Chefsuche bei Opel: Der Neue soll härter sein

Die Lage bei Opel ist dramatisch. Der amerikanische Mutterkonzern fordert eine schnellere und tiefgreifendere Sanierung. Ein neuer Vorstandschef soll am Dienstag gekürt werden.

Unklare Opellage trifft auf trübes Wetter. Bild: dpa

KÖLN taz | Mit einer schnellen Personalentscheidung will Opel wieder aus den Negativschlagzeilen kommen. Am Dienstag trifft sich der Aufsichtsrat des angeschlagenen Autobauers, um einen Nachfolger für den in der vergangenen Woche überraschend ausgeschiedenen Vorstandschef Karl Friedrich Stracke zu küren. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Strategievorstand Thomas Sedran. Auch Produktionschef Peter Thom werden zumindest Außenseiterchancen zugebilligt. Für die gut 22.000 Opelaner dürfte die eine wie die andere Wahl schmerzhaft sein.

Der wegen Erfolglosigkeit gescheiterte Stracke hatte sich gerade erst mit den Arbeitnehmern darauf verständigt, bis 2016 auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Doch das könnte jetzt Makulatur sein. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, erwartet der US-Mutterkonzern General Motors von dem neuen Vorstandsvorsitzenden einen härteren und schnelleren Sanierungskurs. Als gefährdet gilt mittlerweile nicht mehr nur das Bochumer Werk, sondern auch der Standort Eisenach.

Der als Favorit gehandelte Sedran gehört erst seit April der Opelführungsetage an. Zuvor war der 47-jährige Manager Leiter des Geschäftsbereichs Europäische Automobilindustrie bei der Unternehmensberatung AlixPartners. Er gilt als Vertrauter des GM-Vize und Opel-Aufsichtsratsvorsitzenden Stephen Girsky, der vergangene Woche interimistisch die Leitung von Opel übernommen hatte.

Opel befindet sich seit Langem in der Krise. Kontinuierlich sinken die Absatz- und die Beschäftigungszahlen, eine Wende ist nicht in Sicht. In den vergangenen zehn Jahren bescherten Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall dem Mutterkonzern GM Verluste von insgesamt rund 14 Milliarden Dollar. Die aus Detroit an die Opel-Spitze entsandten Manager kamen und gingen, doch den Abwärtstrend aufhalten konnte keiner von ihnen.

Der in der vergangenen Woche geschasste Karl-Friedrich Stracke war der vierte Opel-Chef innerhalb von nur drei Jahren. Auch seine Zahlen sehen nicht besser aus als die seiner Vorgänger: Im ersten Quartal dieses Jahres fuhr das Europageschäft von GM Miese in Höhe von 256 Millionen Dollar ein. Auch im zweiten soll es nicht besser sein.

Die entscheidende Ursache des kontinuierlichen Niedergangs sieht Wirtschaftsprofessor Ferdinand Dudenhöffer im „Managementchaos“ von GM. Der US-amerikanische Konzern habe „keine klare, langfristige Strategie, sondern produziert mit seinen permanenten Hauruck-Aktionen immer nur negative Nachrichten, die dem Image von Opel schaden“, sagte der Leiter des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen der taz.

Auße an zahlreichen hausgemachten Problemen leidet der Konzern gemeinsam mit anderen Massenherstellern wie Fiat, Ford, Peugeot oder Renault zudem unter dem starken Rückgang der Autonachfrage in Europa. Während Marken wie Volkswagen jedoch das Wegbrechen der Geschäfte insbesondere in den Krisenstaaten Südeuropas durch Verkaufssteigerungen andernorts kompensieren können, ist dieser Weg Opel weitgehend verschlossen.

Um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen, untersagt GM bislang Opel eine Expansionsoffensive auf Wachstumsmärkten in den USA, China oder der Asean-Region. „Wir brauchen dringend eine Öffnung der außereuropäischen Märkte“, fordert der Bochumer Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel.

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