Chinesische Hacker: Angriff auf „Wall Street Journal“

Nicht nur die „New York Times“ ist von China aus gehackt worden. Auch das „Wall Street Journal“ teilt mit, ihre Berichterstattung über das Land sei Ziel von Attacken.

Aus dem Reich der Mitte eine böse Überraschung für das “Wall Street Journal“? Bild: dpa

WASHINGTON afp/dapd | Nach der New York Times hat auch die US-Tageszeitung Wall Street Journal China einen Hacker-Angriff auf seine Website vorgeworfen. Ziel sei es offensichtlich gewesen, die China-Berichterstattung der Zeitung zu überwachen, berichtete das Blatt am Donnerstag. Um das Erlangen wirtschaftlicher Vorteile oder Zugang zu Kundendaten sei es den chinesischen Hackern nicht gegangen, erklärte das Mutterunternehmen Dow Jones. In den vergangenen Jahren sei die Zeitung mehrfach mit Hacker-Attacken konfrontiert gewesen.

Mit den zuständigen Behörden und externen Sicherheitsspezialisten werde daran gearbeitet, Kunden, Mitarbeiter und Journalisten sowie deren Quellen zu schützen, so eine Sprecherin des Unternehmens. Die technischen Sicherheitsvorkehrungen seien hochgefahren worden. „Wir haben absolut vor, den aggressiven und unabhängigen Journalismus weiter zu betreiben, für den wir bekannt sind“, sagte die Sprecherin weiter.

Geng Shuang, ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington, bestritt allerdings, dass es in der jüngsten Zeit Cyber-Attacken aus China gegen Ziele in den USA gegeben habe. „Solche Anschuldigungen ohne einen Beweis sind unverantwortlich“, so Shuang.

Zuvor hatte die New York Times über einen Angriff durch Hacker berichtet, die möglicherweise Verbindungen zum chinesischen Militär hätten. Es seien klare Hinweise Richtung Peking entdeckt worden, erklärte die US-Zeitung und vermutete einen Zusammenhang mit ihrem Bericht über das immense Vermögen der Familie von Chinas Regierungschef Wen Jiabao. Die Volksrepublik wies die Vorwürfe zurück.

Die scheidende US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte, die US-Regierung beobachte eine Zunahme von Hacker-Attacken sowohl auf staatliche Einrichtungen wie auf Privatunternehmen. Sie wünsche sich ein internationales Forum, das Antworten auf "diese Art illegalen Eindringens" suche.

Es geht um Jiabao

Laut New York Times konzentrierten sich die Hacker bei ihrem Angriff auf die Zeitung vor allem auf den Shanghaier NYT-Bürochef David Barboza und seinen E-Mail-Account. Dieser hatte in der Zeitung im Oktober über den immensen Reichtum der Familie von Wen Jiabao berichtet. Überhaupt hätten die Hacker offenbar nur nach Informationen im Zusammenhang mit dem Wen-Bericht gesucht, erklärte die Zeitung. Nutzerdaten beispielsweise seien nicht abgezogen worden.

Die NYT hatte Ende Oktober berichtet, die Familie von Wen habe während seiner Amtszeit riesige Vermögen angehäuft. Dem Bericht zufolge besitzt die Familie Beteiligungen in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) an Firmen im Banken-, Tourismus- und Telekommunikationssektor.

Die Zeitung berief sich auf eine Auswertung von Unternehmens- und Börsenmitteilungen zwischen 1992 und 2012. Dem Bericht zufolge verfügt Wen selbst über keine Beteiligungen, genannt wurden aber unter anderem seine Mutter, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter.

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