Chinas Twitter-Chefin @kathychen2016: Fragwürdiges Gezwitscher

In China gibt es kein Twitter, dafür künftig eine Twitter-Chefin. Kathy Chen heißt die und steht bei Regimegegnern schon jetzt in der Kritik.

Kathy Chen

Kein Twitter in China – bisher Foto: dpa

Twitter ist in China gesperrt, genau wie Facebook und Instagram. Trotzdem hat es sich die Firma aus San Francisco nun nicht nehmen lassen, mit Kathy Chen jemanden einzusetzen, der künftig für das China-Geschäft des Kurznachrichtendienstes zuständig ist.

Das sorgt für Empörung in der chinesischen Dissidentenszene, in der Twitter ein beliebtes Medium ist. Seitdem der Dienst in China auf regulärem Wege nicht mehr abzurufen ist, hat sich Twitter zu einer Plattform unter anderem für Kritiker der chinesischen Führung entwickelt.

Nur mit kostenpflichtigen VPN-Diensten, über die sich eine verschlüsselte Verbindung zu einem ausländischen Server herstellen lässt, kann Twitter auch von China aus genutzt werden. Bei dem Dienst müssen die Dissidenten hier nicht befürchten, dass ihre Einträge auf Verlangen der chinesischen Regierung gelöscht werden.

Das, fürchten Kritiker, könnte sich mit Chens Ernennung ändern. Die 50-Jährige begann ihre Karriere in den 1980er Jahren beim chinesischen Militär. Anschließend arbeitete sie zwischen 1999 und 2005 für ein US-chinesisches Gemeinschaftsunternehmen, an dem das chinesische Sicherheitsministerium beteiligt ist. In einem Interview mit der Financial Times von 2004 gab Chen zu, die Firma entwickle Software, „die politisch sensible und schädliche Informationen“ herausfiltert.

Mit dem Staatsfernsehen zusammenarbeiten

Aber so wie Facebook-Chef Marc Zuckerberg seit einiger Zeit mit einer Charmeoffensive die chinesische Führung umwirbt und Anfang März sogar demonstrativ durch den Pekinger Smog joggte, hofft auch Twitter, in der inzwischen größten Internetnation wieder offiziell zugelassen zu werden.

Kathy Chen

Seit 2016 auf Twitter: Kathy Chen Foto: @kathychen2016/Twitter

Einen ersten Vorgeschmack lieferte Chen bereits. Sie wolle mit dem chinesischen Staatsfernsehen CCTV zusammenarbeiten, „um die Welt über großartige China-Geschichten zu informieren“, zwitscherte sie in einem ihrer ersten Tweets.

CCTV hat 2015 mehrfach öffentliche Geständnisse von regimekritischen Journalisten ausgestrahlt, die dazu gezwungen wurden, vor laufender Kamera ihr eigenes Verhalten zu kritisieren. Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen hält CCTV für ein reines Propagandaorgan.

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