentur afp zufolge wird die Weiterfahrt voraussichtlich erst morgen stattfinden. Anscheinend wollen Areva, SNCF und die französischen Behörden Zeit gewinnen, um eine neue Umfahrungsstrecke zu finden und so die in Deutschalnd wartenden Demonstrierenden auszutricksen.
14.25 Uhr: "Halten Verboten"-Schilder im Wendland
Wendland. Auf der Landstraße zwischen Dannenberg und Gorleben werden gerade "Halten verboten"-Schilder aufgestellt. Hier soll in ein paar Tagen der Castor-Transport entlang fahren. An fast allen Häusern und Grundstücken entlang der Strecke haben die Anwohner große und kleine gelbe "X"-Zeichen aufgestellt. Auf einem Acker steht ein alter Tracktor-Anhänger mit zwei Strohpuppen, die ein Transparent halten: "Atomkraft ist tot sicher - wir stellen und quer".
14.15 Uhr: Pressekonferenz "Castor Schottern"
Dannenberg. Großer Andrang bei der PK von "Castor Schottern". Die Initiative solidarisiert sich mit den Blockadeversuchen in Frankreich und protestiert gegen die Kriminalisierung der französischen AktivistInnen. "Schottern"-Sprecher Peter Bachstein: Die Proteste in Frankreich waren eine "optimale Vorlage für unsere Aktionen in Deutschland."
13.55 Uhr: Castor erst am Freitag in Deuschland
Lüneburg. Die Polizeidirektion sagt auf Nachfrage der taz, das Demoverbot gelte immer noch ab Samstag und sei nicht auf Freitag vorgezogen worden. Das ist ein Indiz, dass der Transport das Wendland frühestens am Samstag erreicht und tatsächlich länger in Frankreich bleibt. Auch die Widerstandsgruppen im Wendland bereiten sich darauf vor, dass der Transport frühestens Freitag mittag die deutsche Grenze überquert.
13.47 Uhr: Hessische Castor-Gegner richten sich auf Aktionen am Freitag ein
Frankfurt/Main. Die Atomkraftgegner in Hessen stellen sich auf einen möglichen eintägigen Zwischenstopp des Castor-Transports bis Freitag in Frankreich ein. Die geplante Mahnwache am Bahnhof Fulda werde erst dann abgehalten, wenn der Castor tatsächlich dort durchfahre, sagte ein Sprecher von Greenpeace Fulda am Mittwoch auf dapd-Anfrage.
Auch Castor-Gegner in Darmstadt wollen warten, bis der Transport die Stadt passiert. In Kassel rufen Linkspartei und Anti-Atom-Plenum für Freitag um 19.00 Uhr zu einer Mahnwache am Bahnhof Wilhelmshöhe auf. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Castor bei seiner Fahrt ins Zwischenlager Gorleben durch Hessen rollt. (dapd)
13.29 Uhr: AktivistInnen fordern Gewaltfreiheit
Dannenberg, Esso-Wiese. "Wie steht es mit der Gewalt?", fragt ein Reporter auf der Auftaktpressekonferenz. Alle einzelnen SprecherInnen reagieren nun. "Es ist im Wendland ganz breiter Konsens, dass bei unseren Protesten keine Menschen verletzt werden", sagt Luise Neuman-Cosel, Sprecherin der Initiative "X-tausendmal quer".
Matthias Edler von Greenpeace sagt: "Die Proteste im Wendland haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie friedlich waren. Sonst hätten wir die Bevölkerung auch nicht auf unserer Seite. Wir müssen aber feststellen, dass es in den letzten Jahren immer wieder zu übertriebenen Polizeieinsätzen gekommen ist."
Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg ergänzt: "Wir fordern von der Polizei, auf den Einsatz von Gas, Schlagstöcken, Hunden und Polizeipferden zu verzichten. Wenn heute morgen auf der Schülerdemo bewaffnete Konfliktmanager mit großkalibrigen Waffen zur Deeskalation eingesetzt worden sind, zeigt uns das, wer hier eskaliert." Auch die anderen SprecherInnen kritisieren die Polizei.
13.10 Uhr: Volxküche versorgt AktivistInnen
Auftaktpressekonferenz auf der Esso-Wiese. Jens Magerl, Sprecher der Blockadekampagne "Widersetzen", einer der zahlreichen Widerstandsinitiativen, sagt: "Von unserer Seite aus ist eine große, bunte Sitzblockade auf den Transportgleisen. Wir sitzen ja hier im Zentrum von Röttgens weißer Landkarte. Und in diese weiße Landkarte werden wir am Wochenende einiges einzeichnen: Dass das Wendland bunt ist. Und dass unser Widerstand entschlossen ist." "Widersetzen" plant für Freitagabend um 19 Uhr ein "gründliches Training" im Camp Hitzacker zur Vorbereitung der friedlichen Blockaden. "Wir sind auch bereit, wenn es sein muss, in der Nacht loszugehen und uns dann auf die Gleise zu setzen. Wir interessieren uns weder für die Polizei, noch für Polizeiketten. Wir interessieren uns für die Lücken in den Polizeiketten. Und die werden wir nutzen und uns auf die Schienen setzen."
Orangen-Mohn-Kuchen steht auf dem Buffet und warmer Kartoffel-Möhren-Eintopf wird in der Volxküche serviert. Es ist Mittagspausenstimmung auf der Esso-Wiese in Dannenberg. Gleich soll hier die Auftaktpressekonferenz der Protestinitiativen beginnen.
12.43 Uhr: Taz-Ticker trifft Castor-Ticker
Dannenberg, Esso-Wiese. Taz-Redakteur treffen KollegInnen. "Wir sind vom Widerstand für den Widerstand", beschreibt Castor-Ticker-Redakteur Jan Becker die Arbeitsweise. In einem Bauwagen auf der Esso-Wiese arbeitet das Tickerteam, hier koordinieren sich auch die meisten Widerstandsgruppen. Es gibt eigens eine Hotline, unter der AktivistInnen Becker beliefern können. Alle Infos werden ihm zufolge zwei- bis dreimal gegengecheckt.
12.40 Uhr: Demo durch Berg abgesagt
Berg. Die Verantwortlichen der Sitzblockade haben gerade die geplante Demo durch Berg zum Bahnhof abgesagt. Der Castor steht in Frankreich; den Bahnhof Berg haben inzwischen 200 Polizisten besetzt.
Der Einsatzleiter der Polizei sagte der taz, dass man mit der Präsenz dort auch Leib und Leben der Atomkraftgegner schütze, denn Personen- und Güterzüge würden heute weiter normal fahren.
Die Sitzblockierer werden jetzt von der Volxküche verpflegt, damit sie auch morgen, am Tag X, noch fit sind.
12.20 Uhr: Castor steht weiterhin in Rémilly
Rémilly. Der Castor-Zug steht weiterhin in Rémilly. Die Atomgegner bezeichnen diesen langen Halt als verantwortungsloses Risiko, das Areva bei diesem Transport eingehe.
Aus Forbach, unweit der deutschen Grenze auf der Strecke nach Saarbrücken, werden größere Polizeieinheiten gemeldet. Falls es sich nicht um ein Ablenkungsmanöver handelt, scheint das zu bestätigen, dass der Castor-Zug in der Nacht oder sogar erst morgen über diesen Weg die Grenze passieren wird.
12.20 Uhr: Die Schüler-Demo in Lüchow ist zu Ende
Lüchow. Die Schüler-Demo ist zu Ende. 2.000 Teilnehmer und 14 Trecker - das war mehr als erwartet. Greenpeace und BI Lüchow-Dannenberg sind zuversichtlich, dass es auch zu den Protesten in den kommenden Tagen großen Zulauf gibt. Auch die Polizei ist zufrieden: Es habe nur einen Eierwurf gegeben, sonst sei alles friedlich geblieben, so ein Sprecher zur taz.
11.55 Uhr: Esso-Wiese Dannenberg
Dannenberg. Das Team vom Radio Freies Wendland sitzt in zwei Bauwägen, einem zum Senden, einem zum Recherchieren. Seit gestern um 13 Uhr sind sie auf Sendung und versorgen die Widerständler mit Castor-News.
Die Wendlandsongs, die ihnen zugespielt wurden, reichen mittlerweile für eine Castorhitparade, sagt eine Sprecherin. Immer noch beliebt sei der Castor-Sommer-Schotter-Song aus dem letzten Jahr. Ihre Infos erhält das Team nicht nur von den eigenen Korrespondenten, sondern auch direkt von den Protestierenden in den Camps. Das HörerInnentelefon erreicht man unter 05861 98 92 166.
11.53 Uhr: Castor bleibt wohl 24 Stunden in Frankreich stehen
Rémilly. Der Castor-Transport aus Frankreich wird voraussichtlich nicht vor Freitag in Deutschland eintreffen. Aus französischen Sicherheitskreisen verlautete am Donnerstag, der Zug mit hochradioaktivem Atommüll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague werde gestoppt und weitere 24 Stunden in Frankreich bleiben.
Am Vormittag war der Zug, der den Atommüll nach Gorleben bringen soll, im lothringischen Ort Rémilly bei Metz eingetroffen. (afp)
11.40 Uhr: Presse berichtet von buntem Bauwagenplatz
Dannenberg. Die Esso-Wiese am Rande von Dannenberg - früher mal zentraler Protestplatz - hat sich heute zum Technik- und Logistikzentrum der Anti-AKW-Bewegung gewandelt. Hier hat die Pressegruppe ihr Zuhause, Greenpeace hat einen eigenen Info-Container aufgestellt, das Radio Freies Wendland sendet aus einem Bauwagen, ebenso wie die alternativen Medienaktivisten von graswurzel.tv. Das Ganze sieht aus wie ein gemütlicher, bunter Bauwagenplatz mit Anti-AKW-Symbolen. Die Stimmung ist entspannt, alle sind auf den Castor gut vorbereitet. Die Volxküche (VoKü) bietet ein leckeres Frühstücksbuffet für die Journalisten.
11.37 Uhr: Protest-Camp bei Dumstorf bleibt verboten
Dumstorf. Im von Atomkraftgegnern bei Dumstorf (Landkreis Lüneburg) geplantes Protest-Camp gegen den Castor-Transport bleibt verboten. Das Lüneburger Verwaltungsgericht habe einen Widerspruch gegen den Sofortvollzug der Verbotsverfügung zurückgewiesen, teilte die Camp-Organisationsgruppe am Donnerstag mit. Das Lager werde aufgegeben und abgebaut.
Der Landkreis hatte eine Genehmigung des Camps an Bedingungen geknüpft. Es sollte in mindestens vier Kilometern Entfernung von der Castor-Bahnstrecke errichtet werden. Die Anmelderin, die Linke-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke, sollte sich von der Kampagne "Castor Schottern" distanzieren. Beides lehnte Jelpke ab. Daraufhin untersagte die Kreisverwaltung das Camp. (dpa)
11.15 Uhr: 2.000 Demonstranten in Lüchow
Lüchow. Die Teilnehmerzahl bei der Schüler-Demo wächst immer noch rasant an. Auch die Polizei spricht jetzt von 2.000 Demonstranten und 14 Traktoren. Genehmigt waren nur fünf Trecker. Es gab auch Auflagen für die Länge und Höhe der Transparente. Allerbeste Stimmung im Demo-Zug.
11.05 Uhr: Im Wendland schließen Geschäfte
Dannenberg. Geschäfte im Wendland schließen in den nächsten Tagen, um den Protest gegen den Castor-Transport zu unterstützen. Auch der Friseurladen "Haarmonie" in Dannenberg öffnet am Samstag, Montag und Dienstag nicht – "aus gegebenem Anlass", wie es in einer mit "X" umrahmten Zeitungsanzeige heißt. In dringenden Fällen wird aber ein Notdienst angeboten RP
10.45 Uhr: Keine Polizei im Elsass
Der Castor-Zug soll laut letzten Infos durch Lothringen via Forbach in Richtung Saarbrücken fahren, dies aber erst in der Nacht oder morgen, laut Angaben von "Sortir du Nucléaire". Beobachter melden dagegen aus Bahnhöfen im Elsass, dass dort keine sichtbare Präsenz von Sicheritskräften bemerkt wird.
Bisher steht der Zug noch in Rémilly, wo angeblich die Lokomotiven ausgewechselt werden. Vor Ort sind 200 CRS-Polizisten.
10.35 Uhr: Kundgebung Castor-Südblockade läuft
Berg/Pfalz. Gerade sorgte Nicole Mühl von der Initiative Atomstopp Karlsruhe mit einem - erweiterten - Zitat aus Pipi Langstrumpf für allgemeine Heiterkeit unter den jetzt doch 150 blockadewilligen Demonstranten: "Wehrt euch, bildet Banden, stoppt den Castor!"
Daraus aber wird heute nichts mehr werden. Der Castor steht immer noch in Frankreich. Ein Sprecher der Südblockade warnte denn auch nachdrücklich vor Gleisbesetzungen. Auf der Bahnstrecke vom Elsass nach Rheinland-Pfalz herrsche nämlich heute normaler Bahnverkehr.
Demonstriert werden soll später dennoch durch Berg zum Bahnhof. Die Parole für danach steht auch schon fest: Bis morgen!
10.30 Uhr: Verladebahnhof Dannenberg:
Dannenberg. Übertragungswagen von ntv, RTL, NDR und n24 stehen bereit. ARD dreht einen Beitrag fürs Morgenmagazin. Die Strahlenschutzbehälter warten am Verladekran auf ihre Fracht. Laut Angaben eines Polizisten sind es 12 Stück.
Direkt neben dem Fuhrpark der Polizei, auf dem auch schon Wasserwerfer stehen, hängt an einem Privathaus eine große X-Fahne. Hundert Meter weiter befindet sich genau die Stelle, an der letztes Jahr Greenpeace als Bier-LKW getarnt, den Transport über Stunden blockiert hat, wie sich ein Pressesprecher der Polizei erinnert.
10.05: Hitzacker
Hitzacker. Am Bahnübergang zwischen Hitzacker und Dannenberg wacht die Polizei im Morgennebel. An einigen Häusern und einem Feld auf der Strecke stehen die Kreuze von xtausendmalquer. Alle paar Minuten sieht man Wagen der Bundespolizei.
10.00 Uhr: Lüchow
Lüchow. Angeführt vom Mobilen Musik-Kampfwagen (MMKW) setzt sich eine Demo in Bewegung. Ca. 600 Jugendliche sind dabei, zehn Trecker und mehrere Unimogs der Polizei rollen am Ende des Zuges mit. Einige Böller werden gezündet. Hohe Polizeipräsenz.
9.45 Uhr: Rémilly (Frankreich)
Aus Rémilly wird ein besonders großes Polizeiaufgebot gemeldet. Offenbar erwarteten die Behörden dort größere Aktionen.
9:45 Uhr: Berg/Südpfalz
In wenigen Minuten beginnt an der Grenze zu Frankreich die Kundgebung der südwestdeutschen Initiativen gegen den Castor-Transport.
Etwa 100 zu Blockade Aktionen entschlossene Aktivisten haben sich bei Minusgraden vor dem Fußballplatz des SC Berg versammelt. Viele haben Strohsäcke für die anvisierte Sitzblockade dabei.
Der Initiativensprecher Andreas Raschke sagte der taz, man sei im Süden flexibel. Komme der Castor über Forbach/Saarbrücken, werde man dorthin "umziehen". Oder auch nach Straßburg/Kehl. Schließlich laute das Motto: Gorleben ist überall.
9.30 Uhr: Lüchow
Hunderte Schüler/innen strömen auf den Platz am Rathaus. Viele sind geschminkt, andere schwenken Fahnen. Zehn Trecker fahren hupend vor. Allerbeste Stimmung.
9.30 Uhr: Straßburg oder Saarbrücken?
Der Castor ist in Rémilly südöstlich von Metz in Lothringen angelangt. Jetzt wird man sehen ob, er in Richtung Forbach und Saarbrücken weiterfährt oder in Richtung Elsass via Hausbergen und Straßburg.
9.00 Uhr: Region Lothringen(Frankreich)
Der Atommüll-Transport aus Frankreich hat nach Informationen von Kernkraftgegnern in Nordfrankreich die Region Lothringen erreicht. Gegen 8 Uhr die Ortschaft Lérouville im Departement Meuse erreicht. Dort stoppte der Zug. Es wird erwartet, dass der Castor-Zug im Laufe des Tages Deutschland erreicht. Wann und wo der Zug dann über die Grenze fährt, war zunächst noch unklar. Aktivisten kündigten Protestaktionen entlang der Strecke an.
Etwa fünfhundert Personen hatten am Mittwoch versucht, die Abfahrt des Zuges in Frankreich zu verhindern. Es kam zu Auseinandersetzungen. Ein Polizeiwagen ging in Flammen auf. Die Sicherheitskräfte drängten die Demonstranten mit Tränengas und Schockgranaten zurück. Nach Angaben französischer Atomkraftgegner wurden zwei Personen von Gummigeschossen der Polizei verletzt. Insgesamt sollen mindestens zwölf Aktivisten festgenommen worden sein. (dapd)
8.12 Uhr: Jugendherberge Hitzacker
Hitzacker. Alexander und Steffi Gröger aus Kronach machen am Wochenende "Familienurlaub der besonderen Art". Im niedersächsischen Ort Hitzacker sitzen sie am Frühstückstisch der Jugendherberge und freuen sich auf das Wochenende. "Eigentlich war ich da net so hinterher, aber als die Merkel damals mit dem Wiedereinstieg begann, da dachte ich, so geht's doch net weiter", sagt Alexander Gröger.
Der 48-jährige Vater und seine 22-jährige Tochter sind 470 Kilometer aus dem fränkischen Ort Kronach angereist, um am Wochenende gegen den Castortransport zu demonstrieren. Geschlafen haben sie schonmal gut. "Im letzten Jahr mussten wir bei Wismar unterkommen, weil in der gesamten Region jedes Zimmer ausgebucht war", sagt Gröger. In diesem Jahr hat er Glück gehabt. Doch wer jetzt noch ein Hotelzimmer sucht, hat es schwerer: Auch in diesem Jahr sind sämtliche Hotelzimmer im Wendland ausgebucht.
06.15 Uhr: Dannenberg
Die BI Lüchow-Dannenberg zeigt sich "erschüttert" über den harten Einsatz der Polizei gegen Castor-Gegner am Mittwoch in Frankreich und fordert von den deutschen Beamten mehr Zurückhaltung. Sie sollten die Verhältnismäßigkeit der Mittel achten und auf Prügel und Gas verzichten. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei im Wendland 2.190 Kartuschen Pfefferspray versprüht.
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Taz-Autoren vor Ort: Rudolf Balmer, Sebastian Fischer, Klaus-Peter Klingelschmitt, Martin Kaul, Reimar Paul, Annika Stenzel, Benjamin Laufer, Teresa Havlicek, Ingo Arzt, Malte Kreutzfeldt, Jörn Alexander, Felix Dachsel, Julia Seeliger, Christian Jakob
In der Berliner Redaktion: Carl Ziegner, Marie-Claude Bianco, Jannis Hagmann, Corinna Klingler, Matthias Urbach, Thomas Schmid, Paul Wrusch
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